Markus Kollmer berät Kundin Monika Traber, die bereits seit vielen Jahren lange Strecken mit E-Bike fährt. Foto: Fischer

LZ-Check: Radfahren als Alternative zum Urlaub / Engpässe auch bei Ersatzteilen

Lahr - Warme Temperaturen und sonnige Tage locken zahlreiche Radfahrer auf die Straßen. Ob das alte aus dem Keller oder ein brandneues Fahrrad, die Händler und Werkstätten haben momentan alle Hände voll zu tun.

Die Deutschen steigen wieder aufs Rad: In den meisten Fahrradgeschäften und -werkstätten herrscht seit der Wiedereröffnung vor wenigen Wochen Ausnahmezustand. Wir haben uns umgehört, wie es in den Fahrradgeschäften in Lahr und Umgebung aussieht.

Kollmer Bikes in Lahr: "Es gibt nicht nur einen E-Bike-Boom, sondern die Nachfrage ist gerade überall hoch. Das E-Bike hat den Trend zum Fahrradfahren aber seit Jahren gesteigert. Auch in der Werkstatt gibt es seit Wochen deutlich mehr Arbeit", erzählt Geschäftsinhaber Markus Kollmer. Durch das höhere Auftragsvolumen sei er noch dringender auf der Suche nach einem Mechaniker und einem Lageristen. Kunden, die Fahrräder kaufen wollen, müssten sich auf Kompromisse einstellen. Vor kurzem seien in seinem Laden nur noch wenige Räder gestanden, inzwischen sei die Anzahl aber wieder deutlich höher. Die Preise habe er seit September vergangenen Jahres nicht mehr erhöht, so Kollmer.

Zweirad Himmelsbach in Lahr: Auch die Werkstatt von Willi Himmelsbach ist bereits seit Wochen ausgebucht. "Die Nachfrage ist schon deutlich gestiegen." Der Besitzer des Fahrradgeschäfts in der Friedrichstraße vermutet, dass in ein paar Wochen nur noch die Fahrräder im Laden gekauft werden und keine mehr beim Lieferanten nachbestellt werden können. Bestellungen seien schon jetzt nur noch vereinzelt möglich.

 "Der Biker24.de" in Friesenheim: Im Laden von Hans-Jürgen Willert sind Kinderräder seit mindestens einem Monat nahezu ausverkauft. E-Bikes seien bereits seit Jahren besonders nachgefragt. Auch er spürt die Auswirkungen von Corona: "Das Angebot stagniert, es gibt fast keine Fahrräder mehr in Deutschland zu kaufen. Zu uns kommen rund doppelt so viele Kunden in den Laden und fast drei Mal so viele in die Werkstatt", so Willert. Um die ganzen Reparaturen bewältigen zu können, arbeiteten er und seine Mitarbeiter nun häufiger bis abends um 10 oder 11 Uhr.

Zweirad Biehler in Ringsheim: Claudia Biehler hat wie ihre Kollegen in anderen Geschäften viel zu tun: "Ich habe nur kurz Zeit, es sind mehrere Kunden im Laden", erzählt sie. Auch bei ihr seien nun doppelt so viele Kunden auf der Suche nach dem passenden Zweirad. "Für viele ist das Fahrradfahren nun die Alternative zum Urlaub und die einzige Freizeitbeschäftigung." Besonders gefragt seien bei ihr die mit Elektromotor betriebenen Fahrräder.

Michael Dorner in Kippenheim: In Kippenheim sieht die Lage nicht ganz so dramatisch aus. Michael Dorner sagt, es gäbe keine höhere Nachfrage an Fahrrädern. Er verkaufe allerdings lediglich Zweiräder ohne Motor. "Wenn ich 100 E-Bikes im Laden hätte, wären die schon alle weg", ist er sicher. Allerdings brächten viel mehr Menschen ihre Räder in die Werkstatt. Was sonst über das Jahr verteilt war, komme jetzt in geballter Anzahl an Kunden.

Zweirad Enz in Seelbach: "Alle Lieferanten und auch die Ersatzteile sind ausverkauft. Die Modelle aus diesem Jahr sind bereits alle weg", sagt der Inhaber Kai Enz. Seine Kunden hätten vor allem Mountainbikes und E-Bikes gekauft. Die Werkstatt ist bei ihm wie bei allen anderen befragten Fahrradhändlern ebenfalls gut ausgelastet. "Ich freue mich auf Regentage", so Enz.

Info: Lieferengpässe

Viele Ersatzteile gehen den Fahrradhändlern zur Neige. Das bestätigen die meisten der befragten Händler mit Werkstatt. Engpässe habe in den letzten zwei Wochen bei Schläuchen und Bremsen gegeben, geliefert werden können manche erst im August wieder. "Manche Teile werden aufgrund der Lieferketten Richtung Asien knapp", bestätigt Michael Flick von der Rad-Klinik in Lahr.