Partystimmung im "Mensch Meier": Diese Gruppe tanzt um und auf ihrem Tisch. Sofern sie dort bleibt, geht das auch ohne Maske. Foto: Fischer

LZ-Check: Nachtleben unter Corona-Bedingungen / Betreiber sieht schwarz

Lahr - Party lediglich von 18 bis 23 Uhr – was für viele junge Menschen unvorstellbar klingt, ist nun Realität. Doch kann man so überhaupt feiern? Und kommen die Club-Betreiber damit über die Runden? Unsere Redaktion hat sich umgesehen.

Der LZ-Party-Check im "Mensch Meier" 

Hoch die Hände, Wochenende. Doch in großen Gruppen beisammenstehen, gemeinsam auf der Tanzfläche tanzen und neue Menschen kennenlernen, ist derzeit nicht möglich. Die Lahrer Zeitung hat das "Mensch Meier" auf dem Lahrer Flugplatzgelände besucht und den Test gemacht, wie sich Feiern in Corona-Zeiten anfühlt.  

Einlass nicht sofort

Einen Tag vor dem "Oktoberfest" im "Mensch Meier" wird die Regelung eingeführt, dass alle Bars, Restaurants und auch Clubs um 23 Uhr schließen müssen (siehe Info). Auf seiner Facebook-Seite teilt das "Mensch Meier" mit, dass am Samstag geänderte Öffnungszeiten gelten und der Club bereits um 18 Uhr öffnet.

Das scheint vielen zu früh zu sein, auch eineinhalb Stunden später ist der Parkplatz fast leer. Vor dem Club steht nicht wie sonst üblich eine Schlange. Zwei Türsteher verteilen die Kontaktformulare. Erst nach dem Ausfüllen des Zettels gewähren sie Einlass.

 Party nur am Tisch

Die bayerische Mottoparty findet in der großen Halle des ehemaligen "DOG" statt. Die kleineren Gruppen sitzen meist an den Bartischen in der rechten Ecke, die größeren Gruppen mit acht bis zehn Leuten sitzen weiter vorne. Um 20 Uhr ist allerdings immer noch nicht sonderlich viel los.

Alle bleiben in ihren Gruppen, eine Tanzfläche gibt es nicht. Der DJ spielt deutsche Schlager. Aus den Boxen dröhnt ein bekannter Malle-Hit – in abgewandelter Form: Mickie Krause singt statt "Schuhe" nun: "Sie hatte nur ’ne Maske an". Ein Versuch, der Krise mit Humor zu begegnen.  

Die Gäste haben Spaß

Stammgast Sven beschreibt die Stimmung als gut. Er ist seit 19 Uhr da und will bis zum Ende bleiben. "Klar ist es schade, dass Corona-bedingt so wenig los ist", sagt er. Sven ist Single und sieht in Clubs noch die beste Möglichkeit, um zu flirten. Das sei nun fast unmöglich. "Immer positiv denken", sagt er trotzdem.

Alina und Annika am Nebentisch sind 20 Jahre alt. Sie finden die Sperrstunde sinnvoll, um das Virus einzudämmen. Ihre Stimmung ist ebenfalls gut, sie fühlen sich nicht allzu eingeschränkt.

Marcel ist 23 Jahre alt und findet sowohl die Maskenpflicht als auch die Sperrstunde in Clubs gut. "Große private Partys dürfen ja gar nicht stattfinden", sagt er. "Da nehme ich die Einschränkungen doch gerne hin." Er glaubt, dass es noch schlimmer kommen wird und will das, was noch möglich ist, ausnutzen.

Ein weiterer Gast hält nicht viel von der Sperrstunde. "Die Leute feiern trotzdem", meint er. "Das Trinken wird nun auf die Straße verlagert. Verhindert wird damit nichts." 

Zunächst fröhliche Atmosphäre

Die Musik scheint gut anzukommen, viele stehen nach und nach auf und tanzen am Tisch. Es wagen sich auch einige Pärchen an Discofox-Schritte neben dem Tisch. Die meisten halten dennoch genug Abstand, der Spaß scheint wenig getrübt zu sein. Bis 23 Uhr ist die Atmosphäre im "Mensch Meier" fröhlich und entspannt.

Doch als die Sperrstunde bereits gilt, sind noch nicht alle Gäste gegangen und der Sicherheitsdienst muss zum Gehen drängen. Die Stimmung wird aggressiver, der Türsteher gerät mit zwei Gästen handgreiflich aneinander.

Auch Club-Betreiber Yannic Meier verliert die Fassung, als ein junger Mann seelenruhig am Tresen sein Bier trinkt und offenbar nicht gehen will. Meier fordert ihn lautstark auf, seine Maske zu tragen und den Club zu verlassen. "Wegen solcher Leute verliere ich noch meine Konzession", ärgert er sich.

Veranstalter ist verzweifelt

Meier ist anzumerken, dass er verzweifelt ist. Er leitet den Club seit einem Jahr. "Heute wäre unter anderen Umständen der Abend meines Lebens geworden", sagt er. Die Sperrstunde könnte für viele das Aus bedeuten, ist sich Meier sicher. "Nach heute Abend werde ich meinen Club auch für unbekannte Zeit wohl schließen. Für mich lohnen sich diese Öffnungszeiten nicht", lautet seine Bilanz.

Wenn er das Geld am Abend an alle Angestellten verteilt, bleibt für ihn selbst nichts mehr übrig. "Ich lebe nun mal vom Nachtleben", sagt er. "Das ist gerade wie eine Apotheke, die nachts von 3 bis 6 Uhr offen hat – es rentiert sich nicht."

Sperrstunde

Im gesamten Ortenaukreis gilt seit dem vergangenen Samstag eine Sperrstunde für das Gastronomie-Gewerbe. Um 23 Uhr müssen Bars, Gaststätten oder auch Clubs wie das "Mensch Meier" ihre Gäste nach Hause schicken.

Die Sperrstunde gilt täglich bis 6 Uhr des Folgetages. Die Verfügung des Landratsamts wird aufgehoben, sobald die 7-Tages-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern im Ortenaukreis für mindestens sieben aufeinanderfolgende Tage unterschritten wird.