In der Pizzeria Gold River werden weiterhin Nudeln gekocht. Aber nur wenig Gäste holen bei Renata Giusa ihr Essen ab. Foto: Lübke

Corona: Lahrer Betriebe bieten in der Krise Liefer- und Abholdienste an, Unterschiedliche Nachfrage

Lahr - Wegen der Corona-Pandemie müssen auch die Lahrer Gastro-Betriebe umdenken. Liefer- und Abholdienste sind aktuell die einzige Einnahmequelle. Doch das allein reicht vielen trotzdem nicht. In der Krisenzeit können sich diejenigen Restaurants noch glücklich schätzen, die Liefer- oder Abholdienste im Angebot haben. Alles andere liegt derzeit auf Eis. Dennoch müssen auch diese mit weniger Kundenzahlen und geringerem Umsatz zurecht kommen. Mit zunehmender Zeit wird es für die Gastro-Betriebe immer schwerer.  

Rebstock: Inhaber Peter Becherer musste handeln: Nachdem klar wurde, dass die Gaststätten schließen werden, stellte er seinen Betrieb in Windeseile auf einen Liefer- und Abholdienst um. Innerhalb von zwei Tagen wurden alle Voraussetzungen geschaffen, um den Arbeitsalltag zu ermöglichen. Dazu gehörte, sich etwa bewusst zu machen, dass alles in Alufolie verpackt werden müsse und nicht mehr auf Tellern serviert werden kann, so Becherer. "Die Nachfrage passt bisher", zieht der Wirt ein Zwischenfazit. Dabei beobachte er eine größere Nachfrage beim Abholdienst. Becherer: "Ich glaube, die Leute möchten einfach raus".  Trattoria Concordia: "Die Geschäfte laufen nicht mehr so schön", sagt Rafael Ciezak, Geschäftsführer der Trattoria Concordia. Gemeinsam mit seinem Schwager Salvatore Spano führen sie das Restaurant und "kämpfen ums Überleben". Da helfe der Liefer- und Abholservice nur ein wenig. Der Umsatz aus den beiden Diensten allein genüge aber nicht, so Ciezak. Denn: Die Fixkosten laufen weiter und müssen auch bezahlt werden. So negativ die aktuelle Situation auch ist, die Menschlichkeit komme aber auch bei ihm und seinen Kollegen nicht zu kurz. Erst kürzlich lieferten sie Pizzen kostenlos ans Lahrer Klinikum – einen langjährigen Kunden – aus. "Wir sind eine Gemeinschaft, es gibt keine Konkurrenz, wir müssen das zusammen schaffen", gibt er sich kämpferisch.

 Imbiss "Kebap und Pizza": Mit dem aktuellen Geschäft zeigt sich Serhat Habji-Halo von "Kebap und Pizza" zufrieden. Zwar seien es derzeit um die Hälfte weniger Kunden als sonst, das sei "aber besser als nichts". Es werden mehr Essen abgeholt als geliefert, beobachtet Habji-Halo. Während der Krisenzeit könne es dabei schon mal vorkommen, dass der Imbiss früher zumacht, wenn nichts los ist. Am Wochenende sei das aber nicht der Fall, da laufe es besser. Besonders deutlich wird der geringere Kundenzulauf bei den Getränken: Im Gegensatz zu früher verkaufen Habji-Halo und seine Kollegen gerade einmal ein bis zwei Prozent Getränke.

 Pizzeria Gold River: Nur sehr wenige Kunden nutzen bei "Gold River" die Gelegenheit, ihre Gerichte abzuholen. "Es ist leider insgesamt sehr wenig los. Die aktuellen Verluste können von dem Service gerade überhaupt nicht aufgefangen werden", erzählt Renata Giusa, Frau von Inhaber Filippo Giusa. In der Küche wird weiterhin gekocht, aber die Gäste bleiben aus. Nur an den Wochenenden sei die Nachfrage in Ordnung. Die Zeit, in der sich keine Gäste in der Gastronomie aufhalten, wird gerade produktiv genutzt: Im "Gold River" wird ein neuer Boden verlegt.Aufgrund der Einbußen mache sich auch der "Gold River" Gedanken, wie lange man den öffentlichen Stillstand noch finanzieren könne. Renata Giusa ist am Telefon daher auch kurz angebunden. "Ich muss auflegen. Die Bank ruft an", sagt sie.

Restaurant Adler: Im Reichenbacher Sterne-Restaurant können die Gerichte abgeholt werden. "Das Angebot wird sehr gut angenommen. Das hätte ich so nicht erwartet", freut sich Inhaber Daniel Fehrenbacher. Für jeden Tag wird ein Gericht angeboten, das am Vorabend bestellt wird und dann kalt mitgenommen werden kann. Es kann dann zu Hause aufgewärmt werden. "Das hilft uns, unsere Fixkosten ein wenig zu decken", betont Fehrenbacher.

Markt geöffnet

Grundsätzlich müssen vorläufig bis zum 19. April alle Gaststätten geschlossen bleiben. Dies gilt auch für Cafés, Eisdielen, Bars, Shisha-Bars, Clubs, Diskotheken und Kneipen. Ein Außer-Haus-Verkauf von Gaststätten ist aber möglich. Der Lahrer Wochenmarkt bleibt geöffnet: Heute kann wieder auf dem Marktplatz eingekauft werden. Die Beschicker haben sich auf Kernzeiten von 8 bis 12.30 Uhr geeinigt.