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Fußballtrainer aus der Region äußern sich zur Kovac-Entlassung beim FC Bayern und sprechen über seine Nachfolge in München

Es war am Montag das Thema in Fußball-Deutschland: die Entlassung von Niko Kovac beim FC Bayern. Wir haben Trainer aus der Region nach ihrer Meinung gefragt und wollten wissen, wen sie gerne als Nachfolger beim Rekordmeister sehen würden.

Ein Trainerjob in der Fußballbundesliga gleicht manchmal einem Schleudersitz, vor allem beim FC Bayern München. Erfolg reicht oft nicht, man muss auch mit den Stars, den Medien, dem Druck umgehen können. Seit Sonntagabend kann man nun sagen: Niko Kovac ist beim Rekordmeister gescheitert, die 1:5-Klatsche in Frankfurt war zu viel.  Verständnis für die Entscheidung: "Die Spieler der Bayern spielen teilweise unter ihrem Können und als Trainer ist man gewissermaßen verantwortlich für die Leistung seiner Spieler", fasst Reiner Heitz, Trainer beim Bezirksligisten SV Rust, die Situation zusammen. Heitz ist Bayern-Fan und beobachtet das Geschehen beim Rekordmeister daher genau. "Für Kovac tut es mir leid, als Trainer und Mensch mag ich ihn", sagt der Ruster Trainer.

"Es wäre wohl schon früher passiert, wenn sie in Bochum gepatzt hätten", hat Ichenheims Coach Christian Thau Verständnis für die Reaktion der Bayern-Bosse. Im DFB-Pokal wäre der Rekordmeister um ein Haar am Zweitligisten gescheitert und drehte das Spiel erst spät. Unter Kovac habe eine Spielidee gefehlt, findet Thau, ebenfalls ein Fan der Münchener.

Auch für Petro Müller, Sportlicher Leiter beim SC Lahr, war die Trennung von Kovac keine Überraschung. "Es war nach Samstag vorauszusehen", sagt er und sieht einen Teil der Schuld beim Bayern-Coach selbst. Er habe sich mit seinen Aussagen zu den Frankfurter Fans, die laut Kovac die besten seien, und zu Thomas Müller, den Kovac öffentlich als Notnagel bezeichnete, keinen Gefallen gemacht, findet Petro Müller, der ebenfalls Bayern-Fan ist.   Kritik an Sportlicher Leitung des FCB: "Ergebnisse und Spielweise waren nicht mehr gut, da kann man als Verantwortlicher nicht mehr zusehen", sagt Müller. Einen Teil der Schuld sieht er aber auch beim Sportdirektor Hasan Salihamidžic und der Personalpolitik des FCB. "Die ›Mia-san-Mia‹-Spieler fehlen", findet er. Und: "Ich glaube, dass Kovac ein sehr guter Trainer ist, aber Bayern ist nicht Frankfurt."

Ähnliches sagt auch Domenico Bologna, Trainer des FSV Seelbach. Er vermutet, dass die Bayern-Bosse beobachtet haben, dass Kovac mit gestandenen Spieler teilweise Probleme hatte. Bologna selbst dagegen findet Kovac in seinen Interviews "ehrlich und authentisch", kann aber dennoch verstehen, dass die Verantwortlichen die Entscheidung getroffen haben. "Am Ende ist die Mannschaft auch dann noch da, wenn der Trainer weg ist."   Vertrauen in Niko Kovac hat gefehlt: Dass nun der erste Trainerwechsel der Saison ausgerechnet beim FC Bayern stattfindet, sei interessant, sagt Florian Kneuker, Trainer des Verbandsligisten Offenburger FV. "Ich finde es gut, dass es länger gedauert hat als zuletzt", so Kneuker. Er glaubt, dass in der FCB-Chefetage wohl die Überzeugung nicht mehr da gewesen sei. "Das bringt das Geschäft mit sich", weiß er und zieht eine Parallele zu seiner Arbeit beim OFV. Auch dort lief es zu Beginn überhaupt nicht, er sei jedoch die ganze Zeit über überzeugt gewesen, die Mannschaft auch weiter zu erreichen und war daher entspannt. Das war in München wohl anders. "Dort dreht es sich 1000 Mal schneller", weiß Bayern-Fan Kneuker um die Vorzüge, die der Amateursport bietet.

  Bloß nicht Mourinho: Dennoch würde er gerne Kovacs Nachfolger werden, scherzt er. Doch vorerst ist der Kelch an ihm vorüber gegangen, interimsweise übernimmt der bisherige Co-Trainer Hansi Flick das Training. Wer danach kommen soll? "Ich bin gespannt – ich sehe derzeit keinen auf dem Markt, der die 1A-Lösung wäre", sagt OFV-Trainer Kneuker. Einig sind sich alle Befragten bei der Personalie José Mourinho. "Auf gar keinen Fall", sagt etwa der Seelbacher Bologna. "Mourinho passt nicht zu Bayern", findet auch Petro Müller.

Weniger Einigkeit herrscht dagegen bei den Trainern aus der Region, wer es denn nach Flick machen könnte. Rusts Trainer Reiner Heitz könnte sich Miroslav Klose, derzeit Jugendtrainer bei Bayern, vorstellen. "Eine internationale Lösung muss nicht sein", sagt er mit Blick auf Mourinho oder den Ex-Arsenal-Trainer Arsène Wenger. Letzteren könnte sich Christian Thau hingegen vorstellen. "Aber ich tendiere zu jungen Trainern", sagt der Ichenheimer Trainer und nennt als Beispiel Liverpools Chefcoach Jürgen Klopp.

  Parallele zum Amateursport: Petro Müller würde sich derweil über Erik ten Hag, derzeit an der Seitenlinie von Ajax Amsterdam und laut Spekulationen ein heißer Kandidat auf die Kovac-Nachfolge, freuen. "Das wäre interessant", findet auch Bologna. Vor allem, weil der Niederländer bereits früher bei Bayern den Nachwuchs gecoacht habe und gut Deutsch spreche. "Die Sprache ist ein wichtiger Punkt." Grundsätzlich aber habe Bayern nun ähnliche Probleme wie im Amateursport, findet Bologna. "Sie müssen wieder die Grundtugenden zeigen", so der FSV-Coach, der kein FCB-Anhänger ist.

Sorgen, dass sich der Trainerwechsel auf die Ergebnisse der ganzen Saison auswirken wird, wurden allerdings von keinem der vier Bayern-Fans geäußert.