Peter Rottenecker (links) und Dieter Leidinger von der Volksbank übergeben die Nudeln an Tafel-Leiterin Ingrid Schatz. Foto: Fischer

Soziales: Nachfrage nach günstigen Lebensmitteln steigt / Volksbank spendet zwei Tonnen Nudeln und Reis

Lahr - Die Ortenauer Schulen und Kitas haben für eine Spendenaktion der Volksbank Lahr 4100 Packungen Nudeln gesammelt. Diese werden von den Tafeln an Bedürftige verteilt. Indes nimmt wohl die Armut zu, sodass die Lahrer Tafel mehr Platz brauche.

"Wenn der 85-jährige Opa mit seinem Rollator hier in die Tafel kommt und einen sichtlich schweren Weg hinter sich hat, muss ich schon schlucken. Wenn ich dann sehe, wie wenig Rente er bekommt, treten mir nochmal Tränen in die Augen – denn dann verstehe ich, weshalb er so viel Anstrengung auf sich nimmt und zur Tafel kommt", erzählt die Leiterin der Lahrer Tafel, Ingrid Schatz.

Die Armut hätte in Coronazeiten deutlich zugenommen, sagt sie. Täglich würden zwischen zehn und 25 Menschen mehr als vor der Pandemie in den Tafel-Laden kommen und die dort angebotenen Lebensmittel zu vergünstigten Preisen kaufen.

Die Nachfrage sei gestiegen, erzählt Schatz. "Zum Beispiel alleinerziehende Mütter kommen mit Tränen in den Augen in den Laden und erzählen, dass sie es bisher immer ohne Hilfe geschafft hätten, aber ihr kleines Kind so Hunger hat und sie ihm nichts zu essen kaufen können, weil das Geld wegen Kurzarbeit oder Jobverlust fehlt."

Wer regelmäßig an dem Tafelladen in der Schwarzwaldstraße vorbeifährt, sieht dort häufig lange Schlangen stehen, auf mehreren Gartenstühlen können die älteren Besucher warten, bis sie ins Geschäft hineindürfen. Einerseits sei das auch den strengen Auflagen geschuldet, dass nur wenige Kunden den Laden gleichzeitig betreten dürfen.

Meiste Neuaufnahmen seit Flüchtlingskrise

Andererseits sagt Schatz auch, dass "wir im vergangenen Jahr die meisten Neuaufnahmen seit der Flüchtlingskrise hatten – davon auch 700 Familien".

Deshalb brauche die Lahrer Tafel dringend mehr Platz. Schatz will in den kommenden Tagen einen Bauantrag einreichen, um dann Container auf der Rückseite des Tafel-Gebäudes aufstellen zu können. Dorthin sollen das Büro und ein Gemeinschaftsraum ausgelagert werden, damit im Laden selbst mehr Raum ist für das Essen und die Kunden.

Die Spendenlage sei noch recht gut, vor allem Joghurt und andere Milchspeisen werden oft abgegeben, sagt Schatz. "Ein Lahrer Geschäft hat kürzlich zehn Paletten Sahne gespendet. Das haben wir natürlich in Lahr selbst nicht alles lagern können, sondern auch an die anderen Tafeln verteilt", so Schatz.

Bei Nudeln und Lebensmitteln, die lange gelagert werden können, sehe die Lage ganz anders aus. "Das ist immer Mangelware", sagt die Leiterin. Deshalb sammelt die Volksbank Lahr seit 2013 jedes Jahr Nudeln und Reis für die Tafeln in Lahr, Ettenheim, Herbolzheim und Gengenbach.

So auch dieses Jahr – nur in veränderter Form. "Wir haben diesmal nicht die Vereine und Firmen direkt angesprochen, sondern Plakate mit dem Spendenaufruf in den Schulen und Kindergärten aufgehängt und die Kinder haben dann Nudeln von Zuhause mitgebracht", erklärt Vorstandsvorsitzender Peter Rottenecker.

Insgesamt sind mehr als zwei Tonnen Spenden von 20 Kindergärten und neun Schulen aus Lahr und Umgebung zusammengekommen, die nun in Lahr in einen Transporter geladen und auch an die drei anderen Tafeln verteilt werden. "Ich freue mich, dass auch in diesem Jahr so viele Menschen gespendet haben. Hier weiß ich, dass die Hilfe auch wirklich da ankommt, wo sie gebraucht wird", so Rottenecker.

Jubiläum

Die Nudelspendenaktion der Lahrer Volksbank für die Tafeln gibt es im kommenden Jahr bereits seit zehn Jahren – ein Jubiläum, das Vorstandsvorsitzender Peter Rottenecker gerne feiern möchte. "Wir denken uns dafür etwas Besonderes aus und werden uns auch an dem Umbau der Lahrer Tafel mit einer Spende beteiligen", verspricht er.

Zum Zehnjährigen hofft er wieder auf die Unterstützung der Vereine, die in diesem Jahr nicht angefragt wurden. "Wenn die Vereine sowie die Schulen und Kitas spenden, dann bekommen wir sicher im Jubiläumsjahr 2022 eine Rekordmenge zusammen."