Ab Mittwoch tritt Kordula Kovac aus Wolfach (rechts) wieder auf die politische Bühne in Berlin. Hier bei einer Feier von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (Mitte, vorn), mit Kanzlerin Angela Merkel (gelber Blazer) und anderen Parteigrößen. Archivfoto: Braun Foto: Lahrer Zeitung

Bundestag: Wolfacher Politikerin wird in Stuttgart vereidigt / Start in Berlin schon am nächsten Wochenende

Die Ortenau hat ab Mittwoch, 17. März, wieder eine Bundespolitikerin mehr im Berliner Reichstag sitzen: Kordula Kovac (CDU) rückt offiziell für den vom Amt zurückgetretenen Parteikollegen Nikolas Löbel nach. Sie wird in Stuttgart vereidigt.

Kinzigtal/Stuttgart/Berlin. Während Bürger, Politik und Medien derzeit gebannt nach Stuttgart blicken, wie es dort mit der künftigen Regierung unter Führung der Grünen weitergeht, schaut die Wolfacher CDU-Politikerin Kordula Kovac (63) nach Berlin. Sie wird am Mittwoch, 17. März, offiziell als Bundestagsabgeordnete ins Amt gehoben, kurz vor Ende der Wahlperiode, die noch bis September dauert. Die Vereidigung übernimmt Landeswahlleiterin Cornelia Nesch aus dem Innenministerium in Stuttgart. Sie ist für die Organisation von Wahlen im Land verantwortlich.

Kordula Kovac rückt im Reichstag für den CDU-Kollegen Nikolas Löbel aus dem Wahlkreis Mannheim nach, der über seine Provisionsaffäre bei der Maskenbeschaffung stolperte. Der Abgeordnete legte sein Mandat nieder und trat aus der Partei aus, nach massivem Druck, wie aus Berlin zu hören war.

Mit einem Ruf wieder nach Berlin hatte die Politikerin nicht unbedingt gerechnet

Pech für Löbel, Glück für Kordula Kovac. Sie wusste zwar, dass sie auf der Liste der Bundestagsnachrücker ihrer Partei zuletzt ganz oben stand., doch ernsthaft damit gerechnet, in dieser Legislaturperiode doch noch nach Berlin zu gehen, hatte sie nicht.

Bei der letzten Wahl vor dreieinhalb Jahren hatte es für die Wolfacherin nicht zum Einzug in den Bundestag gereicht, ihr Platz auf der Landesliste wurde nicht gezogen. Kordula Kovac war zuvor vier Jahre lang als Abgeordnete im Bundestag vertreten, von 2013 bis 2017. In der CDU/CSU-Fraktion war sie Sprecherin für Weinbau und zuständig für die Bereiche Spirituosen und Sonderkulturen. Im Petitionsausschuss war sie Mitglied und außerdem Schriftführerin im Bundestag.

Nun übernimmt sie den Platz und die Aufgaben von Nikolas Löbel. "Keine leichte Sache", weiß Kovac. Die Umstände, die sie nun unerwartet nach Berlin befördern, gefallen ihr persönlich ganz und gar nicht. "Das hätte niemand gebraucht", sagt sie.

Schon am kommenden Wochenende wird sie in die Bundeshauptstadt reisen, am Montag beginnt eine Sitzungswoche und für Kovac die praktische politische Arbeit. "Ich kenne mich in diesem Gefüge ja bestens aus und kann nahtlos starten", sagt die künftige Abgeordnete. Schon jetzt telefoniert sie viel und bereitet den Neustart in der Hauptstadt vor.

Langjährige Wegbegleiter von ihr auf der politischen Bühne haben schon zum unverhofften Wiedereinstieg gratuliert. Unter anderem Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble aus Offenburg, der Kovac seit Jahrzehnten kennt und schätzt. Auch Andreas Jung, der Chef der CDU-Landesgruppe in Berlin und Hoffnungsträger der derzeit arg gebeutelten Partei, schickte Glückwünsche. Und auch Landrat Frank Scherer freute sich über eine weitere Ortenauer Abgeordnete in der Hauptstadt.Helga Gund, die Bezirksvorsitzende der Frauen-Union Südbaden aus Schuttertal, gratulierte ebenfalls und ist sich sicher: "Sie kann die Arbeit sofort mit ihrem bekannten Elan und Einsatz starten". Die Frauenunion unterstützte Kovac bei den letzten Wahlen massiv.

Künftig wird Kovac weniger Zeit für ihre Aufgabe als Chefin der Mineralienhalde Grube Clara in Wolfach-Kirnbach haben. Und auch ihr Mann Hans-Jörg Kovac dürfte sie weniger zu Gesicht bekommen. Doch er trägt es mit Fassung: "Meine Frau ist einfach Berufspolitikerin durch und durch."

Kordula Kovac bleibt zunächst bis zum Ablauf der Legislaturperiode im Bundestag. Im September dieses Jahres wird ein neuer Bundestag gewählt und ob die Wolfacherin danach in Berlin weitermachen kann, hängt von mehreren Faktoren ab. Wollen würde sie jedenfalls. Die CDU in Baden-Württemberg hat ihre Listen für die Bundestagswahl noch nicht erstellt. Das wird beim Landesparteitag im April entschieden. Zuvor tagt der Parteitag der CDU Südbaden, auf dem Kovac auf einen der vorderen Ränge platziert werden müsste, um auf Landesebene Erfolg zu haben. Letztlich entscheiden die Wähler, wie stark die CDU im Bund künftig sein wird. Da sieht es wenig rosig aus.