Der Infoabend in der Turnhalle des Clara-Schumann-Gymnasiums war gut besucht. Foto: Baublies

Emotionale Diskussionen bei Informationsabend. Anwohner fürchten zu große Belastung

Lahr - Die Information über die Bauplanung am Altenberg rund um das ehemalige Reichswaisenhaus hat erneut viele der Gegner auf den Plan gerufen. Im Mittelpunkt der Kritik stand unter anderem die Verkehrsbelastung.

Eine wesentliche und sicher für alle Anwohner wichtige Neuigkeit ist bei der ausufernden und teilweise polemischen Diskussion am Dienstagabend in der Turnhalle des Clara-Schumann-Gymnasiums fast untergegangen. Der voll beladene Schwerlastverkehr wird immer über die Altfelix- und die Bürklinstraße anfahren. Leere Laster fahren über einen Waldweg und die Schelmengasse ab. Das gilt bei den Abbrucharbeiten am Anfang des kommenden Jahres, wenn der Schwerlastverkehr leer anfährt und beladen abfährt. Dies gilt aber auch umgekehrt in späteren Bauabschnitten, wenn beispielsweise Betonmischfahrzeuge beladen anfahren. Gerold Heubach, Planer der Firma "Re2Area", erklärte die insgesamt 13 Bauphasen, deren Zeitfenster und wie viele Lkw am Tag verkehren sollen (bis zu 40), sodass das Neubaugebiet am ehemaligen Reichswaisenhaus entstehen kann.

Vorwürfe gegenüber der Stadtverwaltung

Über die Zahlen entbrannte die erste Diskussion. Anwohner, vor allem der Bürklinstraße, waren über diese enorme Belastung sichtlich erbost. Vorwürfe gab es auch gegenüber der Stadt, die mit Baubürgermeister Tilman Petters und Udo Lau, Leiter der Tiefbauabteilung, vertreten waren. Im Sommer des kommenden Jahres gibt es laut Plan Arbeiten an den Kanälen unter der Altfelix- und der Bürklinstraße. Dabei sei eine teilweise Vollsperrung nicht zu vermeiden. Bei der Diskussion gab es Vorwürfe, dass man vonseiten der Stadt die Anwohner belogen habe. Mehrere Wortmeldungen kritisierten, dass es parallel Bauarbeiten am Klinikum, in Kuhbach, auf dem Gelände der ehemaligen Ölfabrik und auf der B 415 geben würde. Das, so der einhellige Tenor, würde nicht nur den Anwohnern, sondern der gesamten Geroldsecker Vorstadt einen Verkehrskollaps bescheren.

Petters versuchte, Ruhe in die Diskussion zu bringen. Da eine Mehrheit die Argumente der BI Altenberg erneut aufwärmte, stellte der Dezernent wiederholt klar, dass es bei der Information um eine Vorstellung der Baupläne für die kommenden vier bis fünf Jahre gehe. Das Bürgerbegehren sei Vergangenheit.

Mitarbeiterinnen des Kindergartens "Die kleinen Strolche, den ein Verein trägt, warfen der Stadt vor, keine Rücksicht auf die Kinder zu nehmen. Hier stellten Petters, Heubach und Thomas Kunz, technischer Leiter des Investors, der Firma Bauwert, klar, dass man dem Verein ein neues Grundstück bereits angeboten habe. Petters ergänzte, dass die Stadt dabei keinerlei Mitspracherecht habe. Das Reichswaisenhaus gehöre nicht der Stadt. Sollte es beim Auszug Ende des kommenden Jahres zu Engpässen kommen, wie die Kinder unterkommen, sei die Stadt da aber sicher um Mithilfe bemüht.

Wie sehr sich die Gemüter an den Plänen erregen, erklärte eine Anwohnerin, die sich "von nun an als überzeugte Umweltaktivistin" vorstellte. Sie würde "mit anderen und mit allen Mitteln" den Verkehr am Philosophenweg zum Erliegen bringen. "Dafür gehe ich auch ins Gefängnis." Die Laster würden dann die Geroldsecker Vorstadt förmlich überfluten. Petters konterte da, dass bei einer sehr hohen Anzahl von geschätzten 40 Lkw da doch wohl nur die Bürklinstraße verstopft sei.

Info: Bürgerentscheid

Gegen die Bebauungspläne Altenberg rund um das ehemalige Reichswaisenhaus ist 2016 ein Bürgerbegehren initiiert worden. Bei der darauffolgenden Abstimmung am 26. März 2017 ist die erforderliche Mindeststimmenanzahl nicht erreicht worden. An der Abstimmung unter rund 34 000 stimmberechtigten Lahrern nahmen nur rund 7000 teil. Diese Quote war zu wenig, um den Entscheid – eine deutliche Mehrheit stimmte unter den Teilnehmern gegen die Bebauungspläne – als verbindlich gelten zu lassen. Die Gegner des Projekts bekamen exakt 4896 Stimmen. Für einen Erfolg hätten 6987 Lahrer gegen diese Pläne stimmen müssen.