Lahr - Die offizielle Erklärung ist nur zwei Sätze lang, doch ihr Inhalt ist bemerkenswert: Der künftige OB Markus Ibert und sein Vize Guido Schöneboom wollen künftig "vertrauensvoll zusammenarbeiten". Heißt: Schöneboom will in Lahr weitermachen.

Die OB-Wahl vom Sonntag bedeutet eine Zäsur in der Lahrer Stadtpolitik. OB Müller geht in wenigen Tagen in Ruhestand, sein Nachfolger wird Markus Ibert, der sich mit knapp 55 Prozent der Stimmen gegen seine Stichwahl-Konkurrentin Christine Buchheit durchgesetzt hatte. So weit, so klar.

Offen blieb seit Sonntag hingegen, wie es mittel- und langfristig in der zweiten Reihe weitergehen wird, beim Vize-Chefposten in der Rathausspitze. Eigentlich dürfte dies kein Thema sein, denn der Erste Bürgermeister wird nicht im "Doppelpack" mit dem OB gewählt, sondern in ganz eigener Abstimmung vom Gemeinderat bestimmt. Und da hat Guido Schöneboom, der Bürgermeister für die Bereiche Sicherheit, Soziales, Bild und Sport, ein klares Deputat: Der komplette alte Gemeinderat hatte ihn vor gut einem Jahr für weitere acht Jahre im Amt bestätigt.

Nach dem Ibert-Sieg steht Schöneboom doppelt unglücklich da

Nun wurde diese Job-Garantie jedoch erschüttert. Nicht rechtlich, aber doch menschlich. Dies deshalb, weil sich Schöneboom, der beim ersten Wahlgang mit nur knapp 20 Prozent aus dem OB-Rennen ausgestiegen war, kurz vor der Stichwahl Ibert/Buchheit auf die Seite der Grünen geschlagen und sich damit gegen Ibert ausgesprochen hatte.

Als nun Ibert gewann, stand Schöneboom doppelt unglücklich da: die eigene Wahl-Hoffnung begraben und plötzlich der torpedierte Kandidat als neuer Chef. Wie er diesen zweiten, erneut niederschmetternden Wahlabend durchlebte, ist nicht verbrieft, denn der alles entscheidenden Auszählung war Schöneboom ferngeblieben.

Zu den Hintergründen, weshalb sich der OB-Vize in seiner Wahlempfehlung für Buchheit und gegen Ibert ausgesprochen hatte, wurde öffentlich nichts bekannt. Mehrere Quellen versichern aber, dass der Zwist zwischen ihm und Ibert schon länger gärte. Nicht offen, aber tief sitzend. Der Stachel im Fleisch: In einem Gespräch viele Monate vor Beginn des Wahlkampfs soll Schöneboom Ibert sein Interesse am OB-Posten erklärt haben. Ibert hingegen deckte seine Karten damals nicht auf und behielt sein eigenes Interesse an der Müller-Nachfolge für sich, heißt es. Damit war die Stimmung vergiftet. Allerdings nur hinter den Kulissen. Im Wahlkampf selbst ließen sich beide von dieser Verstimmung nichts anmerken. Nur wer genauer hinschaute, oder auch im Rückblick Wahlkampf-Bilder durchsieht, stellt fest: Die beiden hielten immer möglichst Abstand voneinander.

Gespräch der beiden räumt "aufgetretene Irritationen" aus

Nun haben sich beide zusammengesetzt und "in einem konstruktiven Gespräch" den zurückliegenden Wahlkampf und "aufgetretene Irritationen reflektiert", vermelden sie in einer von der Pressestelle der Stadt verbreiteten Mitteilung. Und sie sind wieder Freunde: "Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Verwaltungsspitze zum Wohle der Stadt und ihrer Ortsteile ist vereinbart, der sich der künftige Oberbürgermeister wie auch der Erste Bürgermeister gleichermaßen verpflichtet fühlen."

Gespräche bringen Klarheit über Dzernate

Welche Ämter gehören zum Dezernat des künftigen Oberbürgermeisters Markus Ibert? Dazu werde er noch Gespräche führen, sagte Ibert unserer Zeitung. Dass die Stadtkämmerei dazugehöre, biete sich an – dort war Ibert früher Abteilungsleiter. Zum Dezernat I gehören außerdem das Haupt- und Personalamt, das "Amt für Kommunikation, Digitalisierung und Projektentwicklung" sowie das Rechnungsprüfungsamt. Bürgermeister Schöneboom ist als Dezernent für das Amt für Soziales, Schulen und Sport, das Kulturamt, das Rechts- und Ordnungsamt und das Amt für außerschulische Bildung zuständig. Baudezernent ist Tilman Petters.