Ein verschmutztes Denkmal: Oben auf dem Striegel ist für die Lahrer und Dinglinger ein beliebter Treffpunkt.Fotos: Sadowski Foto: Lahrer Zeitung

Die Dinglinger sind stolz auf ihr Striegel-Denkmal. Doch Stolz allein genügt

Die Dinglinger sind stolz auf ihr Striegel-Denkmal. Doch Stolz allein genügt nicht, um es vor Vandalen zu schützen. Zwölf Jahre nach der Sanierung "verzieren" aktuell zahlreiche verschiedene Graffiti-Motive das Denkmal.

Das Striegel-Denkmal ist nicht der einzige Graffiti-Hotspot in Lahr. Die Stadtverwaltung berichtet, dass es "immer wieder unerwünschte Graffiti und Schmierereien gibt. Etwa an Brücken, im Bereich hinter dem Rewe (Fußweg im Bereich der Schutter), an der DB-Lärmschutzwand, am Spielplatz Liebensteinstraße, dem Privathaus Stadtmühle und am Durchgang Obststraße.

Lahr. 2008 mobilisierte die Bürgergemeinschaft Dinglingen ihre eigenen Kräfte, um den Obelisken wieder auf Vordermann zu bringen. In 126 Arbeitsstunden besserten die Mitglieder die Ausfugungen zwischen den Sandsteinquadern aus und reinigten ihn fachmännisch. Jetzt, zwölf Jahre später – inmitten der Corona-Krise – ragt das Denkmal auf dem Striegel nach wie vor heraus. Jedoch: Zahlreiche bunte Graffitis umgeben den unteren Teil des Wahrzeichen Dinglingens. "Eine Schande, dass die Jungen von heute es versauen mit ihren Graffiti", beschwert sich etwa ein Nutzer im sozialen Netzwerk über die Schmierereien.

Haiko Holland, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Lahr, hat dafür auch kein Verständnis: "Wir haben diesen Obelisk vor einigen Jahren für teures Geld saniert". Als gebürtiger Lahrer kennt er das Denkmal bereits seit seiner Kindheit. Die meisten wüssten gar nicht, dass es ein Kriegerdenkmal ist, sagt Holland.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erwachte in den Dinglingern der Wunsch, für ihre Gefallenen ein Ehrenmal zu errichten. Es dauerte bis ins Jahr 1933, noch vor der Eingemeindung in die Stadt Lahr, bis der Dinglinger Gemeinderat einen entsprechenden Beschluss verfasste.

Im Frühjahr 1935 ging dann die Lahrer Stadtverwaltung daran, Dinglingen mit einem weiteren Weltkriegsdenkmal (außer dem auf dem Friedhof) auszustatten. Zunächst sollte es vor dem Rathaus stehen, doch der Platz dort erwies sich als zu eng. Man wählte daraufhin den "Striegel" aus, wo während des Kriegs eine Geschützstellung gegen feindliche Flieger eingerichtet war.

1937, zwei Jahre später, begannen die Arbeiten, die der Lahrer Architekt Rolf Bedorf aus der Lahrer Familie Kattermann-Bedorf-Becker im Auftrag des Lörracher Künstlers Max Eichin leitete.

Mehr Kontrollen "unrealistisch"

Es gab dann noch einige Verzögerungen wegen Auseinandersetzungen mit den beteiligten Handwerkern und Landwirten, bis die Anlage vollendet war. Eine Einweihung fand nicht mehr statt, weil schon der nächste Krieg begann. Rolf Bedorf fiel 1944 in Frankreich. Er ist der einzige Gefallene des Zweiten Weltkriegs, dessen Namen auf dem Obelisken eingeschrieben ist.

"Für die Lahrer und Dinglinger war der Platz da oben schon immer ein Anlaufpunkt", erklärt Holland. Mit dem Kindergarten sei er selbst oft dort oben gewesen. Später als Jugendlicher und dann auch mit seinen eigenen Kindern. Vor allem die Erreichbarkeit mache das Denkmal zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt. Doch damals verliefen die Treffs grundsätzlich anders: "Wir haben unseren Müll mitgenommen und auch keine Graffitis versprüht", so Holland. "Der Vandalismus sei früher nicht so stark gewesen", sagt der Vorsitzende. Er finde es schade, dass das Denkmal aktuell wieder so aussehe. Er glaube nicht daran, nach zwölf Jahren jetzt wieder genug Leute für eine weitere Sanierungsaktion mobilisieren zu können.

Demnächst keine Säuberung geplant

Würden eventuell häufigere Kontrollen durch den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) Lahr helfen? "Das KOD kann nicht rund um die Uhr kontrollieren", erklärt Holland. Gerade der Schutterlindenberg als solcher sei einfach auch beliebt. "Ich weiß, dass der Schutterlindenberg kontrolliert wird", ist sich Holland sicher. Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage, "dass sich oben auf dem Striegel immer wieder Personen aufhalten und auch vereinzelt Sachbeschädigungen begangen werden". Der KOD stelle vereinzelt jugendliche Gruppen fest.

Zusatzmaßnahmen plane die Stadt aber nicht. Auch eine erneute Säuberung des Denkmals komme aktuell nicht in Frage. "Dies machen wir nur in größeren Zeitabständen, da dies kostspielig ist und dem Stein nicht unbedingt gut tut", heißt es aus der Pressestelle.