Restaurants, Bars, Diskotheken, Schwimmbäder und Freizeitparks müssen am 2.November schließen. Foto: Braun/Meurer

Corona: Reaktionen aus dem Lahrer Raum auf die verschärften Pandemie-Regelungen

Lahr/Rust - Im Kampf gegen die Pandemie wird das öffentliche Leben in den kommenden Wochen heruntergefahren. Wir haben uns umgehört, was Betroffene im Raum Lahr von der Verschärfung der Corona-Maßnahmen halten.

Verschärfte Einschränkungen ab dem 2. November 

Restaurants, Bars, Diskotheken, Schwimmbäder und Freizeitparks müssen ab Montag schließen. Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, werden weitgehend untersagt. Die Bürger sollen ihre Kontakte "auf ein absolutes Minimum" beschränken, will die Politik.

Das sagt der Europa-Park: Der Park mochte sich am Mittwochabend noch nicht zu möglichen Konsequenzen des Lockdowns äußern. Man wolle die schriftliche Begründung der Regierungsentscheidung abwarten, dann werde man eine Stellungnahme abgeben, hieß es auf Nachfrage unserer Redaktion.  

Das sagt der Lahrer Dehoga-Chef: "Ein zweiter Lockdown ist eine furchtbare Katastrophe für das Hotel- und Gaststättengewerbe. Ich verstehe auch nicht, weshalb die Regeln für unsere Branche gelten sollen, wenn das RKI offiziell sagt, dass die Hotels und Gaststätten keine Hauptverbreiter des Virus sind", so Andreas Faißt, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) der Kreisstelle Lahr.

Die Betriebe seien bereits jetzt ausgeblutet, weitere Schließungen bedeuteten die Zerstörung der Branche. Die Politik verliere durch solche "unverständlichen" Regeln ihre Glaubwürdigkeit. "Ein kleiner Trost könnte die Regelung sein, dass Kleinbetriebe 75 Prozent ihres Umsatzes des vergangenen Jahres als Förderung bekommen, wie es angeblich in der Politik diskutiert wird", so Faißt.

Das sagt der Gasthaus-Besitzer: Peter Becherer vom Gasthaus Rebstock sieht die Regeln als "schade, aber notwendig" an. "Ich fahre mit einem platten Reifen nicht weiter, sondern halte an und repariere ihn erstmal – auch wenn das ein paar Tage oder länger dauert", so Becherer.

Stetig darum zu kämpfen, das Gasthaus offen zu halten und schlussendlich einen positiven Corona-Fall unter den Gästen oder auch dem Personal zu haben, sei viel schlimmer fürs Geschäft und spreche sich in der ganzen Stadt herum. "Der vernünftige Mensch bleibt gerade eh zuhause. Ich selbst finde auch: Sicherheit geht vor. Die Vernunft sagt mir, lieber so als mit einem positiven Corona-Fall im Laden".

Das sagt der Handballverband: Aufgrund der "dynamischen Entwicklung im Infektionsgeschehen" hat der Südbadische Handballverband (SHV) bereits am Mittwochmorgen für Tatsachen gesorgt und die laufende Saison bis zum 15. November unterbrochen. Zuletzt waren zahlreiche Spiele von den Vereinen verlegt worden.

"Diese Situation hat uns zu einer erneuten Bewertung der Sinnhaftigkeit der Fortführung der Spielrunde bewogen", heißt es vom SHV. Somit werden zunächst die kommenden drei Spieltage abgesagt, eine längere Pause ist aber nach den Entwicklungen wahrscheinlich.

Bei den Vereinen kam die Entscheidung des Verbands gut an, die Verantwortlichen zeigten Verständnis. Viele glaubten bereits am Vormittag, dass die Pause länger als drei Wochen dauern werde.   

Das sagt die Fitnessstudio-Betreiberin: Noch am Mittwochmittag hoffte Angelina Schmidt, Leiterin des "Jumpers" im Götzmann, nicht schließen zu müssen, denn der Trainingsbetrieb verlaufe gemäß den aktuellen Verordnungen. Ein Drehkreuz am Eingang kontrolliert die Zahl der Studio-Besucher.

Nach 80 ist aktuell Schluss. Dann kommt keiner mehr rein. Den zweiten Lockdown werden sie und ihre Kollegen verkraften, prognostiziert Schmidt. Einen Lockdown-Plan gebe es aber noch nicht.   

Das sagt der Leiter der Stadtmühle: "Ein weiterer Lockdown würde besonders die Senioren treffen, die keine enge Familie hier in der Region haben und dann allein zuhause sitzen", so Edwin Fischer am Mittwochmittag, als die konkreten Regierungsbeschlüsse noch nicht bekannt waren.

Für die älteren Menschen, die er aktuell für die stark reduzierten Angebote in der Stadtmühle empfängt, hoffe er, dass es nicht zum erneuten Herunterfahren des öffentlichen Lebens komme. "Es wäre schade, wenn weitere Einschränkungen genau die Menschen treffen, die sich an die Vorschriften halten", so Fischer und weist gleichzeitig auf das sehr "stringente Hygienekonzept" der Stadtmühle hin, das auch "ständig kontrolliert" werde.  

Das sagt der Konzert-Veranstalter: Bereits die Einführung der Sperrstunde hat beim Rockcafé Altdorf zur Schließung geführt. "Uns bleiben netto nur zwei Stunden, in denen es abends Musik gegeben hätte. Da ging die Rechnung für uns nicht auf", sagt Lars Hummel vom Vorstand der Kulturschmiede Südbaden, die das Rockcafé betreibt. Trotzdem hat er für den Lockdown Verständnis: "Das Virus ist eine Gefahr, die man bekämpfen muss."

Aber: "Wenn die Leute jetzt zu Hause feiern, ist damit nichts gewonnen. Dann wäre es besser gewesen, die Gastronomien offen zu lassen, weil dort die Einhaltung der Regeln strenger überwacht wird."