Diese Schüler der Schutterlindenbergschule sind in Notbetreuung, für sie öffnen sich die Türen. Der absolute Großteil ihrer Altersgenossen muss aber bis mindestens Ende des Monats zu Hause bleiben. Foto: Fischer

Bildung: Kitas und Grundschulen bleiben auch in Lahr bis mindestens 31. Januar zu / Ruf nach mehr Klarheit und Unterstützung

Lahr - Dass Kitas und Grundschulen im Land geschlossen bleiben müssen, trifft in Lahr auf Verständnis. Eltern hätten sich von der Regierung aber weniger Hin und Her gewünscht, Lehrer früher Klarheit.

Baden-Württemberg geht keinen Sonderweg

Mindestens bis Ende Januar muss der Großteil der Kita-Kinder und Grundschüler zu Hause bleiben. Die Entscheidung, die Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Eisenmann (CDU) am Donnerstag bekanntgaben, vermochte in Lahr niemanden zu überraschen, wie eine LZ-Umfrage zeigt. Auf vorbehaltlose Zustimmung trifft die aktuelle Bildungspolitik in Stuttgart indes freilich nicht.

Die Lehrer

Dagmar Hoefert, geschäftsführende Rektorin der Lahrer Schulen, hat "angesichts der Infektionszahlen Verständnis" für den Beschluss, die Grundschulen noch nicht zum Präsenzunterricht zurückkehren zu lassen. "Es hätte mich aber gefreut, wenn wir dies schon vergangene Woche gewusst hätten."

Wie so oft in den zurückliegenden Monaten müssten die Lehrerkollegen "nun wieder schnellstmöglich das weitere Fernlernen planen. Die kurzfristigen Beschlüsse und immer Neues machen es für uns sehr schwer." Immerhin: Hoefert sieht eine Weiterentwicklung beim Homeschooling im Vergleich zum Frühjahr. "Die Konzepte sind mittlerweile besser ausgearbeitet und funktionieren dementsprechend besser als beim ersten Mal", sagt die geschäftsführende Rektorin.

Der Gesamteltern-Beirat 

Christine Marrek, Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Lahrer Schulen, kritisiert, dass Schüler der Kursstufen zu Klausuren anwesend müssen. 
Ab Montag, dem 18. Januar, beginnt für die Kursstufen der Schulen im Land die Klausurenphase.

Die Prüfungsordnung sehe vor, dass die Schüler der elften bis 13. Klasse den Leistungsnachweis durch eine Klausur erbringen, die sie vor Ort schreiben müssen – das kritisiert die Vorsitzende des Gesamtelternbeirats der Lahrer Schulen scharf: »Es kann nicht sein, dass die Erwachsenen im Homeoffice und die jüngeren Kinder ebenfalls von der Präsenzpflicht befreit sind, die Kursstufen aber teilweise mit 30 Schülern in einem Raum sitzen und drei Prüfungen in unterschiedlichen Kursen schreiben«, so Christine Marrek, deren Sohn die elfte Klasse besucht.

Sie berichtet von verunsicherten Lehrern, die die Prüfungen nicht absagen können, weil sie dafür keine Rechtssicherheit haben. Die Politik müsste dafür schnell eine Lösung finden.

Die Grundschul-Eltern

"Viele Schüler und Eltern hatten sich natürlich auf den Schulstart gefreut. Ich halte es für unverantwortlich, dass die Regierung Hoffnungen geschürt hat, die enttäuscht werden mussten", erklärt die Vorsitzende des Lahrer Gesamtelternbeirats Christine Marrek.

Sie ist von Beruf Krankenschwester. Mit diesem Hintergrund "war mir klar, dass die Schulen in der aktuellen Situation nicht am 18. Januar öffnen werden." Bei einer Videokonferenz mit den Elternsprecher-Kollegen habe sie schon am Dreikönigstag auf die Euphoriebremse treten müssen.

"Aus meiner Sicht war der Vorstoß aus dem Kultusministerium purer Wahlkampf", sagt Marrek mit Blick auf die Landtagswahlen im März. Bildungschefin Eisenmann ist Spitzenkandidatin der CDU. Bei den Rückmeldungen zur Situation der Eltern während des Fernlernens ist laut Marrek "die ganze Bandbreite" dabei: "Manche kommen gut mit der Situation klar, für andere ist es die totale Katastrophe." Ein Lob hat die Elternsprecherin für die Lehrer parat: "Da ist das Feedback durchweg positiv, die allermeisten sind sehr bemüht und halten den Kontakt zu den Schülern zu Hause."

Die Kita-Eltern

Von "enttäuschten Hoffnungen" berichtet auch die Elternvertreterin der Lahrer Kitas Iris Ludwig: "Weil die Corona-Zahlen eher steigen statt fallen, war den meisten klar, dass die Einrichtungen geschlossen bleiben müssen." Um baldmöglichst zur gewohnten Betreuung zurückkehren zu können, sei nun Solidarität in der Bevölkerung gefragt: "Die Kinder reduzieren nun schon lange ihre Kontakte, das sollten die Erwachsenen auch tun."

Wie schon bei vorangegangenen Kita-Schließungen will Ludwig mit ihren Beiratskollegen nun erneut eine Gebührenbefreiung erreichen, "um die Eltern zumindest finanziell zu entlasten". Im Rathaus habe man dies bereits anklingen lassen. "Es ist aber natürlich klar, dass die Stadt sich nach dem Beschluss erst mal orientieren muss."

Die Stadtverwaltung

Für Senja Töpfer, Leiterin des Lahrer Amts für Soziales, ist der Beschluss der Landesregierung "der richtige" – auch mit Blick auf die Lehrer und Erzieherinnen: "Viele Gruppen und Klassen mussten in der Vergangenheit wegen Infektionsfällen in Quarantäne.

Da ist es natürlich nachvollziehbar, dass man sich um die eigene Gesundheit sorgt." Gleichzeitig, betont Töpfer, wisse sie um "die schwierige Situation der Familien." Kinder, deren Eltern aus beruflichen Gründen nicht zu Hause bleiben können, haben weiterhin Anspruch auf Notbetreuung.

Darum kümmert sich die Stadt. Laut Amtsleiterin Töpfer ist die Situation entspannt: "Die Nachfrage nach Plätzen ist zwar größer als beim ersten Lockdown, aber die Kitas und Schulen sind in Vollbesetzung und bekommen das personell gut gestemmt."

Genaue Zahlen gebe es nach den (verlängerten) Weihnachtsferien noch nicht, doch sei festzustellen, dass sich die Resonanz lokal sehr unterscheide. So seien in der Kita in der Bottenbrunnenstraße aufgrund ihrer Nähe zum Krankenhaus mehr Kinder in Notbetreuung als etwa in Kuhbach oder Reichenbach. "Grundsätzlich sind die Lahrer Eltern sehr verantwortungsvoll und fragen nur nach Plätzen, wenn es nicht anders geht", bilanziert Senja Töpfer.

So geht's weiter

Kitas und Schulen sind auf Beschluss der Landesregierung bis mindestens 31. Januar geschlossen. So lange gibt es, wie auch bei den weiterführenden Schulen, nur Fernunterricht. Er werde – wenn es die Infektionslage zulasse – bei den kommenden Beratungen von Bund und Ländern dafür eintreten, "dass wir ab Anfang Februar die Öffnung der Kitas und Grundschulen anstreben", erklärte Ministerpräsident Kretschmann am Donnerstag. Möglicherweise wird die Konferenz vom ursprünglich geplanten 25. Januar auf nächste Woche vorgezogen.