Der liturgische Lichtermarsch zog auch durch die Marktstraße. Rund 100 Bürger nahmen daran teil und sangen für den Frieden. Foto: Baublies

Lichtermarsch: Rund 100 Teilnehmer setzen Zeichen gegen Gewalt / Kundgebung auf Rathausplatz

Lahr - Das Jahr 2018 birgt Erinnerungen an zwei große Kriege. Beim liturgischen Lichtermarsch durch die Innenstadt und bei der Kundgebung auf dem Rathausplatz ist deshalb gemahnt worden, dass Frieden vor allem eine Aufgabe für die Zukunft ist.

"Suche Frieden und jage ihm nach." Pfarrer Michael Donner von der evangelischen Kreuzgemeinde stellte die Losung für das neue Jahr an den Anfang der Kundgebung auf dem Rathausplatz. Der Psalm 35, Vers 15, stehe dafür, dass man den Frieden immer wieder neu erringen müsse.

Darüber waren sich alle rund 100 Teilnehmer des liturgischen Lichtermarschs einig. Es gelte, den Frieden zu verteidigen. Jeder Einzelne müsse sich für den Frieden einsetzen. Wichtig sei, "Kinder ohne Gewalt zu erziehen und ihnen beizubringen, den anderen auch zuzuhören". Eltern und Erzieher sollten mit gutem Beispiel vorangehen. Das bedeute auch, "die Argumente des anderen ernst zu nehmen und Kompromisse zu schließen".

Ein gutes Beispiel ist der Lichtermarsch in diesem Jahr gewesen, um dabei öffentlich gegen Gewalt Stellung zu beziehen. Donner erinnerte daran, dass genau vor 400 Jahren der 30-jährige Krieg begann und vor 100 Jahren der Erste Weltkrieg endete. Er mahnte, dass Gerechtigkeit eine Verwandte des Friedens sei.

Walter Caroli, als Stellvertreter von Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller, begrüßte "das Friedenslicht engagierter Menschen im ökumenischen Geist" und freute sich, dass so viele Lahrer dafür auf die Straße gehen. "Es ist wichtig, dass alle gemeinsam hier sind und es keine Ausgrenzung gibt." Neben Vertretern der zwei christlichen Konfessionen waren Mitglieder der aramäischen Gemeinde, Muslime, Jesiden und Menschen, die hierher flüchten mussten, gekommen. Das nutze Caroli, um für einen "toleranten Umgang mit der Vielfalt" der Stadt Lahr zu werben. "Lahr steht seit mehr als 20 Jahren für eine Kultur des Miteinanders." Das habe sich gerade in dieser Zeit durch den Zuzug und die gelungene Integration vieler Neubürger gezeigt.

Elisabeth Akwaba von der aramäischen Gemeinde und Monika Esken, die zusammen mit Donner und einem ökumenischen Team den Marsch am Samstag organisiert hatten, nutzten die Form des Dialogs, um das Anliegen der Teilnehmer zu verdeutlichen. Akwaba eröffnete dieses Gespräch, das in der Antike eine gängige Literaturform war, mit Ängsten, ihrer Müdigkeit und der Trauer, die sie habe. Esken setzte die Hoffnung, das Licht sowie das Engagement dagegen. Frieden sei auch eine innere Haltung. Es gelte, "den Frieden in uns zu suchen". Aus der Bergpredigt stammt der verheißungsvolle Satz: "Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden." Ein anderer besonderer Eindruck war das "Vater Unser", das die aramäischen Christen in ihrer Sprache beteten.

Nach der Kundgebung zogen die rund 100 Teilnehmer singend durch die Marktstraße. Nach mehreren Stationen in den Kirchen beider Konfessionen kehrten die Lichter und deren Träger zurück in die Kirche Sancta Maria, wo der liturgische Lichtermarsch in diesem Jahr begonnen hatte.

Info: Aramäisch

Jesus hat am See Genezareth und in Nazareth auch mit seinen Jüngern aramäisch gesprochen. Das war die Umgangssprache der ländlich geprägten Gegend zwischen Persien und Palästina – im Gegensatz zu Koine (alltäglicher Dialekt), dem Griechisch, das damals die Umgangssprache der Städter war. Cicero hat überlieferte Briefe an Caesar in Koine verfasst. Erst die schnelle Verbreitung des Christentums vor allem in den Städten hat eine griechische Fassung der Evangelien opportun erscheinen lassen. Man vermutet allerdings und mit einigen guten Gründen, dass das Evangelium nach Matthäus zuerst auf Aramäisch verfasst wurde.