Hellena Büttner und Peter Bause Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Theater: "Jeder stirbt für sich allein" ergreift das Publikum

Lahr. Die Bühnenfassung von Hans Falladas Roman "Jeder stirbt für sich allein" hat für einen beeindruckenden, vor allem aber beklemmenden Abend im Lahrer Parktheater gesorgt. Peter Bause und Hellena Büttner verkörperten ein Rentner-Ehepaar, dass sich in einem im Grunde bedeutungslosen Akt des Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime auflehnt.

Dem letzten großen Roman Falladas liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde. Otto und Elise Hampel aus Berlin haben zwischen September 1940 und Oktober 1942 in der Umgebung ihrer Wohnung insgesamt 234 Postkarten ausgelegt, auf denen die beiden zum Widerstand gegen die Diktatur der Nationalsozialisten aufgerufen haben. Bis auf 18 Karten wurden alle bei der Gestapo abgeliefert. Die Nationalsozialisten haben die beiden zwei Jahre lang gnadenlos verfolgt und am Ende als Volksverräter abgeurteilt. Otto und Elise Hampel wurden am 8. April 1943 durch das Fallbeil hingerichtet.

Fallada hat ihre Geschichte in dem Roman "Jeder stirbt für sich allein" literarisch aufbereitet. Der Roman zeigt in beklemmender Deutlichkeit den Verfall von Werten und sozialen Bindungen in einem totalitären System auf. Er skizziert ein Klima der Angst.

Tod des Sohnes verändert alles

Genau hier setzt auch die von Volkmar Kamm für die Schauspielbühnen Stuttgart erarbeitete Bühnenfassung mit Peter Bause und Hellena Büttner in den Hauptrollen an. Das Ehepaar ist unpolitisch, hat sich mit dem nationalsozialistischen System arrangiert. Das ändert sich erst, als ihr gemeinsamer Sohn in Frankreich fällt.

In kurzen Szenen wird das Publikum mit einem beklemmenden Sittengemälde unter dem Zeichen des Hakenkreuzes konfrontiert. Der Tod hält Einzug, lange bevor die beiden alten Leute hingerichtet werden. Eno Kluge (Nils Daub), ein harmloser Drückeberger, wird von Kommissar Escherich (Ralf Grobel) als vermeintlicher Täter geopfert, weil die Gestapo Erfolge fordert. Auch Escherich selbst begeht später Selbstmord. Trude (Elisabeth Halikiopolos), die Verlobte des gefallenen Sohns, stürzt sich nach der Verhaftung in den Tod. SS-Obergruppenführer Prall (Volker Jeck) und ein Hitlerjunge aus der Nachbarschaft (Jonas Broxtermann), der die beiden Alten verrät, verkörpern die menschliche Verrohung des Systems.

Die Aufführung überzeugte nicht nur mit einer beklemmenden Dichte. Bause und Büttner stehen als hölzern agierende, letztendlich aber anrührende Leuchttürme im tosenden Sturm einer düsteren Zeit. Der Theaterabend wurde zu einem Mahnmal gegen den düsteren Geist einer Ära, deren Mechanismen wieder salonfähig zu werden scheinen.