Peter Winter bei der Autorenlesung am Freitag Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Lesung: Abend des LGS-Freundeskreises wird zum Erfolg / Hillenbrand, Paul und Winter tragen Werke vor

Beim Dämmerschoppen des LGS-Freundeskreises gab es literarische Schmankerl. Ludwig Hillenbrand servierte Mundartgeschichten, Michael Paul streifte durch seine Romane. Den Abschluss machten Glossen und Satiren von Peter Winter.

Lahr. An einem sonnigen Abend im Frühherbst auf ein Gläschen Wein im Seepark vorbeischauen, eintauchen in die literarische Welt von drei Lahrer Autoren: Es gibt Formate, die sich mit wenig Aufwand wunderbar auf dem LGS-Gelände verorten lassen und Laune machen, wenn das Wetter wie am Freitag mitspielt. Es braucht dafür keinen großen organisatorischen Aufwand, das finanzielle Risiko ist kalkulierbar. Wenn es passt, setzt sich der eine oder andere Spaziergänger einfach dazu, schnappt bei einem Glas Rebensaft nebenbei ein paar literarische Fetzen auf.

Knapp 40 Zuhörer hatten sich am frühen Abend eingefunden, dazu noch einmal zwei Dutzend Passanten, die sich im Lauf der drei Lesungen spontan dazugesellten. Die vom Freundeskreis Landesgartenschau aufgelegte Veranstaltung musste einen Wermutstropfen hinnehmen: Der Lahrer Frauenlyrikkreis hatte kurzfristig abgesagt, die um 21 Uhr angesetzte Schusslesung mit den Damen musste gestrichen werden.

Zum Einstieg Mundart mit Ludwig Hillenbrand. Hintersinnige Gedanken über ein "Schwätzle" auf Alemannisch und die Mundfaulheit mancher Zeitgenossen. Die Sprachverwirrung, die entsteht, wenn Nordlichter oder gar Fremdsprachler dazustoßen. Der frühere Rektor des Max-Planck-Gymnasiums versteht es vortrefflich, mit dem Gebrauch der Mundart auch Verwirrung zu stiften. Krappen oder Grabben, Kurzschwanzkrebse oder Rabenkrähen? – Unter Sportfreunden wird die Unklarheit bei ein paar Gläsern Grappa aus der Welt geschafft. Dazu gab es noch bearbeitete Anekdoten von Christel Seidensticker und "Pfiffedeckel" Philipp Brucker.

Bücherverbrennung wird zum Thema

Autor Michael Paul offerierte ein "Best of", kurze Appetithappen aus den Romanen "Wimmerholz" (2014), "Das Haus der Bücher" (2017) und "Tabun" (2019), würzt sie mit reichlich Hintergrundinformationen. Er klärt über das Schicksal von 3000 Landsern auf, die 1945 von Königsberg nach Schweden flohen. Er stellt die in den 1920er-Jahren in Königsberg eröffnete Sortiment-Buchhandlung des Verlags "Gräfe und Unzer" vor, taucht ein in die Geschichte der Bücherverbrennung unter den Nazis. Am Ende dann der Krimi mit der blinden Ermittlerin Katharina König, seine eigenen Selbstversuche mit der Rolle des Blinden.

Zum Abschluss waren Aphorismen, Satiren und Glossen von Peter Winter zu hören, scharfzüngige Gedankenspiele und Kommentare. Hätte das Gretchen in Goethes "Faust" nicht besser über dessen Alltagstauglichkeit nachgedacht? Und wie ist eigentlich das Thema Migration zu behandeln? Sind nicht viele Deutsche im 19. Jahrhundert nach Amerika ausgewandert, weil es zu Hause nichts zu Essen gab? Fühlen wir uns nicht alle auf der spanischen Ferieninsel wie zu Hause, betrachten die englischen Touristen und die tunesische Putzfrau aber als Fremde? Was lehrt uns die Geschichte zum Thema Migration? Adam und Eva waren laut Bibel wohl Syrer, die Urmutter aller Menschen eine Afrikanerin.

Der Verein Freundeskreis Landesgartenschau Lahr/Schwarzwald wurde 2010 gegründet, acht Jahre vor der LGS. Die Mitglieder kommen aus der ganzen Region rund um Lahr; es sind Bürger, aber auch öffentliche Einrichtungen, Firmen, Vereine und Verbände. Auch nach dem Ende der LGS ist der Freundeskreis aktiv und stellt Veranstaltungen auf die Beine.