LZ-Volontär Janosch Lübke kämpft im Jumpers-Fitnessstudio mit den Gewichten und der falschen Körperhaltung. Seit dem 2. Juni können die Lahrer dort wieder trainieren. Foto: Schmidt Foto: Lahrer Zeitung

Fitness: Studios in Lahr und der Region haben wieder geöffnet / Trainingskurse werden noch nicht angeboten

Die frohe Botschaft kommt per E-Mail. "Dein Fitnessstudio hat wieder geöffnet", teilt mir das "Jumpers" in Lahr mit. Ab dem 2. Juni kann es losgehen. "Das wurde aber auch Zeit", denk ich mir zunächst voller Vorfreude, bevor die Zweifel kommen. Denn Pumpen und Laufen wird, das zeigt schon der Blick auf die ausführlichen Regeln für Hygiene und Abstand im weiteren Verlauf der E-Mail, nicht das selbe wie vor der Corona-Pandemie sein. Macht das Training bei den ganzen Einschränkungen überhaupt Spaß? Einen Versuch ist es allemal wert.

Der erste Blick ins Fitnessstudio erinnert an die Welt vor Corona: Es ist an diesem Samstagabend auch nicht weniger los, als in den letzten Tagen vor der Zwangsschließung im März. Im Gegenteil. "Es sind zu manchen Zeiten sogar mehr Leute als vorher da. Die ersten Tage Anfang Juni war es echt ruhig, das hat sich dann aber wieder geändert", sagt mir Studio-Leiterin Angelina Schmidt. Auf dem Boden zeigt sich jedoch, dass derzeit kein normaler Betrieb herrscht. Aufgeklebte Sperrbänder soweit das Auge reicht, weisen stets auf den Mindestabstand von 1,5 Metern hin, den die Kunden einhalten sollen. Die Geräte stehen auch nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. "Wir haben sie soweit das möglich ist, auseinander geschoben", erklärt Schmidt. Ein paar Laufbänder und Fahrrad-Trainer sind zudem gesperrt. Warteschlangen aufgrund der geringeren Anzahl an Geräten bilden sich jedoch nicht. Jeder Fitness-Fan findet genug Platz.

Professionelle Hilfe beim Training ist allerdings nur eingeschränkt möglich. Das "Jumpers"-Personal kann zwar Tipps zur richtigen Körperhaltung geben, Kurse werden aber nicht angeboten. "Die sind nicht erlaubt. So ganz verstehen wir das nicht, denn einen Trainingskurs ließe sich auch mit genügend Abstand zueinander leiten", meint Schmidt.

Sportler sollen möglichst bereits umgezogen sein

Neu im Studio sind auch die Flaschen mit Desinfektionsmittel. Vor und nach dem Training sollen die Hände damit gründlich gereinigt werden. Die Nutzung der Desinfektionstücher für die Geräte, das war auch vor Corona nicht anders, ist ebenfalls vorgeschrieben. Mund- und Nasenschutz kann, muss aber nicht getragen werden. Und zwischen dem Betreten des Studios und dem Trainingsstart spare ich sogar noch Zeit. Denn ich bin, ebenfalls der Empfehlung des "Jumpers" folgend, direkt in Sportkleidung gekommen. Zu viele Menschen in der Umkleide sollen nämlich vermieden werden. Alles in Allem Einschränkungen, mit denen ich gut leben kann. Das Training kann losgehen.

Beim Gewichtheben fällt mir allerdings wieder eine Einschränkung auf, die zwar wie eine Corona-Infektion körperlicher Natur ist, aber doch wenig mir der Pandemie zu tun hat. Beim Stemmen im Liegen sind zehn Kilo pro Seite dann doch zu viel. Bei fünf Kilo geht das Gewicht zwar einmal hoch, aber eine Wiederholung des Ganzen gelingt nicht. Auch bei den Übungen im Stehen läuft es nicht sonderlich viel besser. "Jumpers"-Leiterin Schmidt weist mich auf meine falsche Körperhaltung hin. Mit ein bisschen Hilfe klappt es zumindest mit der halbwegs richtigen Fußstellung. Lange halte ich das Training jedoch nicht durch.

Dann lieber aufs Laufband. Die Strecke, die auf einem Bildschirm simuliert wird, führt durch Berge und Wälder. Keine Menschenseele ist zu sehen. Aber auch Bilder, die durch die Corona-Einschränkungen selten geworden sind, tun sich auf. Es geht nämlich auch durch volle Innenstädte und über belebte Strände, ehe das Band anfängt, langsamer zu laufen. Acht Kilometer in 41:10 Minuten – ich beende das Training mit dem guten Gefühl, dass der Körper während der Schließzeit des Studios nicht vollkommen abgebaut hat.

Essen und trinken anstelle von Gewichte stemmen

Die Sehnsucht nach Gewichten ist im "Jumpers" spürbar. "Ich komme jetzt wieder jeden Tag hierher. Zu Hause habe ich nur selten trainiert", erzählt mir Mike Keita. Der 17-Jährige will kräftiger werden, ein spezielles Trainingsziel hat er sich dafür nicht gesetzt. Auch Vasyl ist bei der Frage, wie er sich während der Schließzeit fit gehalten hat ganz ehrlich. "Ich habe zu Hause nichts gemacht. Essen, Trinken und Schlafen war angesagt", meint er. Jetzt wird der 35-Jährige wieder an den Geräten aktiv. Mit den Einschränkungen komme er gut klar. "Ich habe ein Kind. Da brauche ich viel Kraft und Geduld", sagt er mit einem Lachen. Ein weiterer Fitnessstudio-Besucher berichtet davon, dass er zumindest ein bisschen Fahrrad gefahren ist, solange er nicht ins "Jumpers" konnte. Jetzt käme er wieder drei bis viermal die Woche mit dem Ziel, dadurch etwas abzunehmen.

Gewicht verlieren steht nicht auf meinem Plan. Aber die passende Ausdauer für die nächsten Langstreckenläufe schon. Auf die Dusche nach dem Sport muss zwar noch verzichtet werden, ansonsten lassen sich im Fitnessstudio diese Ziele aber wieder fast ohne Einschränkungen realisieren. Janosch Lübke