Alfred Mittermeier versuchte in Lahr ganz große Fragen zu beantworten. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Kabarett: Alfred Mittermeier gibt im Stiftsschaffneikeller Hintersinniges über das Paradies zum Besten

Lahr. Kabarettist Alfred Mittermeier macht sich in seinen aktuellen Soloprogramm auf die Suche nach dem "Paradies". Wo liegt es, wie kommt man hin und gibt es überhaupt ein Leben nach dem Tod? Ist das Leben eine Aufnahmeprüfung mit zweifelhaften Erfolgsaussichten, gibt es im Zweifelsfall eine Wendemöglichkeiten auf dem "Highway to Hell", dem Weg in die Hölle?

Die breite Masse seiner Kollegen mag ihren Blick auf das irdische Jammertal richten, politische und gesellschaftliche Missstände anprangern. Der Mann aus dem bayrischen Dorfen, der ältere Bruder des Komikers Michael Mittermeier, richtet den Fokus auf das Paradies, den Ort der Verheißung aller großen Religionen. Auch er weiß nicht, ob es das Paradies wirklich gibt, wo es liegt und wie man dahinkommt. Er stellt aber unmissverständlich klar: "Ich will da rein!".

Das 2019 aufgelegte Soloprogramm "Paradies", ein zweistündiger, immer wieder in Reimform abgleitender Parforceritt, hinterfragt süffisant und scharfzüngig religiöse Verheißungen und die den Meisten bereits im Kindesalter eingeimpften Benimmregeln, die einer lebenslangen Aufnahmeprüfung ohne Garantieschein gleichen. Das Publikum im gut besuchten Stiftsschaffneikeller kommt dabei mehr als nur auf seine Kosten, auch wenn Mittermeier keine neuen Informationen und Fakten, keine Freifahrschein ins Paradies im Gepäck hat und genauso im Dunkeln tappt wie alle anderen.

Was ist dran an den Versprechen von Bibel, Koran und Thorarollen, gibt es ein Leben nach dem Tod? Ein SUV rast mit 300 Stundenkilometern über die Autobahn, knallt in die Leitplanken und überschlägt sich ein dutzend Mal. Aus dem brennenden Wrack steigt ein stattlicher Mann mit wallendem Haar, hebt die Arme und teilt den Stau. Sorgt dafür, dass sich eine Rettungsgasse für die Gaffer mit ihren Handys bilden. Die Bilder des neuen Messias jagen laut Mittermeier um die Welt und heizen die religiösen Diskussionen an. Und wie müssen wir uns eigentlich den jüngsten Tag vorstellen, wenn 60 Milliarden Menschen auf einmal auferstehen und entsprechend der göttlichen Ordnung den Kontingenten für Himmel und die Hölle zugeordnet werden müssen? Ist überhaupt genügend Platz für alle?

Mittermeier zerlegt die Verheißungen der Religionen, klopft sie ab auf die praktischen Aspekte, beleuchtet Gesellschaftsfragen und politische Kultur. Sollen wir den Scharlatanen glauben, die ein Paradies auf Erden versprechen, eine Erlösung ohne Buße? Und dann ist da noch der Brief einer internationalen Anwaltskanzlei, die ihm eine Millionenerbschaft verspricht, wenn er 3000 Dollar auf ihr Konto überweist. Auch hier eine klassische Frage von Treu und Glauben. Er überweist das Geld, die Millionenerbschaft könnte hilfreich sein, wenn er am Ende doch auf dem "Highway to Hell" landen sollte und etwas Kleingeld braucht, um den Chauffeur zu bestechen, eventuell auch den Türsteher an der Pforte zum Paradies.

Ein Halleluja allein, ein paar Referenzen aus den Beichten der Kindertage reichen vielleicht nicht, wenn es um den Einlass in den ultimativen Verheißungsort geht.