Herr über die Fliegerei

Lahr. Wenn Betriebsleiter Wolfgang Pieles über den Alltag spricht, wirkt er äußerst gelassen, routiniert. "Es ist unser Geschäft", sagt der 53-Jährige, der im April das Amt von Michael Erath als Betriebsleiter übernommen hat und nun hauptverantwortlich für den Lahrer Flugbetrieb ist. Der Kippenheimer ist Lotse von Beruf und hat diese Tätigkeit bereits seit 2000 auf dem Flugplatz ausgeübt, wo er auch technische Aufgaben übernahm.

Pieles ist dabei egal, ob es die Fußballer vom FC Bayern München sind oder normale Geschäftskunden, die von A nach B möchten. Für ihn zählt nur die Leistung, die er und seine Kollegen erbringen. Genau auf diese unaufgeregte Weise fertigte sein Team Ende März sogar die Fußballer des FC Bayern München ab.

Im Vorfeld der Bundesligapartie beim SC Freiburg mussten die Münchner in Lahr eine Zwischenlandung organisieren. Pieles erklärt, dass auch der deutsche Rekordmeister erst einmal eine Anfrage an den Flugbetrieb stellen musste. Danach schickten der 53-Jährige und seine Mitarbeiter wiederum ein Angebot an den Club, dem die Münchner zustimmten. Erst dann durften die Bayern auf dem Flughafen landen und nach dem Spiel wieder abfliegen.

Erinnerungen an die "Super-Connie"

"Die Kunden sollen richtig und zufrieden abgefertigt werden", erklärt der Betriebsleiter die Vorgänge. Der Flugbetrieb ist vor allem auf geschäftliche und spezielle Reisen fokussiert. Der Flughafen habe Kunden aus aller Welt, so der 53-Jährige. Kunden aus Amerika, China oder auch dem arabischen Raum fliegen etwa direkt nach Lahr oder legen hier eine Zwischenlandung ein.

Neben dem Alltag sind Pieles dennoch besondere Erinnerungen im Gedächtnis geblieben. So war zwischen den Jahren 2010 und 2012 der Flugzeug-Oldtimer "Super Constellation", kurz: "Super-Connie", stationiert. Sie wird zu den schönsten Flugzeugen der Welt gezählt und wurde damals in Lahr überholt, da eine Kooperation zwischen den Schweizer Halteverein "Super Constellation Flyers" bestand. Inzwischen ist die "Connie" in Zürich. Bei der jüngsten Spendenaktion für notwendige Reparaturen des Tragflügels, konnten nicht genügend Gelder gesammelt werden.

Pieles erinnert sich auch gern an die beiden russischen Maschinen Antonov Modell 22 (Transportflugzeug mit Turboprop-Triebwerken) und Modell 124 (Transportflugzeug für Streitkräfte) zurück, die ebenfalls in Lahr eine Weile untergekommen waren.

"Die Vielschichtigkeit der Aufgaben und die Kunden, die man hier kennenlernt, sind das Besondere", so Pieles. Es macht für ihn deshalb keinen Unterschied, wer gerade bei ihm landet oder ankommt. Für ihn zählen in erster Linie Regeln, die beachtet werden müssen, damit ein "sicherer, geordneter und flüssiger" Flugbetrieb gewährleistet werden kann.

So vielfältig sich die Aufgaben erstrecken, so beeindruckt sind auch immer wieder Besucher des Flughafens. Viele wissen nicht, wie viel Betrieb hier wirklich ist, so der 53-Jährige. Neben dem allgemeinen Flugbetrieb bieten sich den Besuchern im Hangar viele verschieden stationierte Flugzeuge. Mal mehr, mal weniger, so Pieles.

Geschäftsreisen oder andere Reisen stehen nicht das ganze Jahr auf dem Programm. Trotzdem wird der Flugbetrieb aufrechterhalten. "Die Piloten müssen auf außergewöhnliche Situationen vorbereitet sein", erläutert der Betriebsleiter. Deshalb werden in regelmäßigen Trainingseinheiten Start- und Landetests gemacht, da diese zu den schwierigsten Aufgaben eines Piloten gehören. Außerdem gibt es auf dem Gelände des Flugbetriebs zwei Flugschulen, wie Pieles erklärt.

Der Flugplatz ist ein "Sonderflughafen für Fracht", der seit dem 1. Oktober 2013 unter dem Namen Lahrer Flugbetriebsgesellschaft geführt wird, nachdem die vorherige Betreibergesellschaft Insolvenz angemeldet hatte. 15 Mitarbeiter sind beim Flugbetrieb angestellt. Weitere Informationen gibt es unter www.airport-lahr.de.