Harald (rechts) und Niklas Günther auf dem potenziellen neuen Gelände, das sie kaufen wollen. Foto: Kroll

Wirtschaft: Günther Energie plant eine Vergrößerung seines bisherigen Areals, "Waschstraße der Zukunft" soll kommen

Lahr - Noch ist es eine Vision. Harald Günther und Artur Günther mit Sohn Niklas wollen in naher Zukunft ihr Areal in der Einsteinallee vergrößern, um Platz für die anstehende Energiewende zu schaffen. Trotz Coronavirus: Aufgeschoben sei nicht aufgehoben. Wenn Harald Günther an die Zukunft seines Unternehmens denkt, gerät er fast schon ins Schwärmen. Gemeinsam mit seinem potenziellen Nachfolger – Neffe Niklas Günther – denkt der Geschäftsführer von Günther Energie bereits an das nächste große Projekt, das die beiden angehen wollen, sobald sich die Lage bezüglich des Coronavirus beruhigt hat.

Es geht um eine Erweiterung des bestehenden Areals. Direkt angrenzend an das Gelände sollen rund 15 000 weitere Quadratmeter hinzukommen. Diese Vision, so Harald Günther, habe er nur deshalb, weil seine Nachfolge quasi geregelt ist: "Mein Neffe Niklas wird das Ding in Zukunft schaukeln, ich bin sehr froh, dass Günther Energie in Familienhand bleibt." Glücklich darüber seien auch seine Angestellten: "Den Mitarbeitern ist ein Stein vom Herzen gefallen, als sie hörten, dass es familiengeführt weitergeht."

Die Energiewende vollständig abbilden

Was auf dem neuen Gelände entstehen soll, haben Harald und Niklas Günther bereits im Kopf: "Wir wollen dort die Energiewende mit E-Mobilität, Wasserstoff und E-Fuels vollständig abbilden." E-Fuels, so erklärt Niklas Günther, seien synthetisch hergestellte Kraftstoffe, die aus "grünem" Strom produziert werden und in herkömmlichen Verbrennermotoren zum Einsatz kommen können. Für diese Vielfalt brauche es viel Platz. Denn es sei eben noch nicht sicher, welche Art von Energie sich letztlich durchsetzen wird. Man müsse diesbezüglich mehrgleisig fahren.

Ebenfalls geplant ist eine neue Waschstraße. Sie soll eine "Waschstraße der Zukunft" werden, sagt Harald Günther. Er weiß, dass seine Kunden den persönlichen Service in der jetzigen Waschstraße schätzen. Dort kümmert sich geschultes Personal um die Vorwäsche und gibt weitere Hilfestellungen. "Sicher ist, dass wir die Leute auch zukünftig nicht im Regen stehen lassen", scherzt er.

Ein weiteres Projekt seien eingezäunte, überwachte Premium-Lkw-Stellplätze. "Viele Haftpflichtversicherungen verlangen inzwischen sichere Abstellplätze bei besonders wertvoller Ladung", weiß Harald Günther. Nicht zuletzt vorgesehen ist eine Packstation, an der Kunden ihre Post abholen könnten. Die Vorteile für sie, so Niklas Günther, liegen auf der Hand: "Sie finden alles an einem Platz und profitieren von zahlreichen Synergien." So könnten hier gleich mehrere Bedürfnisse befriedigt werden: Tanken, Waschen, Einkaufen sowie die Besorgung von Heizöl und Pellets.

Für den Flächenerwerb, die Genehmigung und den Bau hatten Harald Günther und sein Neffe ursprünglich etwa drei Jahre vorgesehen – zunächst mit ersten Elektro-Schnellladesäulen, der Waschanlage und den geschützten Lkw-Stellplätzen. Später wären sukzessive weitere Technologien der Zukunft gefolgt.

Vision muss zunächst einmal zurückstecken

Doch wie alle Bereiche des öffentlichen Lebens wegen des Coronavirus stark beeinträchtigt sind, muss auch die Vision von Harald Günther zunächst zurückstecken: "Alle Pläne, die wir haben, wurden in einer komplett anderen Gesamtsituation geschmiedet. Wir werden auf gar keinen Fall Schnellschüsse wagen, denn keiner weiß, wie es nach der Pandemie weitergeht", stellt er klar.

Wichtigstes Ziel sei es momentan, "den Betrieb in dieser Krise soweit möglich aufrecht zu erhalten", ergänzt Niklas Günther und lobt im selben Zug das ganze Team: "Unsere Mitarbeiter stehen an vorderster Front. Während viele Menschen bereits Home Office machen, haben sie den ganzen Tag Kontakt mit vielen Menschen und leisten trotzdem hervorragende Arbeit."

Vorkehrungen haben die Günthers selbstverständlich getroffen: Im Eingangsbereich weist ein Aushang auf wichtige Verhaltensregeln hin, für Kunden und Mitarbeiter stehen Desinfektionsmittel bereit. Die Angestellten tragen Handschuhe und erhalten auf Wunsch einen Mundschutz. Seit vergangener Woche befindet sich an den Kassen ein Spuck- und Niesschutz. Auf Hamsterkäufe angesprochen, reagiert Harald Günther gelassen: "Bisher ist uns nicht aufgefallen, dass sich Kunden übermäßig mit Benzin oder Diesel eindecken." Sollte es aber so kommen, wäre die Versorgung mit Treibstoffen fürs Erste gesichert.

Die Günthers sind optimistisch, dass irgendwann wieder der Alltag einkehren wird. Als systemrelevanter Betrieb werden sie auch in diesen schwierigen Zeiten für ihre Kunden da sein. Dennoch stellen sie klar: "Sollte sich die Situation drastisch verändern, werden auch wir unsere Öffnungszeiten vorrübergehend anpassen müssen." Eines sei jedenfalls sicher, schließt Harald Günther: "An unserer Vision werden wir unabhängig vom Coronavirus festhalten."

Zukunft hat bereits begonnen

Längst hat die Zukunft bei Günther Energie begonnen. Neben Benzin und Diesel bekommen die Kunden Erd- und Flüssiggas sowie Ad-Blue, ein Additiv, die bei Dieselfahrzeugen den Schadstoffausstoß verringert. Auch eine Schnellladesäule finden E-Auto-Fahrer vor. Das Erdgas ist seit Anfang des Jahres sogar hundertprozentig biologisch.

"CO2-neutrales Fahren ist theoretisch heute schon möglich", freut sich Harald Günther und verrät, dass der Energiekonzern EON die Kompressorstation auf dem Günther-Areal bald vergrößern möchte, um den prognostizierten höheren Bedarf an Biogas künftig decken zu können. Das bisherige Angebot an fossilen Brennstoffen soll auch im Falle der Erweiterung weiterhin bestehen bleiben, versprechen die Günthers.