In seinem Programm in Lahr gibt Alfons einen kleinen Überblick über die deutsch-französische-Freundschaft. "Ich bin halt beides – Froschschenkel und Schwarzwälder Schinken, Rotwein und ›Zäpfle‹". Foto: Werner Foto: Lahrer Zeitung

Kabarett: Alfons mit "Jetzt noch deutscherer" am 8. Dezember im Parktheater / Was er von der Seilbahn hält

Lahr. Der Kabarettist und Kultreporter Alfons alias Emmanuel Peterfalvi kommt mit seinem Programm "Jetzt noch deutscherer" am Samstag, 8. Dezember, ins Parktheater nach Lahr. Wir haben uns im Vorfeld mit dem Künstler unterhalten.

Alfons, Sie sind schon vor zwei Jahren in Lahr aufgetreten. Hat es Ihnen so in unserer Stadt gefallen?

Alfons: Ja. Es freut mich sehr, dass ich wieder hier sein darf. Die Leute in Lahr haben genau den feinen Humor, den ich so sehr mag. Gut, die Schwarzwälder Delikatessen schaden auch nicht. Aber auf jeden Fall nach der tollen Erfahrung vom letzten Mal – die Stimmung war großartig – freue ich mich mit meinem neuen Programm wieder in Lahr zu sein.

Was schätzen Sie besonders an Lahr?

Neben der Region und der Stadt – natürlich die Leute. Ein sehr schlauer und herzlicher Schlag Menschen. Ich habe einmal eine meiner Straßenumfragen in Lahr gemacht – ich glaube, nicht weit weg vom Storchenturm. Ich habe einen kleinen Jungen befragt zum Thema "Rente und Generationsvertrag". Ich musste ihm lange erklären, was der Generationsvertrag eigentlich ist. Aber irgendwann hat er dann gesagt, "Halt, alles klar. Ich hab’s verstanden. Generationsvertrag heißt junge Leute ernähren alte Leute". Ich fand das nicht schlecht zusammengefasst. Dann hat er gesagt, "Aber wie soll das gehen? Alte Leute haben doch keinen Bock auf Pommes und Pizza?!"

Der Europa-Park plant den Bau einer Seilbahn von Frankreich nach Deutschland, über den Rhein. Wie finden Sie das?

Ich gucke mir erstmal an, was beide Seiten zu sagen haben. Wobei ich sagen muss, Seilbahnen in Frankreich zu bauen ist erstmal keine schlechte Idee – die werden nie von Lkw-Streiks betroffen sein. Aber sonst ist der Naturschutz natürlich eine wichtige Sache. Eine heile Natur ist sehr wichtig für uns alle. Ich bewundere die deutschen Naturschützer. Die sind so engagiert, die tragen notfalls jede Kröte einzeln über die Straße. Wenn wir das in Frankreich machen würden, hätten die Frösche keine Schenkel mehr.

Warum wollten Sie unbedingt Deutscher werden?

Als ich vor 27 Jahren nach Deutschland gegangen bin, hab ich meinen Kumpels in Frankreich gesagt: "Keine Sorge. Ich bleibe nur solange dort, bis ich die Deutschen verstanden habe." Ich bin immer noch hier. Und selbst, wenn ich die Deutschen noch nicht ganz verstanden habe – oder muss ich jetzt sagen, auch wenn ich uns Deutsche noch nicht ganz verstanden habe – ich mag sie einfach. Ich meine, früher haben sich Frankreich und Deutschland in einem Krieg nach dem anderen auf den Kopp gehauen. Bis einer gesagt hat: Halt, Stop, lass uns mal was anders machen, lass uns mal die deutsch-französische-Freundschaft erfinden. Und seitdem – kein Krieg. Das finde ich schon toll. Daher ist meine doppelte Staatsangehörigkeit quasi die logische Konsequenz. Ich bin halt beides – Froschschenkel und Schwarzwälder Schinken, Rotwein und "Zäpfle". Die doppelte Staatsbürgerschaft symbolisiert das am Besten. Und überhaupt werden Deutschland und Frankreich sowieso noch dichter zusammenrücken, sobald Macron und Merkel endlich geheiratet haben.

In Ihrem Programm schildern Sie von Ihrer "Deutschwerdung". Was ist für Sie typisch deutsch? Was ist für Sie typisch französisch und was ist dran an den Klischees?

Wenn ich bei mir aus dem Fenster gucke, sehe ich eine Fußgängerampel. Die Deutschen bleiben immer an der Ampel stehen, wenn es rot ist. Auch wenn in fünf Kilometer Umkreis kein einziges Auto fährt – die Deutschen bleiben stehen. Bei uns in Frankreich eine rote Ampel – das ist ein Vorschlag. Aber am Tag nach meiner Einbürgerung, da bin ich runter gegangen. Die Ampel war rot. Es kam kein Auto. Und ich habe trotzdem gewartet. Ich bin erst bei Grün gegangen. Da wusste ich, jetzt bin ich einer von Euch. Ich habe das Gleiche dann sofort nochmal gemacht – ich wollte ja wieder zurück in meine Wohnung. Das Klischee über Frankreich ist natürlich, dass jeder Franzose mit einem Baguette unter dem Arm rumläuft. In Deutschland wäre das undenkbar. Das wäre verboten vom Gesundheitsamt. Aber viele Klischees über Frankreich stimmen halt einfach auch: Wir haben den weltweit besten Wein, wir sind die besten Liebhaber und außerdem sind wir ausgesprochen bescheiden.

Auf welche weiteren Themen können sich die Zuschauer freuen?

Aus der ganz persönlichen Geschichte meiner "Deutschwerdung", wie Sie es so schön nennen, ist ein kleiner Überblick über die deutsch-französische-Freundschaft geworden. Aber ich spanne einen weiten Bogen von den Urzeitkrebsen über die Französische Revolution bis hin zu Brandschutztipps in Dopppelhaushälften. Und das alles ergibt eine große Geschichte. Lassen Sie sich überraschen. Es gibt viel zu lachen und auch viel fürs Herz. Ich hab mich übrigens immer gefragt, wie die Französische Revolution ausgesehen hätte, wenn die von den Deutschen organisiert worden wäre – Sturm auf die Bastille, ja. Aber nur pünktlich nach vorheriger Terminabsprache.

Bringen Sie auch Ihr "Puschelmikrofon" mit?

Nein, nein. Keine Sorge, es wird niemand interviewt. Ich möchte Ihnen an diesem Abend eine Geschichte erzählen. Sie können sich also entspannt zurücklehnen und einfach nur genießen.

Wie kam es eigentlich zu der orangefarbenen Trainingsjacke und haben Sie mehr als eine?

Die Trainingsjacke hat mich gefunden. In einem Kostümfundus in Hamburg. Ich habe sie angezogen und auf einmal hat mich aus dem Spiegel heraus Alfons angesehen und gesagt: "So, jetzt bist Du chic für die Bühne. Geh los und erzähle den Leuten Deine Geschichten." Und das habe ich gemacht. Die Jacke kommt ungelogen aus DDR-Restbeständen. Ich habe nie eine Zweite gefunden. Ich habe sie dann vor ein paar Jahren für viel Geld von einer professionellen Schneiderin mit Stoffen, die extra in Italien gefärbt werden mussten, nachbauen lassen. Auf die Auslieferung musste ich drei Jahre warten. Typisch DDR-Jacke halt.

  Fragen von Felix Werr