Die Lahrer Clubbetreiber Sebastian Class (von links), Yannic Meier, Claudia Fröhlich, Raphael Martzloff und Lendrit Xhoxhaj schließen sich zusammen, um für Anerkennung und staatliche Hilfen während der Corona-Pandemie zu kämpfen. Foto: Köhler

Pandemie: Clubszene kämpft ums Überleben/ Mehr als 100 Arbeitsplätze in Gefahr

Lahr - An feuchtfröhliche Disco-Abende ist in diesen Zeiten nicht zu denken. Den Lahrer Clubs fehlen dadurch die Einnahmen. Gemeinsam fordern die Club-Betreiber von der Politik nun eine wirtschaftliche Perspektive und mehr Anerkennung für die Szene.

Die Tanzflächen bleiben leer, die Getränke im Kühlschrank. Seit November dürfen die Lahrer Clubs ihre Türen nicht mehr öffnen. Das bedeutet: Keine Einnahmen. Die Clubchefs sehnen das Ende der Pandemie herbei. Dabei geht es ihnen keineswegs nur ums "Partymachen", sondern vielmehr darum, ihre Betriebe am Leben zu erhalten. Auf beantragte Staatshilfen warten sie noch.

"Mensch Meier"

In der Diskussion um Corona-Hilfen für unter der Pandemie leidende Unternehmen würden die Clubs oft übergangen, betonen sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Restaurants könnten wenigstens einige Einnahmen aus To-Go-Angeboten generieren, so Yannic Meier, Betreiber des "Mensch Meier".

"Unser Kerngeschäft ist das Entertainment, die Unterhaltung der Leute. Das kann man nicht ›To-Go‹ anbieten? Uns fehlt jegliche Perspektive, uns jetzt über Wasser zu halten ", erklärt er. "Die Kosten bleiben ja, die sieht nur keiner." Lampen, Eismaschinen und Nebelmaschinen müssten beispielsweise regelmäßig laufen, damit sie funktionstüchtig bleiben.

Cube Club

Raphael Martzloff, Betreiber des Cube Clubs, erläutert, was die Schließung der Clubs bedeutet: "Wir reden von über 100 Mitarbeitern, von Azubis und Studenten, die brauchen das Geld. Es hängen DJs, Lichttechniker, Fotografen, Grafiker und viele mehr mit dran."

Er äußert sein Unverständnis darüber, seinen Club trotz der möglichen Umsetzung aller Schutzmaßnahmen schließen zu müssen. "Es ist definitiv kontrollierbarer als zehn Leute zuhause in einem ungelüfteten Raum", erklärt er. Eine kontrollierte Öffnung der Clubs sei sicherer als private Partys, die die Clubbesuche ersetzen. Als die Diskotheken im Sommer eingeschränkt öffnen durften, habe es keinen Corona-Fall gegeben.

"Fröhlichs Freunde"

"Wir haben, als wir wieder aufmachen durften, viel Geld in Hygienemaßnahmen investiert. Und jetzt machen wir wieder zu, ohne Aussicht auf Wiedereröffnung", bedauert auch Claudia Fröhlich, die Betreiberin der Diskothek "Fröhlichs Freunde".

Badische Entertainment GMBH

Sebastian Class, Geschäftsführer der Badischen Entertainment GMBH, sieht ein grundlegendes Problem in der Wahrnehmung der Clubszene: "Ich habe das Gefühl, dass wir der Politik egal sind." Da die Entscheidungsträger der Politik einer anderen Generation angehörten, könnten sie weder den "wichtigen kulturellen Anteil am Leben von vielen Menschen" nachvollziehen, noch die harte Arbeit, die dahinter steckt. "Unter der Woche sind wir eine normale Firma ", sagt Class. Diese Firma sei nun auf Staatshilfen angewiesen. "Man sieht uns als Luxus, den die Gesellschaft nicht braucht", echauffiert sich Meier und appelliert: "Auch wir sind Kultur!"

Fröhlich stimmt zu und ergänzt, dass die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und aufrechtzuerhalten, vor allem für junge Menschen sehr wichtig sei. Sie sei sehr stolz auf die Zusammenarbeit unter den Clubs. "Wir sind keine Konkurrenz, wir ziehen alle an einem Strang."

Die Hoffnung der Clubbetreiber liegt darin, dass die Gäste nach der Pandemie zurückkehren und bereit sind, ausgiebig zu feiern. "Wenn am Samstag entschieden wird, dass wir aufmachen dürfen, dann machen wir auf. Wir stehen in den Startlöchern", sagt Lendrit Xhoxhaj vom Cube Club.

Martzloff fasst zusammen: "Erstens müssen die Staatshilfen kommen, zweitens brauchen wir eine Perspektive, wie wir weitermachen können". Selbst wenn entschieden würde, dass sie erst im März wieder aufmachen dürfen, hätten sie wenigstens Planungssicherheit und könnten entsprechend wirtschaften.

Staatshilfen

Die Lahrer Clubs sind wie alle direkt von den coronabedingten Schließungen betroffenen Unternehmen antragsberechtigt für die November- und Dezemberhilfen des Staates. Gezahlt werden Zuschüsse von bis zu 75 Prozent des Umsatzes im November oder Dezember 2019. Ein erst danach gegründetes Unternehmen kann als Vergleichswert den Oktober 2020 heranziehen oder den Durchschnittswert seit der Gründung.