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Sparkurs bei der evangelischen Kirche / Auch Pfarrstellen werden reduziert

Lahr - Die evangelische Kirche ist auf Sparkurs. Nun wurde bekannt: In gut einem Jahr wird es in der Ortenau nur noch einen Dekanatssitz in Offenburg geben, der Lahrer entfällt. Das soll Kosten senken. Auch die Pfarrstellen werden in naher Zukunft weniger.

Ihre klammen Finanzen lassen die evangelische Kirche handeln. Um – wie es in einer Pressemitteilung des Lahrer Dekanats heißt – "zukunftsfähig" zu bleiben, hat die badische Landessynode beschlossen, "dass bis zum Jahr 2032 die Ausgaben schrittweise um rund 20 Prozent reduziert werden sollen". Vergangene Woche hat sich der Evangelische Kirchenbezirk Ortenau mit dem selbst auferlegten Sparprogramm beschäftigt – und weitreichende Entscheidungen getroffen.

Was passiert mit den Dekanaten?

Aktuell gibt es drei Dekanate in der Ortenau, mit ebensovielen Stellen – in Offenburg, Kehl und Lahr. Künftig wird es nur noch einen Dienstsitz in Offenburg geben, mit zwei hauptamtlichen Dekanen. Einer der beiden wird – seine Wahl vorausgesetzt – der Lahrer Dekan Rainer Becker werden, wie dieser am Montag auf LZ-Nachfrage bestätigte. Laut Dekanatsmitteilung soll die Umstrukturierung "bis spätestens 2025" erfolgen. Tatsächlich wird es laut Becker schon zum 1. Januar 2022 so weit sein. Da enden die Amtszeiten der hiesigen Dekane.

Was bedeutet das für die Gläubigen in Lahr?

Im Dekanatsgebiet, das im Wesentlichen dem Altkreis Lahr entspricht, leben rund 38 000 evangelische Kirchenmitglieder. Für sie ändere sich "im Grunde nichts", sagt Becker. Das Lahrer Dekanat sitzt im "Haus an der Stiftskirche" (Foto), das erst vor einigen Monaten aufwendig umgebaut wurde. Es bleibe das Zuhause von Diakonischem Werk, Bezirkskantorat und der Pfarrbüros.

Die Gläubigen sollen dort weiterhin eine "Anlaufstelle für ihre Anliegen" finden. Becker selbst, aktuell noch mit einer halben Stelle Pfarrer von Schmieheim, wird seine Gemeindearbeit indes komplett aufgeben. "Dass ich dann von Offenburg aus arbeite, hat keine großen Auswirkungen. Ich bin schon jetzt viel in den Gemeinden unterwegs und werde es auch künftig sein."

Wo wird noch gespart?

Bei den Pfarrstellen. Die werden künftig weniger. Laut Mitteilung des Dekanats soll ein Schritt "zur ersten Reduzierung" 2026 vollzogen werden. Konkrete Planungen, welche Gemeinden zusammengelegt werden könnten, gebe es noch nicht, sagt Becker im Gespräch mit der LZ.

"Die Zahl der künftigen Pfarrstellen muss von der Landessynode noch festgelegt werden. Erst dann können die konkreten Planungen starten." Wie es gehen könnte, zeigt das Beispiel Kippenheim und Schmieheim. Nach dem Weggang von Pfarrerin Henriette Gilbert diesen Sommer wird es dort künftig nur noch eine Pfarrstelle geben (wir berichteten).

Zudem arbeiten die Kirchengemeinden im Lahrer Südbezirk Ettenheim, Mahlberg, Kippenheim und Schmieheim schon länger enger zusammen – laut Dekan ein Modell für die Zukunft: "Durch vermehrte Teamarbeit entstehen Synergieeffekte, die Freiraum für Neues schaffen."

Was wird aus den Kirchengebäuden?

Die Liegenschaften der Kirche sind ausdrücklich Teil der Sparpläne. Was logisch ist, wie Becker erklärt: "Wo es keine Pfarrstelle mehr gibt, wird in der Regel auch kein Pfarrhaus mehr gebraucht." Als Beispiel nennt er die Friedenskirche im Münchtal, die die Kreuzgemeinde bekanntlich Anfang 2018 an die AB-Gemeinde verkauft hat. Ob wie dort alle Kirchengebäude nach der Veräußerung eine Zukunft als Gotteshaus haben, ist freilich ungewiss.

Neue Mitglieder im Kirchenrat

Der Bezirkskirchenrat, auch Ortenaukirchenrat, hat 23 stimmberechtigte Mitglieder mit einer Amtszeit von sechs Jahren. Zwölf Mitglieder sind kraft Amtes dabei: fünf Landessynodale, der geschäftsführende Dekan, drei Dekanstellvertreter, der Vorsitzende der Ortenausynode und die beiden Schuldekane.

Elf Mitglieder werden gewählt. Neu dabei sind nun Jürgen Hammel und Heike Lehmann für Kehl, Peter Petersen (Lahr) und Solveigh Petersen (Offenburg). Der Ortenaukirchenrat ist verantwortlich für alle Leitungsaufgaben, die nicht der Bezirkssynode, dem Dekan oder Schuldekan vorbehalten sind.

Aufgaben sind unter anderem die Entwicklung der Ziele der Arbeit des Kirchenbezirks, Gemeindevisitationen, die Verteilung der Pfarrstellen und der Diakonenstellen im Kirchenbezirk sowie die Verwaltung des Vermögens des Kirchenbezirks. Der Ortenaukirchenrat tagt einmal im Monat.