Klassischen Musikschul-Unterricht, hier mit Klavier, genießen in Lahr 2000 Schüler. Sie bekommen bald ein neues Handy-Angebot, mit dem Üben noch mehr Spaß machen soll. Foto: Musikschule

Projekt aus Lahr holt 100.000 Euro in Stuttgart und läuft vielleicht bundesweit.

Lahr/Stuttgart - Mit einem völlig neuen Angebot für junge Musikschüler macht Lahr derzeit landesweit Furore. Eine Anwendung auf dem Handy soll das Erlernen von Instrumenten noch einfacher und spannender machen. Dafür gibt es viel Geld aus Stuttgart.

Klassischer Musikschulunterricht geht so: Die Schüler kommen in die Musikschule, packen ihr Instrument aus, proben ihre Stücke, bekommen Hinweise des Lehrers – und gehen mit Übungsaufgaben wieder heim. Funktioniert seit ewigen Zeiten, ist aber für die junge Generation nicht mehr sonderlich cool.An diesem Punkt setzt ein Projekt an, das in Lahr ausgetüftelt wurde und nun für Aufsehen in ganz Baden-Württemberg sorgt. Es geht um eine digitale Unterstützung der Musikschüler mit dem Smartphone. Denn dieses ist bei jungen Menschen heute fast schon am Körper angewachsen und gehört zu ihrem Alltag fest dazu.

Was ist das für eine Idee?

Lahr plant eine digitale Lern-Plattform für den Musikschul-Unterricht. Diese lässt sich bequem am Handy nutzen. Die Anwendung (App) ist zu jeder Zeit verfügbar. Die Musikschüler können sich zu Hause beim Üben zum Beispiel von einem virtuellen Klavier begleiten lassen. Oder ihr Spiel beim Proben aufnehmen und dann per Handy an den Musiklehrer weiterschicken, so wie Bilder oder andere Dateien. Mit der App können Schüler und Lehrer miteinander kommunizieren, etwa Hausaufgaben ausmachen.

Was soll das bringen?

Vor allem den jungen Menschen mehr Spaß. "Wir müssen die Schüler dort abholen, wo sie sind. Da gehört heute die Nutzung des Handys dazu", erklärt Musikschulleiter Tobias Meinen. Seit sechs Jahren tüftelt er an dieser neuen Idee, jetzt wird sie sehr wahrscheinlich Wirklichkeit. Mit dem Handy-Lernangebot erhofft er sich mehr Interesse am Lernen und am Angebot der Musikschule, die derzeit 2000 Schüler betreut.

Was kostet das Projekt?

200.000 Euro sind veranschlagt. Der Gemeinderat soll nächste Woche die Hälfte davon freigeben. Den Rest trägt das Land. Eine Lahrer Delegation mit Erstem Bürgermeister Guido Schöneboom an der Spitze holte sich am Dienstag in Stuttgart bei Minister Thomas Strobl die Zusage für eine satte Förderung über 100.000 Euro ab. "Das ist fantastisch!", freut sich Schöneboom.

Warum fördert das Land?

Stuttgart will Digital-Projekte in der Fläche fördern. Am liebsten sehr lebensnahe. Da hat das Lahrer Handy-Projekt geglänzt und die Förderung abgesahnt. Die Lern-App soll dabei nicht auf Lahr begrenzt bleiben: Die Plattform wird nach ihrer Entwicklung für alle 215 Mitgliedsschulen in Baden-Württemberg angeboten.Eine App für Deutschland? Wenn es gut läuft, kann die Lahrer Idee gar auf Bundesebene eingesetzt werden, kündigt Tobias Meinen gegenüber der Lahrer Zeitung an. Im Frühjahr gebe es dazu Gespräche. Nach der Förderzusage aus Stuttgart dürfte dies aber ziemlich klar sein. Entsprechend glücklich sind Tobias Meinen und Guido Schöneboom: "Wir freuen uns, dass unser Projekt so guten Anklang findet".

CDU-Landtagsabgeordnete hilft

Die starke Förderung der Lahrer Musikschule wurde durch eine prominente Unterstützerin mit ermöglicht: Marion Gentges, die hiesige CDU-Landtagsabgeordnete, ist seit diesem Jahr Präsidentin des Landesverbandes der Musikschulen Baden-Württembergs. Derzeit gehören diesem 215 Musikschulen an, die mit etwa 8000 Lehrkräften mehr als 300.000 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine qualifizierte außerschulische musikalische Bildung vermitteln.