Archäologen haben in Dinglingen spektakuläre Römerfunde gemacht, hier Grabungen vom Sommer. Jetzt sollen diese Arbeiten professionell weiterlaufen, damit das geplante Wohnhaus zeitnah gebaut werden kann. Gesamtkosten: 500.000 Euro. Foto: Archivfoto: Schabel

Gemeinderat stimmt Mehrkosten zähneknirschend zu.

Lahr - Funde aus der Römerzeit sorgen in der Leopoldstraße für Jauchzen bei Archäologen, eine drastische Verzögerung beim Bau von Sozialwohnungen und für hohe Mehrkosten. Im Gemeinderat gab es deshalb kräftig Unmut.

Wenn das der römische Kaiser Caligula wüsste: Unter anderem wegen einer Münze aus seiner Amtszeit im ersten Jahrhundert nach Christus gibt es bei einem Wohnbau-Projekt in Dinglingen fast 2000 Jahre später grenzenlose Freude und ebensolchen Frust gleichermaßen. In der Leopoldstraße will die Städtische Wohnbau ein Haus mit 15 Sozialwohnungen bauen. Beim Ausbaggern wurde festgestellt, dass dort Römerfunde im Boden schlummern, wir hatten mehrfach berichtet.

Diese Fundstücke, mindestens 350 an der Zahl, versetzen die Archäologen des Landesdenkmalamts in helle Begeisterung. Vielleicht, so prophezeien sie, muss Lahrs Stadtgeschichte umgeschrieben werden und die Kommune ist viel älter als bisher gedacht. Eine Sensation! Diese Freude teilen jedoch längst nicht alle Mitglieder des Gemeinderates, wurde am Montag deutlich. Dort musste beschlossen werden, noch mal 230.000 Euro für die Grabungen nachzuschießen, damit diese zügig laufen können und das geplante Wohnhaus danach erstellt werden kann. Insgesamt kostet die Grabung die Stadt dann gut eine halbe Million Euro.

Wenn man gewusst hätte, wie viel Geld diese Sache kostet, hätte man besser die Finger von diesem Gelände gelassen, hieß es im Rat. "Ein Trauerspiel" nannte CDU-Sprecherin Ilona Rompel die Grabung. "Grund und Boden sind jetzt vergoldet", meinte FDP-Sprecher Jörg Uffelmann. "Wir können nur mit geballter Faust in der Tasche zustimmen", erklärte Freie-Wähler-Chef Eberhard Roth. Sven Täubert von den Grünen sagte, man hätte sich besser ein anderes Gebiet zum Bauen ausgesucht. Auch Lukas Oßwald (Linke/Tierschützer) kritisierte die Mehrkosten und AfD-Sprecher Manfred Himmelsbach sprach von einer Zwickmühle.

Während die meisten Redner die Kosten und die Zeitverzögerung beim Bau im Blick hatten, brach SPD-Rat Walter Caroli eine Lanze für die historischen Funde. In den 70er-Jahren seien viele Grundstücke mit Römerfunden einfach ruckzuck ausgebaggert worden, ohne Rücksicht auf historische Schätze. Jetzt müsse sich die Stadt ihrer Geschichte stellen und sei in der Pflicht, die "Schätze zu heben". Zugleich forderte Caroli aber, das Land müsse sich an den Kosten beteiligen.Am Ende gab es eine große Mehrheit für die Zusatzkosten der erweiterten Grabungen. Diese werden über den Winter und bis ins späte Frühjahr hinein dauern.

Die Alternativen im Umgang mit den Römerfunden

Drei Möglichkeiten für den Umgang mit den Römerfunden gibt es. Die erste: Grabung stoppen und die Fundstelle wieder zuschütten. Damit wäre aber eine Bebauung unmöglich. Zweite Variante: Die Grabung nicht von Profis, sondern von Studenten einer Uni erledigen lassen. Doch das könnte viele Jahre dauern. Der Rat einigte sich auf die teuerste Möglichkeit: eine Fachfirma gräbt sich durch den Boden und sichert alles.