Der Schiedsrichter hatte die Kreisliga-Partie gerade abgepfiffen, als es auf dem Platz des SC Kappel rund ging. Foto: Archiv

Beim Spiel zwischen Kappel und Lahr-West kommt’s auf dem Platz zum Tumult. Polizei greift ein

Zwischen dem SC Kappel und dem FC Lahr-West hat es am Sonntag geknallt: Erst gab’s ein rassiges Kreisligaspiel beider Teams, danach körperliche Attacken, an denen Zuschauer beteiligt waren. Es gab Verletzte, die Polizei musste anrücken.

Bereits in dem Spiel war Pfeffer drin, die Hausherren führten nach einer halben Stunde 3:0, Lahr-West glich noch vor der Halbzeit zum 3:3 aus. In der Schlussphase legte Kappel zum 4:3 vor, die Gäste schafften das 4:4, um am Ende dann aber doch mit leeren Händen dazustehen, nachdem Bastian Bodnik in der Nachspielzeit den umjubelten 5:4-Siegtreffer für die Hausherren erzielte. Anschließend gab es noch eine Rote Karte für Bubacarr Kijera vom FC Lahr-West, trotzdem bot sich den Gästen sogar noch eine Großchance zum 5:5, die sie aber nicht zu nutzen vermochten.

Kurzum, es war eine emotionale Partie, nach der die Gäste und ihre Anhänger Grund zum Frust hatten. Als nach der siebenminütigen Nachspielzeit der Schlusspfiff ertönt war, meinte dann ein Fan des FC Lahr-West offenbar, eine Rechnung begleichen zu müssen: Der Mann stürmte auf den Platz und griff einen Spieler des SC Kappel an. Daraufhin gab’s einen Tumult, in den weitere Zuschauer und Kicker beider Teams involviert waren. Die Bilanz: Eine Platzwunde bei einem Zuschauer, die im Krankenhaus behandelt wurde, außerdem erlitt der vom Gästefan angegriffene SC-Spieler eine Prellung. Die Beamten des Polizeireviers Lahr haben mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Tags darauf gab’s bei beiden Vereinen völlig unterschiedliche Sichtweisen darauf, wie es zu der Eskalation gekommen war. Heinz Venzke, Vorsitzender des FC Lahr-West, sagte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass früh Ärger in der Luft gelegen habe. Als seinem Team nach dem 0:3 das 3:3 gelungen war, habe er bereits geahnt, dass es ungemütlich werden könnte. Dabei bestreitet er nicht, dass ein Anhänger des FC Lahr-West mit dem Gerangel nach dem Abpfiff angefangen hatte. Trotzdem sagt Venzke auch: "Es ist nicht nur die Schuld des FC Lahr-West, dass es so weit gekommen ist. Beide Seiten sind dafür verantwortlich."

Der Vorsitzende berichtet, dass neben dem Spielfeld keine gute Atmosphäre geherrscht habe. Ungefähr 25 Anhänger des FC Lahr-West hätten die Fahrt zum Spiel mitgemacht, darunter auch Frauen, die von einem einzelnen Anhänger des SC Kappel "angepöbelt" worden seien. Als er, Venzke, den Mann gebeten habe, damit aufzuhören, sei auch er beleidigt worden. Daraufhin habe er den SC Kappel bitten wollen, dem Provokateur einen Platzverweis zu erteilen, im Vereinsheim aber keinen Vereinsverantwortlichen angetroffen.

"Der SC Kappel hat zugelassen, dass es ausartet", sagt Venzke nun, der außerdem konkrete Vorwürfe gegen einen Spieler der Hausherren erhebt. Der Kicker habe auf dem Platz damit gedroht, seinen Gegenspieler umzutreten. Eine Aussage, die Fans des FC Lahr-West laut Venzke mitbekommen haben. So sei die Stimmung auf und neben dem Feld immer aggressiver geworden. Er habe versucht, die Gemüter zu beruhigen, "aber ich konnte nicht überall schlichten, es ist einfach zu viel passiert", sagt Venzke.

Dem Vorsitzenden war am Montag anzumerken, dass die Ereignisse ihn aufwühlen – er fürchtet, dass der Ruf seines Vereins ungerechtfertigt Schaden nimmt. Und er kündigt an, dass er jenem Kappeler Zuschauer, der weibliche Gästefans beleidigt haben soll, beim Rückspiel den Zutritt zum Gelände des FC Lahr-West verwehren werde.

Eine andere Sichtweise auf die Vorfälle hat man ein paar Kilometer weiter südlich beim SC Kappel. "Es war ein hitziges Spiel", sagt der stellvertretende Vorsitzende Benjamin Bücheler. Er stand als Spieler auf dem Platz und berichtet, dass sich bereits kurz vor dem Abpfiff Fans des FC Lahr-West direkt hinter der Bande postiert hätten. Dem Ordner, der sie um Zurückhaltung bat, sei Gewalt angedroht worden.

Unmittelbar nach Abpfiff ist dann nach Schilderung von Bücheler einer der Gäste-Zuschauer auf den Rasen gerannt. Dort habe er einen Kappeler Spieler in Hüfthöhe getreten. Anschließend sei er Richtung Parkplatz gerannt und habe die Flucht ergriffen. Beim Eintreffen der etwa zehn Polizisten war der Mann dann schon nicht mehr greifbar, man habe allerdings das Kennzeichen übermittelt, so Bücheler.

Dass der Anhänger von Lahr-West sich zielstrebig einen Kappeler Spieler ausgesucht hatte, erklärt sich der SC-Vize damit, dass der Getretene als Außenverteidiger vor den Gästefans gespielt hatte. Schon während des Spiels soll es dort zu Provokationen gekommen sein, inwieweit der Spieler etwas entgegnete oder ob es mit seinem Gegenspieler ein Wortgefecht gab, konnte Bücheler nicht sagen. Nach dem Tritt kam es zum Tumult, in dessen Folge ein Zuschauer eine Platzwunde erlitt – ein Vereinsmitglied von Kappel wurde geschubst und traf ihn unglücklich am Kopf.

Ähnlich wie Venzke war auch Bücheler in Anbetracht der Ereignisse vom Sonntag aufgewühlt. Vor allem, dass einige Kinder die Szenerie gesehen hatten und daraufhin weinten, beschäftigte ihn am Montag. Wie sein Verein reagieren wird, konnte er indes noch nicht sagen. "Wir werden uns intern zusammensetzen und besprechen, was wir tun werden", kündigt er an und meint damit auch das Rückspiel gegen Lahr-West. Klar ist für ihn jedoch, dass solche Szenen im Umfeld eines Fußballspiels nichts verloren haben.