Die Macher der Ausstellung (von links): Eckehard Ficht, Wickertsheimers Enkel Eckart Wäldin und Walter Vetter, der verantwortliche Grafiker für die Tafeln des "Wickertsheimer Wegs" und den Kalender zur Ausstellung. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Retrospektive: Ausstellung im "Zeit-Areal" zeigt noch bis zum 15. Januar 120 Bilder von Wilhelm Wickertsheimer

Anfang September eingeweiht, erinnert der Wickertsheimer-Weg an den "Lahrer Malersmann". Im Zeit-Areal ist nun eine Retrospektive mit rund 120 Bildern von Wilhelm Wickertsheimer zu sehen.

Lahr. Wilhelm Wickertsheimer (1886 bis 1968) war ein passionierter Naturfreund, vor allem aber ein Romantiker mit Leib und Seele, der sich nie wirklich den Kunstströmungen der Moderne geöffnet hat. In seinen Bildern hat er vor allem die Landschaft und Stimmungen des Schwarzwalds eingefangen, die vergessenen Winkel der Dörfer und Weiler. Er ist mit Pinsel, Farbe und Staffelei immer wieder hinausgezogen und über die Höhenzüge des Schwarzwalds gewandert. Er hat den Bodensee geliebt und die einsamen Berghütten, die idyllischen Winkel am Oberrhein.

Wickertsheimer zählt zu den bedeutendsten Landschaftsmalern der Region. Sein künstlerisches Oeuvre ist aber weitgehend in Vergessenheit geraten, weil es irgendwann aus der Zeit gefallen ist. Aber auch, weil seine Schätze auf Speichern in Lahr gehortet und damit der öffentlichen Wahrnehmung entzogen wurden. Einige der rund 800 Bilder haben den Dornröschenschlaf auf den Speichern nicht überstanden, den Rest haben die Enkel von Wilhelm Wickertsheimer mittlerweile gesichert. Die Retrospektive zeigt nun einige der Glanzlichter der zu einem großen Teil noch nie ausgestellten Bilder des Nachlasses.

Nicht zu sehen sind Wickertsheimers Aquarelle, die im Ersten Weltkrieg während der Schlacht an der Somme im Schützengraben entstanden sind. Auch seine eher zaghafte Spurensuche in Sachen Abstraktion wird ausgespart. Die Ausstellung konzentriert sich ganz auf seine Landschaften und Stadtansichten, die längst auch zu Zeitdokumenten geworden sind. Der Ausstellungsbesucher kann unzählige Winkel entdecken, die es so schon lange nicht mehr gibt. Er streift durch die Gassen von Lahr, wandert mit dem Maler durch die Täler und über die Höhen der Umgebung in Richtung Hochschwarzwald und Bodensee. Am Ende des Ausstellungsrundgangs kehrt er dann über Burgheim nach Lahr zurück. Obwohl Wickertsheimer überwiegend in Öl auf Karton gemalt hat, überzeugen seine Impressionen mit einer immer wieder greifbaren Intensität, die den Betrachter spürbar berührt. Er hat die Kraft der Natur eingefangen, das besondere Licht des frühen Morgens, eines abziehenden Gewitters. Seinen dörflichen Szenen haftet eine romanische Aura an, die den Betrachter immer wieder in den Bann zieht. Menschen sind auf seinen Bildern eher selten zu sehen, dienen allenfalls der Illustration einer dörflichen Szenerie. Besonders beeindruckend sind die wunderbar leuchtenden Winterlandschaften im Hochschwarzwald, die vor allem in den 1920er-Jahren entstandenen Impressionen vom Bodensee, in denen sich immer wieder eine fast greifbare Weite manifestiert. Dazwischen sind Kornfelder, idyllische Täler und bewaldete Hügellandschaften zu sehen, Hinterhöfe und längst zugeschüttete Gewerbekanälen oder Gebäudeensembles rund um die Kirchtürme abgelegener Weiler und Dörfer.

Die Ausstellung im "ZeitAreal" ist bis zum 15. Januar montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr zu sehen, am 22. und 23. Oktober auch von 14 bis 18 Uhr. Zur Eröffnung am heutigen Mittwoch, 19. Oktober, ab 19 Uhr spricht Stadtarchivarin Gabriele Bohnert.