Foto: Baublies

Ausnahmezustand in Lahr, wie ihn die Stadt seit dem letzten Krieg

Lahr - Ausnahmezustand in Lahr, wie ihn die Stadt seit dem letzten Krieg nicht mehr erlebt hat: Öffentliche Plätze dürfen von den Bürgern nicht mehr besucht werden. Seit dem Wochenende gelten die neuen Regeln. Gute Nachricht: sie funktionieren. 

Schilder mit Hinweisen und Trennlinien 

Am Samstagmorgen, kurz nach acht. Die Innenstadt ist wie ausgestorben. Lediglich einzelne Bürger zieht es in Bäckereien und Metzgereien. Dort ist etwas weniger Andrang als sonst um diese Zeit. Überall weisen Schilder und aufgeklebte Trennlinien auf dem Boden darauf hin, dass die Kunden doch bitte Abstand halten sollen. Machen sie auch.

Sehr kurzer Wochenmarkt: Mehr los ist auf dem Marktplatz an diesem Nieselregen-Samstag. Kunden halten auch dort bereitwillig Abstand und bilden löchrige Schlangen. Die Cafés auf dem Platz: alle dicht, wo sonst pralles Leben herrscht. Gegen zwölf Uhr ist der Wochenmarkt zu Ende. Die Händler sind mit dem Besuch in dieser Situation zufrieden.

Dominik Maurer aus Herbolzheim, der eingelegte Oliven, Schafskäse, Peperoni und andere Spezialitäten anbietet, spricht von einer Premiere. "Das hat es noch nie gegeben." Waren gegen zehn Uhr vor allem Stammkunden hergekommen, um einzukaufen, war der Marktplatz zwei Stunden später leer gefegt. Die Beschicker berichten, dass die Menschen, die zum Einkaufen gekommen waren, so gut es ging Abstand hielten.

Kaum Lust auf Currywurst: Der Imbiss auf dem Schlossplatz war da längst geschlossen. Daniela Albrecht, die hier Pommes, Bratwürste und Burger verkauft, packte bereits gegen zehn Uhr wieder zusammen. Es seien zu wenig Kunden gekommen.

Dabei sahen zu der Zeit die Marktstraße und die Innenstadt noch belebt aus, im Vergleich zur Mittagszeit. Denn da war die Stadt dann mehr oder weniger leer.   Streife hat nichts zu tun: Eine Streife des Kommunalen Ordnungsdienstes war an diesem Morgen unterwegs. Sie hatte an der komplett leeren Marktstraße sicher nichts zu beanstanden. Auch sonst waren die Ordnungshüter zufrieden.

Spielplätze leer: Verwaist waren am Samstag auch die Spielplätze auf dem Marktplatz und oberhalb des Hauses zum Pflug. Die rot-weißen Absperrbänder ließen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.

Regeln im Supermarkt: Für Samstag waren die Parkplätze vor Supermärkten in der gesamten Stadt eher leer. Die wenigen Kunden nutzten die Gelegenheit und packten die Einkaufswagen meist richtig voll. Die Händler hatten vor den Kassen Markierungen angebracht. Diese Abstände sollten die Käufer in der Schlange einhalten.

In einem Supermarkt in der Geroldsecker Vorstadt hielten sich alle daran, bis durchgesagt wurde, dass eine weitere Kasse öffnen werde. Da setzte ein Ansturm ein und die Markierungen waren erst einmal vergessen. Allerdings rückten – nachdem die Reihenfolge mit Blickkontakten geklärt war – wieder alle auseinander.  

Und die Hamsterkäufer? Die haben ganz offensichtlich auch wieder zugeschlagen. In vielen Märkten gab es weiterhin kein Toilettenpapier, Mehl war oft aus, Billignudeln dito und nach frischer Hefe zum Backen brauchte man erst gar nicht suchen: überall ausverkauft. Auch Aufback-Backwaren waren teils gehamstert, etwa im Real-Markt.

Frisches aufgefüllt: Die großen Lebensmittelketten halten Wort: Sie füllen die Bestände kontinuierlich auf. Bei Lidl an der B3 Richtung Friesenheim lagen am Samstagabend frisches Obst und Gemüse gleich bergeweise bereit, vielleicht schon für den nächsten Ansturm am Montagmorgen.  

Blumen für die Hälfte: Wer nach Schnäppchen suchte, fand bei OBI Zimmerblumen und Setzlinge zum halben Preis. Die Sorge vor einer möglichen Schließung der Baumärkte wie in anderen Bundesländern war wohl der Grund.

Sonntag: Ab nach draußen!  Den Sonntag nutzten doch zahlreiche Bürger zum Frischluftschnappen. Auf dem Schutterlindenberg, zwischen Kuhbach und Seelbach, auf dem LGS-Gelände: überall waren Spaziergänger unterwegs und nutzten das wieder gute Frühlingswetter.

Auch Radfahrer und Jogger hielten sich zumeist einzeln fit. Größere Gruppen entdeckten die LZ-Reporter bei ihren kurzen Rundfahrten nicht. Die Bürger hielten sich augenscheinlich an die neuen Regeln, nur alleine, zu zweit oder höchstens mit der Familie unterwegs sein zu dürfen.

Die Corona-Bestimmungen der Stadt, sie scheinen bei den Menschen in Lahr angekommen zu sein.

Das bedeutet das Betretungsverbot: Das Betretungsverbot sieht vor, dass der öffentliche Raum, also Straßen, Plätze, Parks und Spielplätze nur mit einem triftigen Grund betreten werden dürfen. Spaziergänge, alleine, maximal zu zweit oder mit der eigenen Familie, sind davon ausgenommen und weiter erlaubt.