Die Stadtkapelle mit Dirigent Nicholas Reed auf der Stadthallenbühne, die passend zum Konzertanlass mit Chrysanthemen geschmückt war. Foto: Baublies

Stadtkapelle spielt Stücke, die zum herbstlichen Großereignis in Lahr passen / Begeisterte Besucher

Traditionell veranstaltet die Stadtkapelle eine Woche vor Eröffnung der Blumenschau ihre Chrysanthemengala. Die Musiker haben am Sonntagabend in der Stadthalle Lust auf das jährliche Lahrer Großereignis gemacht.

Lahr. Die "Variationen über einen koreanischen Folksong" erinnerten die vielen Besucher daran, dass die Chrysantheme aus dem fernen Osten stammt. Das Thema, welches das Orchester in fünf verschiedenen Variationen vorstellte, ist etwa 600 Jahre alt und gehört zur Tradition der koreanischen Halbinsel.

Moderator Michael Moser stellte die Stücke vor. Deren Grundmelodie klang gerade so exotisch, dass sie europäische Hörgewohnheiten nicht überanstrengte. Die Zuhörer wurden mit ungeahnten Tonfolgen und komplexen Rhythmen konfrontiert – ohne überfordert zu sein. Im Gegenteil, die Klangkaskaden, die das Orchester darbot, waren so arrangiert, dass die Variationen gerade wegen ihrer Fremdheit genaues Zuhören erforderten. Dem Ensemble unter der Leitung von Nicholas Reed ist diese Gratwanderung außerordentlich gut gelungen.

Auch die Interpretation der "Suite über griechische Liebeslieder" aus dem 18. Jahrhundert gelang. Die Sätze "Vivace ironico", "Andante espressivo", "Allegro patetico" und "Presto" standen für die Liebe, die ironisch, ausdrucksvoll und pathetisch sein darf. Auch hier setzte das Orchester die Töne im beabsichtigten Sinn. Insgesamt war der erste Teil des Konzerts "bravissimo". Auch die "Irische Rhapsody" zum Auftakt war außergewöhnlich gut gespielt.

Eine besondere Überraschung waren aber zwei Stücke des zweiten Teils. Der sei, das hatte Moser erklärt, eher der traditionellen Literatur eines Blasorchesters gewidmet. Der Marsch "O Vitinho" des Portugiesen Francisco Marques Neto fiel aus dem Genre-Rahmen. Die Tonfolgen waren heiter und beschwingt, nur die Rhythmen ließen schwach erkennen, dass der Komponist einen Marsch komponiert hat.

Es gibt eine rote Brücke in Illinois, die ein Dach hat. Die Farbe diente im Winter als Erkennungszeichen, das Dach als Schutz für den Viehtrieb, sagte Moser. Darüber hat Robert Sheldon das Stück "The red covered Bridge" komponiert, das vielleicht die größte Überraschung des gesamten Konzerts war. Die warmen Farben des Herbstes haben der Komponist und der Dirigent in eine überaus harmonische Darbietung gepackt.

Die Klangfarben des Orchesters und einige Bilder ließen erahnen, was ab dem kommenden Samstag in Lahr erwartet werden darf. Der Begriff, der dieses Stück am besten wiedergibt, lautet "Indian Summer". Unser deutscher Begriff "Altweibersommer" würde dieser fulminanten Darbietung nicht gerecht werden. So reich wie das Herbstlaub an Tönen und Schattierungen ist, so farbenfroh, harmonisch und expressiv war das Stück über besagte Brücke.

Christopher Büttner, der Vorsitzende der Stadtkapelle, hatte bei seinen Grußworten an die Maus Frederic erinnert. In dem Kinderbuchklassiker sammelt Frederic die Wärme und die Farben des Sommers für lange triste Winternächte und -tage. Das hat die Stadtkapelle geschafft – bevor die Blütenschau beginnt.

INFO

Königinnen berichten

Es gehört zur Tradition der Chrysanthemengala, dass die amtierende Chrysanthemenkönigin und ihre designierte Nachfolgerin interviewt werden. Jessica Neugebauer, die als Jessica I. die Blütenschau vertreten hat, sagte zwischen den Stücken, dass sie das Jahr genossen habe. Eine besondere Erinnerung sei das Musikfeuerwerk, das sie zum Ende der Chrysanthema 2016 gezündet hat. Auch Lea Johanna Krauss, die als Lea Johanna I. am Samstag gekrönt wird, freut sich auf die Aufgabe – ihre Großmutter sei besonders stolz auf sie.