Karl Schell kümmert sich an der Römerstraße 3 seit 30 Jahren auch um den Brandschutz. Foto: Klaus

Feuerwehr prüft die Gebäude regelmäßig / Hoher Aufwand für Sicherheit

Nach dem verheerenden Hochhausbrand in London mit fast 80 Toten sind auch viele Lahrer Mieter besorgt. Grund zur Sorge gibt es allerdings nicht, wie der Leiter der Lahrer Feuerwehr versichert. Ein Fall wie in England sei hier undenkbar.

Lahr. Thomas Happersberger ist sich seiner Sache ganz sicher. "Einfach unvorstellbar" sei ein Hochhausbrand wie in London hierzulande, sagt der Leiter der Lahrer Feuerwehr über den verheerenden Brand des Londoner Grenfell Tower vor wenigen Tagen, bei dem 79 Menschen starben.

Auch wenn die genaue Ursache des Londoner Großbrands noch nicht geklärt ist, war nach bisherigen Erkenntnissen vermutlich die am Grenfell Tower verwendete brennbare Gebäudeverkleidung mit Elementen aus Aluminium und Kunststoffkern für die schnelle Ausbreitung der Flammen verantwortlich. In Deutschland werden Hochhäuser nach Angaben von Happersberger dagegen in der Regel mit Mineral- oder Steinwolle gedämmt – beides nicht brennbare Materialien.

Der Lahrer Feuerwehrchef betont, dass beim Thema Brandschutz zwei Ebenen zu unterscheiden sind. Während der abwehrende Brandschutz die Maßnahmen der Feuerwehr im Einsatz regelt, finde sich bereits im vorbeugenden Brandschutz eine Vielzahl an Regelungen, die im Vorfeld getroffen werden, um die Entstehung und Ausbreitung von Bränden einzuschränken.

"Wenn diese baurechtlichen Vorgaben nicht mindestens zu 90 Prozent eingehalten werden, wird im Ernstfall auch die Feuerwehr scheitern", erklärt der erfahrene Feuerwehrmann die Bedeutung von Prävention. "Genau das ist ganz offensichtlich in London passiert."

Als Teil dieser vorbeugenden Maßnahmen würden alle Hochhäuser in der Stadt mindestens alle fünf Jahre geprüft. Als Hochhaus werden dabei laut Happersberger all jene Gebäude definiert, bei denen zumindest ein ständig genutztes Stockwerk mehr als 22 Meter über dem Niveau des Außenbereichs liegt, das heißt in der Regel acht Etagen. Auch Gebäude, die in unmittelbarer Nähe zu den Hochhäusern liegen, würden routinemäßig untersucht.

Sollte doch einmal ein Alarm in einem Hochhaus losgehen, schickt der Lahrer Feuerwehrchef zwei Löschzüge zum Brandort. Taktisch würden seine Leute in Hochhäusern natürlich anders vorgehen müssen, als in kleineren Gebäuden. "In Hochhäusern gehen wir innen durch. Da brauchen wir auch keine langen Drehleitern." Individuelle Pläne für Großeinsätze in Hochhäusern würde es laut Happersberger zwar nicht geben, aber durch anschlagende Brandmelder oder Übungen haben seine Leute nichtsdestotrotz eine gewisse Routine.

Die Immobilienverwaltung Ortenau (IVS) verwaltet sieben dieser von den Feuerwehrleuten regelmäßig inspizierten Hochhäuser in der Region. Auch viele Bewohner dieser Wohnungen reagierten besorgt auf die Ereignisse in London, wie Geschäftsführer Helmut Schlitter mitteilte: "Einige Bewohner wollten wissen, mit welchen Materialien wir dämmen." Schlitter habe die Anrufer jedoch beruhigen können: "Wir nutzen nicht brennbare Mineralwolle."

Zudem werden in seinen Hochhäusern regelmäßig zusammen mit der Leitung der Feuerwehr Lahr Brandschutzbegehungen vorgenommen. Anschließend werde dann das Protokoll besprochen und Maßnahmen erörtert, wie die Sicherheit auch im Altbestand verbessert werden könne. Im baulichen wie im organisatorischen Bereich.

54 000 Euro für den Brandschutz investiert

An der Römerstraße 3 ist Karl Schell seit 30 Jahren für die Organisation des Hauses zuständig. 160 Leute leben hier auf 6330 Quadratmetern in 16 Stockwerken. Rund 54 000 Euro habe die IVS in dem Gebäude in den vergangenen Jahren in den Brandschutz gesteckt, erzählt Schell. Allein das Meldesystem habe 38 000 Euro gekostet. "Manchmal muss ich natürlich schon schlucken, wenn ich daran denke, was diese oder jene Brandschutzmaßnahme kosten wird", gibt der 67-Jährige unumwunden zu. "Aber selbstverständlich setzen wir die Maßnahmen dann um. Im Grunde freue ich mich doch, wie genau Herr Happersberger auf die Details achtet."

Wie gut das Geld investiert wurde, zeigt Schell anhand einiger Beispiele: So sei das Haus mit Brandmeldeanlagen ausgestattet worden. Zudem gewährleisten die Wand-Hydrantenanlagen in den Geschossen eine direkte Wasserentnahme. Der Aufzug fährt im Falle eines Brandes automatisch zurück ins Erdgeschoss, wo er sich abschaltet. Verlassen können die Bewohner das Gebäude über die mit schweren Türen gut gesicherten Fluchttreppen.

"Einen solchen Hochhausvollbrand wie in England wird es bei uns nicht geben", beruhigt auch der Lahrer Feuerwehrchef Happersberger die Bewohner. "Im Grunde ist das Leben im Hochhaus, was den Brandschutz betrifft, doch noch sicherer, als in kleineren Gebäuden", betont Happersberger.

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Auch Bewohner sind gefordert

Nicht nur Feuerwehr und Verwaltung sind dafür zuständig, auf die Einhaltung des Brandschutzes zu achten. Auch die Bewohner können einiges tun, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. So muss darauf geachtet werden, dass in den Fluren und Treppenhäusern keine brennbaren Materialien stehen, die Rettungs- und Fluchtwege nicht durch Blumenkübel oder Schuhschränke versperrt werden oder Brandschutztüren durch Keile blockiert werden. Aus Faulheit oder Ignoranz werden zudem nach Angaben von Helmut Schlitter, Geschäftsführer der IVS-Ortenau GmbH, häufig Rettungszufahrten für Notdienste von verantwortungslosen Autofahrern zugeparkt.