Die Mitglieder der Flüchtlingsband "The Worlderers" proben künftig im Schutterner Rathaus. Am kommenden Sonntag geben sie ihr Abschiedskonzert in Lahr.Archivfoto: Stadt Foto: Lahrer Zeitung

Soziales: Substitutionspraxis soll in Gemeindesaal bei der Christuskirche / "Worlderes" künftig in Schuttern

Mit einem Auftritt im Gottesdienst am Sonntag verabschiedet sich die Flüchtlingsband "The Worlderes" von ihrem Probenraum. Denn in den Gemeindesaal neben der Christuskirche soll die Praxis für Suchtmedizin einziehen.

Lahr. Zwei Jahre lang war der evangelische Gemeindesaal neben der Christuskirche die musikalische Heimat der Flüchtlingsband "The Worlderes" von Bandleader Herbie Wickertsheim. Doch nun müssen die Musiker, die aus Afghanistan, Iran, Gambia und Syrien stammen und die vom Freundeskreis Flüchtlinge Lahr und vom Eurodistrikt gefördert werden, umziehen. Der Mietvertrag zwischen Kirchengemeinde und der Stadt Lahr läuft zum Jahresende aus.

Ab 1. Januar soll in den Gemeindesaal die Substitutionspraxis von Ärztin Claudia Jamal einziehen. Bislang befindet sich die Praxis für Suchtmedizin im Erdgeschoss, braucht aber mehr Fläche. "Wir führen etwas Vernünftiges zusammen", sagt Bürgermeister Guido Schöneboom dazu. Denn auch die Drogenhilfe Lahr ist in dem Gebäude in der Jammstraße beheimatet, die Kirchengemeinde hatte das Nutzungsrecht für die Räumlichkeiten vor einigen Jahren abgegeben. Den Gemeindesaal hatte man aber gemietet und erst 2017 auf eigene Kosten und mit Hilfe von Gemeindemitgliedern renoviert. Der Auszug ist daher durchaus ein emotionales Thema für einige Gemeindemitglieder, weiß auch Pfarrer Michael Donner.

Dessen ist man sich bei der Stadt bewusst. "Es war keine leichte Entscheidung", sagt Schöneboom. Und sie sei auch nicht nur auf offene Ohren gestoßen. Man habe aber Für und Wider genau abgewogen und sich für die Substitutionspraxis entschieden, damit diese in der Stadt bleibt. Substitution ist die Behandlung von opiatabhängigen Menschen, die Drogen wie Heroin konsumiert haben.

In der Kirchengemeinde wurde man von der Kündigung des Mietvertrags jedoch ein wenig überrascht, wie Pfarrer Donner auf LZ-Nachfrage berichtet. "Für uns als Gemeinde ist es natürlich traurig", so der Geistliche. Kritik an der Verwaltung möchte er jedoch nicht üben. "Ich denke, die Stadt sitzt da zwischen den Stühlen", zeigt er Verständnis für die Entscheidung der Stadt. Bestätigt werden soll diese am 14. Dezember vom Gemeinderat, in der nicht-öffentlichen Sitzung des Sozialausschusses gab es laut Schöneboom bereits ein "klares Votum" für den Einzug der Praxis.

Für die Flüchtlingsband, die am morgigen Sonntag mit einem Auftritt im Gottesdienst Abschied vom Gemeindesaal nehmen wird (siehe Info), gibt es jedoch auch gute Nachrichten. Im neuen Jahr entsteht eine neue Kooperation mit der Jugend- und Flüchtlingshilfe in Friesenheim. Im Untergeschoss des Schutterner Rathauses hat die Band einen neuen Probenraum gefunden, unterstützt wurde sie bei der Suche von der Stadt Lahr, wie Schöneboom betont. Ein räumlicher Ersatz, berichtet der Bürgermeister, sei in Lahr schwer zu finden. Da die Band ihre Instrumente im Probenraum lagere, seien die Möglichkeiten begrenzt gewesen, erklärt Schöneboom, der die neue Lösung für die Band begrüßt.

Mit einigen Liedern im Gottesdienst will sich die Flüchtlingsband "The Worlderers" am Sonntag bei der Gemeinde für die Gastfreundschaft bedanken, heißt es in einer Ankündigung. Gleichzeitig nehme man gemeinsam mit den Gemeindemitgliedern Abschied vom Gemeindesaal. Der Gottesdienst in der Christuskirche beginnt um 10.15 Uhr. Es gibt coronabedingte Platzvorgaben, alle Besucher werden registriert, Desinfektion und Lüften sind ebenfalls vorgesehen. Die Band hält einen ausreichenden Abstand zur Gemeinde, so die Ankündigung.