Experten haben in einer Modellrechnung analysiert, dass Flächen wie diese in der Ortsmitte Kuhbach bei einem Jahrhunderthochwasser überflutet werden. Daher dürfen hier derzeit keine Baugenehmigungen erteilt werden. Foto: Lübke

Ortschaftsrat: Maßnahmen für Hochwasserschutz in Kuhbach haben Vorrang / Große Kritik am Bauamt

Lahr - Kuhbach kämpft schon seit Jahren darum, in der Ortsmitte weiteres Baugebiet zu erschließen. Doch bis 2022 geht in dem Projekt jetzt erst einmal nichts voran. Grund sind Maßnahmen für Hochwasserschutz, die zuerst abgeschlossen werden müssen.

Der Brudertalbach plätschert in Kuhbach derzeit sehr gemütlich daher. Viel Wasser führt er nicht. Das muss aber nicht so bleiben, wie Udo Lau, Abteilungsleiter für Tiefbau bei der Stadt Lahr, dem Ortschaftsrat Kuhbach in dessen jüngster Sitzung erläuterte.

Er präsentierte eine Modellrechnung des Ingenieurbüros Wald und Corbe. Die Experten nehmen an, dass im Falle eines Jahrhunderthochwassers weite Teile der Kuhbacher Ortsmitte überflutet werden.

Die Konsequenz:

Der Einlauf des Brudertalbachs muss erweitert und eine Hofeinfahrt ebenfalls angepasst werden. Vorher könnten in dem Gebiet keine Baugenehmigungen erteilt werden.

"Der derzeitige Kanal kann das Wasser im Fall der Fälle nicht halten. Da der Brudertalbach nicht schnell genug abfließen kann, würde sich nämlich ein Rückstau bilden und das Wasser wird aus dem Kanal gedrückt", erörterte Lau.

Wenn er die nötigen Gelder genehmigt bekomme, wäre ein neues Einlaufbauwerk bis Ende 2021, so Laus Schätzung, fertig. Ab 2022 könnte dann damit begonnen werden, in der Ortsmitte zu bauen. Ungefähr 200 000 Euro würden die Maßnahmen für den Hochwasserschutz kosten.

"Da geht einem der Hut hoch"

Einige Mitglieder des Ortschaftsrat reagierten äußerst enttäuscht darauf, dass ihnen beim Projekt Ortsmitte nun nichts anderes übrig bliebe, als sich in Geduld zu üben. "Wir kämpfen schon seit Jahren für die Ortsmitte. Das was sie uns jetzt sagen, ist sehr frustrierend. Sie berichten von Dingen, die nie passieren werden. So ein Hochwasser wie beschrieben gab es hier seit 65 Jahren nicht. Da geht einem der Hut hoch", echauffierte sich Josef Schwarz (SPD).

Auch Christoph Schmieder (CDU) war von den Untersuchungsergebnissen "überrascht". Ortsvorsteher Norbert Bühler (SPD) bezweifelte zwar nicht, dass die Berechnungen der Experten korrekt seien. "Aber diese Annahmen gehen an der Realität vorbei. Unser Einlaufwerk hat bislang immer ausgereicht, auch beim großen Hochwasser 2012. Mir fehlen die Worte, dass wir jetzt bis 2022 mit Baumaßnahmen warten müssen", so Bühler.

Viele Räte zeigten kein Verständnis dafür, dass beispielsweise auf der B 415 in Reichenbach oder in der Ortsmitte Sulz die Bauprojekte zügig voran gehen und Kuhbach immer warten müsse. "Wir bekommen nicht so viel Geld wie andere Stadtteile", kritisierte Alexandra Tränkle (SPD).

Lau verteidigte sich gegen die Kritik am Bauamt wie auch am Landratsamt. "Keiner in der Stadtverwaltung hat etwas gegen Kuhbach, auch wenn das vielleicht so aussieht. Auch das Landratsamt handelt nur noch dem Gesetz. Wir können die Richtlinien zum Hochwasserschutz nicht außer acht lassen."

So geht's weiter

Udo Lau gab im Ortschaftsrat an, mit Jürgen Trampert, Leiter der Stadtkämmerei Lahr, zeitnah das Gespräch zu suchen, um die benötigten 200 000 Euro für die Hochwasserschutzmaßnahmen genehmigt zu bekommen. Bis spätestens Anfang 2021 soll der Ausbau des Einlaufbeckens des Brudertalbachs ausgeschrieben werden.