Bis Ende Januar stand Stefan Junker noch beim TV Lahr an der Seitenlinie. Dann meldete der Verein das Team ab. Foto: Archiv Wendling

Vor vier Wochen zogen sich die Lahrer-Damen zurück. Trainer Stefan Junker steht ohne Team da

Ende Januar hatte Südbadenligist TV Lahr sein Damen-Team vom Ligabetrieb abgemeldet. Schuld waren die miese Punktausbeute und die unbefriedigende Personalsituation. Seitdem ist es still geworden um die Lahrerinnen. Eine Bestandsaufnahme.

Am 21. Januar lieferten die Handballerinnen des TV Lahr einen "Offenbarungseid" ab, wie unsere Zeitung nur einen Tag nach der Südbadenliga-Partie der Lahrer beim ASV Ottenhöfen treffend titelte. Mit 21:29 hatten sich die TV-Spielerinnen dem Vorletzten sang und klanglos ergeben. Bereits zur Halbzeit hatte das Team von Trainer Stefan Junker uneinholbar mit 5:17 hintengelegen.

Es sollte die letzte Schmach einer an Demütigungen nicht gerade armen Saison werden. Nur drei Tage nach der Partie in Ottenhöfen zogen die Spielerinnen beim Training den Schlussstrich: Die Mannschaft meldete sich vom Spielbetrieb ab. Doch was macht eigentlich ein Trainer ohne Mannschaft? Kontakt zu seinen Spielerinnen habe er derzeit jedenfalls keinen mehr, versichert der Coach im Ruhestand, Stefan Junker, im Gespräch mit der Lahrer Zeitung. "Das Thema hat sich erledigt. Wir haben uns seitdem nicht mehr gesehen und getroffen. Ab und zu tausche ich mich aber noch mit Handball-Abteilungsleiterin Waltraud Niecholat aus." Darüber wie es mit dem Verein in der kommenden Spielzeit weitergehen könnte, kann Junker aus der Distanz nur spekulieren. "Vielleicht geht es nur mit den Jugendteams weiter."

Niedergang war bereits sehr früh absehbar

Und Junker gibt Einblicke in die Zustände im Klub kurz nach seiner Übernahme des Teams von Vorgänger Damir Hasanovic Anfang November 2017: "Im Grunde war nach vier Wochen schon absehbar, dass es unter den personellen Bedingungen sehr schwer für uns werden würde", beschreibt Junker die Situation, in der sein Team mit lediglich einem Saisonsieg das Tabellenende zierte. "Wir haben uns in den wenigen Wochen, in denen ich da war, schlecht präsentiert", gibt der erfahrene Coach unumwunden zu.

So sei laut Junker der Frust "jedes Wochenende größer" geworden. Vor allem die dünne Personaldecke mit lediglich zehn Spielerinnen habe eine wirkliche Wettbewerbsfähigkeit des Teams verhindert. "Unsere Torfrau studierte zum Beispiel in Stuttgart und kam nur freitags zum Training. Da ist wirklich alles zusammengekommen." Trotz aller Probleme habe er jedoch die Runde mit Anstand zu Ende spielen wollen, betont Junker. "Ich hatte Spaß." Ob Junker noch einmal bei einem anderen Verein auf der Trainerbank aufschlagen wird, steht noch in den den Sternen. Zwar habe es eine Anfrage von einem Verein gegeben, den Junker nicht nennen will, und auch erste Gespräche seien geführt worden, doch sei man derzeit "noch weit von einer Einigung entfernt."

Noch habe er nicht entschieden, ob er tatsächlich jemals wieder eine Mannschaft übernehmen wolle, sagt Junker, der vor seiner Rückkehr zum TV Lahr insgesamt zweieinhalb Jahre ausgesetzt hatte, bevor er sich entschied, seinem Ex-Klub aus der Patsche helfen zu wollen. "In meinem Alter ist man doch gar nicht mehr so erpicht darauf, einen Trainerjob anzunehmen."

Info: Alter Hase

Dreimal trainierte Stefan Junker seines Herzensverein TV Lahr insgesamt. Bereits zwischen den Jahren 2007 und 2009 sowie noch einmal interimsmäßig im ersten Halbjahr 2013 stand der Lahrer bei der ersten TV-Mannschaft an der Seitenlinie. Zuletzt übernahm der erfahrene Trainer das Amt Anfang November des vergangenen Jahres von Damir Hasanovic. Drei Wochen vor dem Start der Saison hatte sich der TV zudem bereits nach eineinhalb Jahren von seinem Coach Gregor Roll getrennt.