Diese sieben Autoren und Sänger trugen in der Mediathek Auszüge ihrer Werke vor (von links): Ronja Erb, Hans-Ulrich Moeller, Helmut Hannig, Heidrun Hurst, Marianne Schaefer, Martin Schütt und Ludwig Hillenbrand. Foto: Kiryakova Foto: Lahrer Zeitung

Lesung: Abend in der Mediathek zeigt literarische Vielfalt der Region / Autoren stellen ihre Werke vor

Sechs Autoren und ein Sänger haben in der Mediathek Geschichten erzählt. Die Besucher bekamen Märchen für Kinder und Erwachsene, Kurzgeschichten, einen historischen Kriminalroman und Mundart zu hören.

Lahr. Ein Teil der Schriftsteller gehört zum Autorennetzwerk Ortenau/Elsass, das die Lesung zusammen mit der Mediathek veranstaltet hat. Die Texte waren so verschieden wie die Herkunft der Autoren. Etwa 30 Besucher folgten den völlig unterschiedliche Geschichten, die auf jeweils ganz eigene Art dargeboten wurden.

Mundartautor Ludwig Hillenbrand dürfte der in Lahr bekannteste Name gewesen sein. Eine seiner Geschichten schöpfte der ehemalige Lahrer Gymnasialdirektor aus dem wirklichen Leben: Am Mittagstisch in einem Lahrer Einkaufszentrum Gehörtes hat er zur Geschichte, "Ä Schwätzle beim Essen", verarbeitet. Etwas nachdenklicher stimmend war eine wohl ebenfalls echte Beobachtung, die er an einem Sommerabend auf einer Party machte. Tenor: Die Bedeutung der Todesanzeigen in der Tageszeitung als wichtige Lektüre nimmt mit dem Alter zu.

Heiter und bissig waren die Beobachtungen des Sasbacher Autors Klaus Ulrich Moeller. Er gab gute Tipps, wie sich der Laie auf einer Vernissage verhalten sollte. Der Verfasser wird aus eigener Anschauung geschöpft haben, wenn er konstatierte, dass der "Experte" in Wahrheit ebenso ein Laie wie der Rest der Besucher ist. Die folgende Aussage wird daher genau ins Schwarze getroffen haben: "Kunst ist erst Kunst, wenn der Kunstexperte es sagt."

Adam, Eva und eine Schreibblockade

Eine wichtige Funktion haben einzelne Worte bei Helmut Hannig. Er beschrieb sehr präzise, wie es sich anfühlt, wenn man eine mehrere Jahre verlassene Wohnung betritt. Da war die Rede von "blindem Staub" oder dem "Antlitz einer Sandale, die aus der Plastiktüte schaut".

Marianne Schaefer erzählte unter anderem ein Märchen über das Paar Adam und Eva und die Schreibblockade des Schriftstellers Adam. Der Tipp Evas, "geh’ in den Garten und setzte dich unter einen Apfelbaum", war – wie könnte es anders sein – sehr fruchtbar: Der Traum unter dem Apfelbaum bescherte dem Autor einen neuen Schub Fantasie. Spannend war, dass die Autorin die Erwartungen ihrer Zuhörer hier nicht erfüllte – eine Schlange hatte unter diesem Baum nichts zu suchen.

Ronja Erb, die in Straßburg lebt, steuerte eine Kurzgeschichte für Kinder und Erwachsene bei. Der beschriebene Garten in den Rheinauen samt seiner Tiere hat sicher die Fantasie der Zuhörer angeregt. Ebenfalls in der Elsass-Metropole, nur in einer ganz anderen Zeit, spielt Heidrun Hursts historischer Kriminalroman "Der Teufel von Straßburg". Die Verfasserin ermöglichte mit wenigen Sätzen eine Reise in die Mitte des 14. Jahrhunderts und setzte dank der spannenden Romanhandlung – siehe Info – bei ihren Zuhörern eine Art "Kopfkino" in Gang.

Martin Schütt, der ein Intermezzo mit eigenen Liedern bot, brachte in seinen a Kapella gesungene Aphorismen alle möglichen und unmöglichen Wortverdrehungen unter. So stellte er unter anderem sehr eloquent die Schilddrüse der Schildkröte vor.

Straßburg 1348: Die Begegnung mit Henkerssohn Martin stürzt die schöne junge Adelheid in tiefe Verwirrung. Er löst Gefühle in ihr aus, die sie nicht zulassen kann. Martin selbst hadert mit dem blutigen Handwerk seiner Familie und fürchtet die Verachtung Adelheids. Doch als ein Mörder umgeht, verbünden sich die beiden, um dem "Teufel von Straßburg" auf die Spur zu kommen – so die Handlung von Heidrun Hursts Roman.