Die Reinigung und Desinfizierung von Berührungsflächen gehört zu den wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen – hier vorgemacht von einer Mitarbeiterin der Firma Twenmark. Foto: Firma Twenmark

Hygiene: Auch für professionelle Reinigungskräfte hat Corona einige Veränderungen mit sich gebracht

Lahr/Friesenheim - Wegen Corona müssen Betriebe verstärkt auf hohe Hygienestandards achten. Was bedeutet das für Reinigungsunternehmen aus der Region? Wir haben uns mit Branchenkennern unterhalten.

Corona hat vieles verändert. Spuren hat die Pandemie auch im Reinigungssektor hinterlassen. Axel Siefert ist Inhaber und Geschäftsführer der Twenmark Gebäudemanagement GmbH.

Das Ettenheimer Unternehmen verfügt über 190 Mitarbeiter, davon 170 Reinigungskräfte. Neben Unterhalts- und Sonderreinigungen hat sich Twenmark auch auf Trockeneisreinigungen, Wartung und Technik in Gebäuden sowie Centermanagement in Einkaufsmalls spezialisiert. Die Kunden kommen größtenteils aus Gewerbe und Industrie.

Die Arbeit selbst sei während der Pandemie einem Wandel unterlegen, berichtet der 51-Jährige: "Die Kunden wünschen, dass sogenannte Touchflächen (Oberflächen, die häufig berührt werden, wie beispielsweise Tür- oder Fenstergriffe; Anm. d. Redaktion) häufiger gereinigt und desinfiziert werden.

Das empfehlen wir den Unternehmen aber auch." Genauso, dass "da, wo sich viele Menschen treffen" jederzeit Flächendesinfektionsmittel bereit stehen sollten.

Auftragslage übers Jahr "relativ konstant"

Um vor einer Ansteckung zu schützen, lässt Siefert seine Mitarbeiter regelmäßig schulen. Während der Arbeit tragen sie Einmal-Handschuhe, einen Mund- und Nasenschutz, im Putzraum stehen Händedesinfektionsmittel bereit.

Siefert erklärt, dass die Zahl der Aufträge im Bereich standardisierte tägliche Unterhaltsreinigungen – dazu gehören solche in Büros, Geschäften, Sanitärbereichen, Umkleide- und Nassräumen – während der beiden Lockdowns relativ konstant geblieben sei.

Weniger Aufträge habe es bei Bestandskunden gegeben, die ihren Mitarbeitern Home-Office ermöglichen, dafür mehr bei jenen, die ihr Personal zum Arbeiten nicht nach Hause schicken können.

Ein Loch sei während der Wellen hingegen bei Sonderreinigungen entstanden, also im Bereich Glas- und Fassadenreinigungen sowie der Industriereinigung.

Diese Aufträge seien von Seiten der Kunden eher nach hinten verschoben worden. Über das gesamte Jahr gesehen sei die Auftragslage "relativ konstant" geblieben, schätzt Siefert. Im Sektor Unterhaltsreinigung habe er aber mehr Arbeitskräfte eingestellt als in den Jahren zuvor.

Was Siefert ein wenig ärgert: "In der Öffentlichkeit wurde kaum erwähnt, dass wir wie die Pflegekräfte oder Verkäufer im Einzelhandel während der beiden Lockdowns ebenso an vorderster Front gekämpft haben. Dadurch haben wir maßgeblich zu einer Verbesserung beigetragen", ist er sich sicher.

Ähnlich sieht das Christian Pristl, Inhaber der Langlotz Gebäudereinigung GmbH mit Zentrale in Friesenheim: "Wir würden uns wünschen, wenn unsere Reinigungskräfte auch nach Corona mehr Wertschätzung erfahren würden. Es handelt sich um eine äußerst wichtige Arbeit, die aber eben im Hintergrund geschieht."

Seine Firma bietet Dienstleistungen in den Bereichen der Gebäudereinigung an. Die insgesamt 285 Mitarbeiter – darunter 270 Reinigungskräfte – bedienen alle Branchen: Privatkunden, Behörden, Industrie, Handel, aber auch Freiberufler wie Zahnärzte und Rechtsanwälte.

Während des ersten Lockdowns habe Pristl Kurzarbeit für seine Mitarbeiter beantragen müssen, um sie zu schützen: "Da Schulen, Kindergärten, Einzelhändler und Restaurants schließen mussten, brachen diese Bereiche komplett weg", klagt er.

Dafür habe es neue Kunden in der Industrie gegeben: "Die Nachfrage nach der intensiven Reinigung von Griffflächen wuchs merklich." Privatkunden haben hingegen weniger Leistungen in Anspruch genommen, da sie aus Vorsichtsgründen keine fremden Menschen ins Haus ließen.

Dennoch sieht Pristl sein Unternehmen in einer guten Position: "Bislang konnten wir ein leichtes Umsatzplus verbuchen – dafür aber in einem schwierigeren Umfeld." Zu schaffen machen ihm die gestiegenen Personalkosten, die auch von den vielen zusätzlichen Krankheitstagen seiner Mitarbeiter rühren. "Wenn wir mit einer schwarzen Null aus dem Jahr herauskommen, sind wir froh", schließt Pristl hoffnungsvoll.

Auch in diesen schwierigen Zeit gibt es einen Grund zur Zuversicht

Für seine Mitarbeiter habe sich die Arbeit nicht vereinfacht, ganz im Gegenteil: "Sie müssen stundenlang körperlich mit Maske arbeiten", berichtet der 53-Jährige Firmenchef. Größere Firmen würden sogar regelmäßig Temperaturkontrollen durchführen, bevor das Personal zum Reinigen hineingelassen werde.

Auch für Brigitte Tobien, die vormittags für die Hauswirtschaft und die Wäscheversorgung im Ortenau-Klinikum verantwortlich ist, hat es schon einfachere Zeiten gegeben: "Die Hygienemaßnahmen im Krankenhaus sind intensiver als je zuvor", berichtet die 57-jährige Seelbacherin.

Gerade auf der Corona-Station müsse viel mehr beachtet werden. "Wir müssen Schutzkleidung und mindestens eine FFP 2-Maske tragen, außerdem regelmäßig unsere Handschuhe wechseln." Diese ganzen Umstellungen kosten eine Menge Zeit, weiß Tobien.

Doch auch in diesen schwierigen Tagen sieht sie einen Grund zur Zuversicht: "Für unsere wichtige Arbeit erfahren wir durch die Patienten eine gestiegene Wertschätzung. Besonders die isolierten Menschen freuen sich, wenn jemand für einen kurzen Plausch vorbeikommt." Gerne würde sich Tobien mehr Zeit für längere Gespräche nehmen, doch: "Dafür fehlt mir in der aktuellen Situation leider einfach die Zeit."

Am vergangenen Sonntag war der "Internationale Tag der Putzfrau". Dieser soll die Arbeit von Reinigungspersonal würdigen und den durch die geleistete Arbeit entstehenden Mehrwert hervorheben.

Zudem soll auf die Situation von Putzfrauen aufmerksam gemacht werden, indem vor allem bessere Arbeitsbedingungen und ein höheres Ansehen gefordert werden. Den jährlich stattfindenden Ehrentag hat im Jahr 2004 Krimiautorin Gesine Schulz ins Leben gerufen.

Tipps für Zuhause

Die Gefahr einer Corona-Infektion lauert bekanntlich überall – beim Einkaufen, auf der Arbeit, selbst im Wartezimmer der Arztpraxis.

Um sich und andere zu schützen, gibt es Vorsichtsmaßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, die Einhaltung der Abstandsregeln und die Verringerung direkter Kontakte auf ein notwendiges Minimum.

Doch selbst wer das alles beachtet hat und nach Hause kommt, kann die gefährlichen Viren unwissentlich in die eigenen vier Wände bringen. Wie man sich davor schützen kann, verraten die Hygiene-Experten Christian Pristl und Axel Siefert.  

Beim Eintreten in die Wohnung Hände waschen: "Falls man tatsächlich Corona-Viren mit nach Hause schleppt, verringert sich so die Gefahr, dass sie an weiteren Stellen verteilt werden", sagt Siefert.  

Berührungsflächen desinfizieren: Direkt nach dem Händewaschen sollten zunächst die Stellen desinfiziert werden, die man bereits berührt hat. "Typische Touchflächen sind Tür- und Fenstergriffe, der Wasserhahn, Heizungsregler und Lichtschalter", bemerkt Christian Pristl. Gerade Letztere werden dabei gerne mal vergessen.  

Oberflächen reinigen und desinfizieren: Auch auf Flächen wie dem Schreibtisch oder den Arbeitsplatten in der Küche können sich Viren vermehren. Daher sollten auch diese regelmäßig desinfiziert werden. "Mit diesen drei Tipps ist man zu Hause schon mal auf der ziemlich sicheren Seite", sind sich die Hygienefachmänner einig.  

Anwendungshinweise lesen: Die Dosierungs- und Anwendungshinweise von Reingungs- und Flächendesinfektionsmitteln haben durchaus ihren Sinn. "Wer zuviel Desinfektionsmittel verwendet, riskiert, dass die gewünschte Wirkung verloren geht", warnt Christian Pristl. Auch die Temperatur des Wassers könne eine Rolle bei der Wirksamkeit der Mittel spielen.

 Regelmäßig Lüften: Gerade, wer Besuch hat, sollte jederzeit für einen ausreichenden Luftaustausch sorgen. "Das hilft gegen Aerosole, die zu einer Ansteckung führen können", weiß Axel Siefert.