Investment-Gigant Amundi vermietet jetzt Hallen an den Modehändler
Lahr/Paris - Lahrs größtes Gebäude hat nach Informationen der LZ einen neuen Besitzer: Der französische Investment-Riese Amundi hat das Zalando-Logistiklager am Flugplatz gekauft. Zalando bleibt Mieter. Der Kaufpreis: wohl mehrere Hundert Millionen Euro.
Amundi übernimmt Lahrer Logistik-Plattform
Still und leise, wie es bei großen Verkäufen in der Immobilienbranche üblich ist, ging der Handel über die Bühne. Schon seit Längerem wurde der Verkauf der Zalando-Immobilien hinter den Kulissen von mehreren Beratern eingefädelt, berichten Branchenkenner. Dann, mitten in der Corona-Hochphase, waren sich die Partner handelseinig: Amundi übernimmt die riesige Lahrer Logistik-Plattform, die Gebäude und das Grundstück am Lahrer Flugplatz. Sowohl Amundi als auch Zalando bestätigten der Lahrer Zeitung die Veränderung.
Der Hallen-Komplex gilt als größtes Gebäude in ganz Südbaden. Die Ausmaße sind gigantisch. Hunderte Meter sind die mehreren Hallenteile lang, teils ragen sie bis zu fünf Stockwerke hoch in den Himmel. Reichlich Platz für den aufstrebenden Mode-Onlinehändler Zalando aus Berlin, der die Hallen vom Projektentwickler Goodman hat erstellen lassen. 2016 wurde der Komplex bezogen. Zalando war von Anfang an Mieter. Ein sehr guter, wie sich im Laufe der Jahre zeigen sollte. Die Logistikbranche boomt und Corona gab Zalando & Co. nochmals mächtig Schub.
Keine Auskünfte über den Kaufpreis
Das blieb auch bei Investoren nicht unbemerkt. Diese Branche schielt in diesen Wackel-Zeiten auf sichere Investitionen. Immobilien gehören dazu. Zugeschlagen hat nun die Investment-Firma Amundi aus Paris. Sie ist die größte Fondsgesellschaft Europas und zählt weltweit zu den größten zehn. Sie betreut 1,6 Billionen Euro verwaltetes Vermögen, also 1 600 000 Millionen. "Das Objekt in Lahr passt in die Strategie von Amundi Real Estate, die gehaltenen Vermögenswerte weiter zu diversifizieren und verstärkt international zu investieren", sagte Jean-Mary Coly, der Chef der Amundi-Tochter, gegenüber unserer Redaktion. Für Lahr habe die Lage nahe Frankreich und der Schweiz gesprochen, sowie Zalando als langfristiger Mieter. Amundi wolle das Lager langfristig halten, so Coly.
Über den Kaufpreis herrscht auf allen Seiten Stillschweigen. Dazu gebe es keine Auskünfte, erklärte ein Amundi-Sprecher auf Nachfrage der Lahrer Zeitung. Es dürften laut Branchenkennern aber Hunderte Millionen Euro sein. Ein ähnlich großer Hallen-Deal in Deutschland war jüngst 200 Millionen schwer. Amundi dürfte "deutlich mehr als das 24-Fache der Jahresmiete" berappt haben, schätzt die gut informierte Onlineplattform "Immobilienmanager". Der Lahrer Hallen-Verkauf sei die bedeutendste Einzeltransaktion des zweiten Quartals im Markt.
Die Miethöhe von Zalando bleibt ebenfalls geheim, sagt der Modehändler. Lahr spiele im Zalando-Netzwerk eine wichtige Rolle. "Für die Mitarbeiter und den Betrieb vor Ort ändert sich nichts", erklärt eine Firmensprecherin auf LZ-Nachfrage. Derweil glänzt das Berliner Unternehmen mit hervorragenden Bilanzzahlen und satten Gewinnen, siehe dazu den Text unten.
ZAHL DES TAGES
1 600 000 000 000 - Eine solche Zahl findet man als Privatmann selten auf dem Konto. Es sind 1,6 Billionen, also 1600 Milliarden. So viel Geld verwaltet der neue Besitzer des Zalando-Lagers.
Das Gebäude: Die Lager- und Logistikhallen von Zalando umfassen mehr als 130 000 Quadratmeter. Das ist umgerechnet so viel wie 1000 große Wohnungen. Noch nicht alle Flächen des Komplexes sind belegt. Zalando hält sich noch Erweiterungsraum offen.
Der Entwickler: Entwickelt und gebaut wurde die Logistik-Plattform von der Firma Goodman, in Kooperation mit Zalando. Goodman hat die Immobilie nach vier Jahren Betrieb weiterverkauft. Über die Gründe gibt es von Goodman keine Auskunft. Es hielt das Objekt nach Informationen der Immobilien-Zeitung gemeinsam mit dem Pensionsfonds EPF aus Malaysia. Der Markt für derlei Objekte wie in Lahr lockt immer mehr Investoren an.
Der Käufer: Amundi S.A. ist eine französische Vermögensverwaltung, hinter der die Finanzunternehmen Crédit Agricole und Société Générale stecken. Es verwaltet Vermögen weltweit. Immobilien machen nur einen vergleichsweise kleinen Teil aus. Nach eigenen Angaben betreut Amundi rund 100 Millionen Kunden in 40 Ländern weltweit.