Der Eingang zur Klinik an der Lindenhöhe in Offenburg, die zur Mediclin-Gruppe gehört. Foto: Mediclin

Sonja James hat einen anzüglichen Song geschrieben. Ex-Arbeitgeber sieht Parellelen zu sich

Offenburg/Kehl - Ein Song sorgt für ihre Kündigung: Sonja James, mit bürgerlichen Namen Sonja Tacic, hat den Song mit dem sehr anzüglichen Titel "Medif*ck" gesungen und das dazugehörige Musikvideo online gestellt. Das fand ihr Arbeitgeber, die Offenburger Mediclin, nicht so lustig und kündigte der 31 Jahre alten Frau, die am Herzzentrum in Lahr arbeitete, fristlos.

Mediclin betreibt bundesweit 34 Kliniken, dort arbeiten mehr als 9600 Mitarbeiter. Ihren Job als Personalerin bei Mediclin ist sie jetzt erst einmal los. Die blondhaarige Kehlerin präsentiert sich in Reizwäsche in ihrem Song "Medif*ck". Dabei verspottet sie die Arbeitssituation und die offensichtliche Geldgier der Manager der dort besungenen fiktiven "Medif*ck". Dicke Manager stopfen sich den Hosenbund mit Scheinen voll und diskutieren hitzig, wie man noch mehr Reibach machen kann. James, die man mal als gefesselte Sängerin, mal als Geschäftsfrau sieht, warnt: "Don’t work there!" (Arbeite dort nicht!).

Ihr Ex-Arbeitgeber meint, dass Parallelen zur Mediclin offenkundig seien. James dazu: "Der Begriff ’Medi’ gehört uns allen. Außerdem ist die Kunstfigur Sonja James meine Privatsache und hat nichts mit meinem früheren Arbeitgeber zu tun. Im Beruf habe ich immer alles gegeben", sagt James der "Bild". Sie will jetzt vor dem Arbeitsgericht Offenburg gegen ihre Kündigung gerichtlich vorgehen.

Mediclin bleibt aber bei der Kündigung mit der Begründung: "Wenn eine Mitarbeiterin der Personalabteilung, deren Aufgabe es ist, neue Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen, sich in einem Video dermaßen geschäftsschädigend verhält, ist das Vertrauen grundlegend zerstört und eine weitere Zusammenarbeit unmöglich", erklärt Gabriele Eberle, Sprecherin des Unternehmens in einer schriftlichen Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt.

Vielmehr vermutet Mediclin einen "privaten Rachefeldzug" eines James nahestehenden Mannes. Sonja James ist die Lebensgefährtin von Dirk Schmitz. "Dirk Schmitz war bei uns ein Geschäftsführer und hat unserer Unternehmen wegen einer vermutlich enttäuschten Karrierehoffnung verlassen", erklärt Eberle weiter.

Das Video soll ebenfalls von Schmitz finanziert worden sein. "Das Video ist ein persönlicher Rachefeldzug von Schmitz", sagt Eberle. Es diene aber auch als Propaganda rechtspopulistischer Kreise. AfD-Politiker sollen laut Eberle im Video zu sehen sein. Sie würden gegen die laut der AfD in Deutschland bedrohten Meinungs- und Kunstfreiheit wettern. Dirk Schmitz kandidierte für die AfD 2017 um den Posten des OB in Ludwigshafen.

> Jetzt meldet sich ihr Lebensgefährte Dirk Schmitz:

"Ich habe als Konzern-Geschäftsführer die MediClin zum 30.11.2016 auf eigenen Wunsch verlassen. Nach Aussagen des Gesellschafters habe ich mit meiner langjährigen Arbeit maßgeblich zum Erfolg der MediClin und ihrer Ausrichtung beigetragen. Die MediClin hat meine Entscheidung damals außerordentlich bedauert und mir eine jederzeitige Empfehlung ausgesprochen. Ich selbst habe die MediClin selbst oftmals als Partner empfohlen.

Hintergrund meines Ausscheidens war, dass ich seitdem als Rechtsanwalt und Generalbevollmächtigter eines internationalen Konzerns tätig bin. In diesem Zusammenhang erwerben wir Unternehmensbeteiligungen und Kliniken im Gesundheitswesen. Ich bin der MediClin und vielen ehemaligen und derzeitigen Mitarbeitern und Führungskräften sehr verbunden, insbesondere beim Herzzentrum in Lahr. Hier bin ich mit zwei ehemaligen Chefärzten wie auch aktiven Ärzten persönlich befreundet. Ich habe keinerlei Motivation, die MediClin mit ihren engagierten Pflegekräften, Doktoren und Therapeuten anzugreifen, die ich sehr schätze.

Insoweit kann ich die mir vorgelegten Äußerungen gegen meine Person nicht zuordnen. Ich halte diese Form der Kommunikation eines börsennotierten Unternehmens für unpassend und unglücklich. Parteipolitisch bin ich derzeit nicht aktiv. Einen musikalisch-inhaltlichen Zusammenhang zwischen dem Video meiner Lebenspartnerin Sonja James und parteipolitischen Themen vermag ich nicht festzustellen.

Hierzu verweise ich auf den renommierten Publizisten Henryk M. Broder, der den Video und Sonja James in seiner Internet-Publikation “Achse des Guten” als “Hymne der Woche” ausgezeichnet hat, ohne - wie ich - einen Zusammenhang zur MediClin zu sehen."