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Wirtschaft: Unternehmen müssen bürokratische Hürden überwinden / Positive Bilanz

Ob bei Zalando oder Schaeffler – Flüchtlinge sind mittlerweile auch in Lahrer Betrieben angekommen. Die Bürokratie macht es jedoch nicht einfach, die neuen Arbeitskräfte einzustellen.

Lahr . Mohammed, Abdul und Charles sind gut beschäftigt. Zu dritt drehen sie am Schraubstock in der Werkstatt des Schaeffler-Werks. Mohammed und Abdul sind Flüchtlinge aus Afghanistan, Charles stammt aus Nigeria. Seit einigen Wochen und Monaten sind die drei als Lehrlinge oder Praktikanten bei Schaeffler tätig. Bis sie dort allerdings arbeiten konnten, war es ein weiter Weg – Korrespondenzen mussten geführt, Papiere unterzeichnet und Ämter angeschrieben werden. Martin Burkhardt, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei Schaeffler, spricht von viel Bürokram und viel Geduld. "Es hat lange gedauert, bis klar war, dass wir die Azubis behalten konnten." Er habe sich auf internen Schulungen mit dem Thema Duldungsrecht beschäftigt, so Burkhardt.

Neben internen Schulungen in den Betrieben bietet die IHK Freiburg extern – bisher in Freiburg und Offenburg – Kurse für Ausbilder zum Umgang mit Flüchtlingen an. "Ich gehe in Klassen und zu ehrenamtlichen Veranstaltungen und informiere über Berufsfindung. Die Leute waren sehr interessiert, und die Kurse waren auch gut besucht", erzählt Christiane Möller, Fachberaterin für Flüchtlingsintegration bei der IHK Südlicher Oberrhein. In den Kursen gehe es um Ausländerrecht, interkulturelle Kompetenzen sowie Gesundheit.

Hilfreich sei der interne Kurs für ihn allemal gewesen, so Burkhardt. Vor wenigen Wochen bekam er Post von einer Berliner Ausländerbehörde: einer seiner Auszubildenden müsse innerhalb von 30 Tagen das Land verlassen. "Wir mussten dann bestätigen, dass er Angestellter bei uns ist, sonst würde ihm die Abschiebung drohen", erklärt er.

Bei Schaeffler sind fünf von 87 Azubis Flüchtlinge. Sie wurden von der Neuen Arbeit Lahr vermittelt, einige hatten sich auch selbst beworben. Für Burkhardt war die Aufnahme selbstverständlich, trotz des längeren Einstellungsprozesses. Viele Stunden und Tage habe er Mails weitergeleitet und sei mit Ämtern in Verbindung gewesen, erzählt er. Das sei vielleicht auch ein Grund, weshalb kleinere Betriebe weniger Flüchtlinge ausbilden, schätzt er. "Gerade kleinere Betriebe haben für die Bürokratie keine Zeit."

Auch Zalando beschäftigt Flüchtlinge. Sie sind sowohl in der Produktion als auch in der Administration angestellt.

Im Druckhaus Kaufmann sind vier Flüchtlinge in einem festen Beschäftigungsverhältnis. "Kennengelernt haben wir sie über ihren vorherigen Einsatz bei uns über Leiharbeitsfirmen. Dies gab uns die Möglichkeit, einen guten Eindruck von ihnen zu gewinnen, gerade auch im Hinblick auf die Sprachkenntnisse, da die Deutschkenntnisse in der Regel noch nicht sehr ausgeprägt sind", sagt Karin Boetzer von der Personalabteilung. "Trotz der Sprachbarriere haben sich die vier Flüchtlinge gut im Betrieb integriert, wir sind sehr zufrieden", sagt Boetzer. Die Schwierigkeiten beim Einstellungsprozess könne sie so nicht bestätigen. "Die Lahrer Ausländerbehörde ist sehr hilfsbereit bei der Klärung offener Fragen." Ob Flüchtlinge die Zukunft in Lahrer Betrieben sind, könne sie nicht sagen. Niemand wisse, wie sich die politische Situation entwickelt. "Aber eine Integration der Flüchtlinge, die hier wohnen, in Betrieben ist sicher für beide Seiten gewinnbringend."

Auch Burkhardt ist mit seinen Auszubildenden zufrieden: "Sie gehen mit zu Ausflügen, auch ihre Deutschkenntnisse haben sich stark verbessert, alle sind hochmotiviert." Auch die Azubis sind begeistert. "Alle sind hier supernett", erzählt Mohammed S. Hassankhel, Azubi im ersten Lehrjahr. Solange er in der Ausbildung ist, darf er bleiben. Auch danach hat er noch eine Aufenthaltserlaubnis von zwei Jahren, erklärt Burkhardt. Was danach kommt, sei ungewiss.