Für die neue achte Klasse der Gemeinschaftsschule liegen nicht nur ausreichend Bücher bereit, auch alle Lehrerstellen sind an der Friedrichschule besetzt. Am Freitag versieht Konrektor Hans Nerpel die Lehrbücher mit einem Stempelabdruck, in den die Schüler zum Schulbeginn am kommenden Montag Name und Klasse eintragen müssen. Foto: Kauffmann Foto: Lahrer Zeitung

Bildung: Alle Lehrerstellen an Lahrer Schulen besetzt / Puffer gibt es aber nicht

Am Montag startet das neue Schuljahr – und 700 Lehrerstellen sind landesweit nicht besetzt, sagt das Kultusministerium. Wie sieht die Situation in Lahr aus? Die Lahrer Zeitung hat sich umgehört.

Lahr. Die Zahl der offenen Lehrerstellen sei nicht zufriedenstellend, sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann am Donnerstag, um nur wenige Atemzüge danach klarzustellen: "Wir haben keinen Bildungsnotstand." Unsere Zeitung hat sich bei den Schulen in Lahr stichprobenartig umgehört: Haben sie für das neue Schuljahr genug Lehrer? Oder gibt es Lücken?

  Umfrage: "Wir sind versorgt", sagt Katja Berchtenbreiter, Rektorin der Grundschule in Mietersheim. "Wir haben unsere Stellen bisher immer besetzen können." Ähnlich ist das Bild bei der Otto-Hahn-Realschule: "Bei uns ist es nicht so eng, wir sind gut versorgt", berichtet Schulleiter Christian Reinbold. Doch er gibt auch zu bedenken: "Das geht gut, solange es keine Ausfälle gibt." Seine Schule sei zwar abgedeckt, aber die Personaldecke "ist auf Kante genäht". Reinbold weiter: "Toll wäre eine weitere Person, aber das ist Luxusdenken."

Ähnlich ist die Situation an der Theodor-Heuss-Werkrealschule: "Der Pflichtunterricht ist voll abgedeckt", sagt Rektor Thomas Bührer, aber die "erweiterten Angebote" würden zurückgefahren. Verblieben seien die Schulband und die schuleigene Fußballgruppe. Diese Angebote würden von Lehrern teils gar ehrenamtlich betreu, sagt Bührer.

Auch Stephan Seizinger, der neue Leiter der Friedrichschule, spricht zwar von "ordentlicher Versorgung". Aber "wie die meisten Schulen haben auch wir keinen Puffer", ergänzte er. Wie Joachim Rohrer, Chef des Clara-Schumann-Gymnasiums, und Sabine Rühtz, die Direktorin des Scheffel-Gymnasiums, berichten, gebe es bei ihnen ebenfalls keine Engpässe bei der Stellenbesetzung. Der Südwesten ächzt unter dem Lehrermangel – nur die Stadt Lahr nicht?   Auf Kante: Das Regierungspräsidium Freiburg meint auf Nachfrage unserer Zeitung: "Es gibt im Ortenaukreis keine offenen Lehrerstellen, also auch nicht in Lahr", sagt Pressesprecher Markus Adler. Die Lage im Kreis sei "erfreulich". Und doch: Die Versorgung sei nur rechnerisch gewährleistet. "Die Stellenbesetzung ist auf Kante genäht", berichtet Adler – und bestätigt damit den Eindruck vieler Schulleiter in der Stadt Lahr.

  Attraktiver Ort: Warum an den Lahrer Schulen alle Stellen besetzt sind? "Weil Lahr noch im Einzugsbereich Freiburgs liegt", vermutet Direktor Rohrer. Ein gutes Drittel der Lehrer am Clara-Schumann-Gymnasium pendelten täglich von Freiburg zum Arbeitsplatz nach Lahr. Viele wollten Freiburg als Wohnort nicht aufgeben. Ähnlich sieht es Rektor Seizinger: Die Attraktivität des Wohnorts spiele eine große Rolle. "Je weiter man von der Rheinschiene wegkommt, desto schlechter."

"Das geografische Beharrungsvermögen von Junglehrern ist erstaunlich", sagte Kultusministerin Susanne Eisenmann in diesem Zusammenhang. Manch ein Junglehrer ziehe es vor, einen befristeten Vertrag in Städten wie Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe als eine unbefristete Stelle in ländlichen Gebieten anzunehmen.