Lahr/Allmannsweier - Der Feuerteufel hat seine Schlagzahl offenbar dramatisch erhöht: In der Nacht zu Donnerstag und am Donnerstagmorgen rückte die Feuerwehr zu drei Autobränden in Allmannsweier und Lahr aus. In allen Fällen geht die Polizei von Brandstiftung aus.

Es ist mittlerweile fast zur Normalität geworden: Gefühlt jeden zweiten Tag laufen Meldungen über angezündete Autos über den Ticker. Mit dem Brand eines Porsche Cayenne am Karfreitag in Kippenheim sind seit September zwischen Ettenheim und Schwanau nunmehr 30 Fahrzeuge ein Raub der Flammen geworden. Die beiden jüngsten Brände in Lahr bedeuten jedoch ein beängstigendes Novum: Erstmals brannte es am helllichten Tag.

> Was ist am Donnerstag passiert? 

Der erste Alarm kam gegen 2.40 Uhr aus Allmansweier, auf dem Pendlerparkplatz an der Hauptstraße stand ein Mercedes Sprinter in Flammen. Schwanauer Feuerwehrleute löschten das Feuer. Zwei weitere Fahrzeugbrände folgten in Lahr. Um 7.45 Uhr schlugen aus einem in der Martin-Luther-Straße auf dem Parkplatz des Hallenbads geparkten Audi A 3 Flammen, keine zwei Stunden später brannte in der Allmendstraße ein Mercedes Kleinbus. Die stark in Mitleidenschaft gezogenen Karossen wurden am Donnerstagvormittag von Spezialisten der Kriminaltechnik untersucht. Die Polizei schließt Stand jetzt technische Defekte aus.

(Veit Krämer)

Über die genaue Schadenssumme konnte die Polizei am Donnerstag keine genauen Angaben machen. Fest steht: Die beiden Mercedes sind Totalschaden.  Der Besitzer des Audi hatte Glück im Unglück, sein Auto wurde zwar beschädigt, dürfte aber noch fahrtüchtig sein. Der Wagen stand am Donnerstagmittag, wenige Stunden nach der Tat, gegenüber dem Hallensportzentrum, das hintere Kennzeichen fehlte, zu sehen waren Brandspuren am Heck und Reste des Löschschaums. Dass der Wagen nicht ein Raub der Flammen geworden war, ist Florian Enderle und Heiko Obert zu verdanken. Die Mitarbeiter des Bau- und Gartenbetriebs Lahr waren gegen 8.15 Uhr mit ihrem Dienstfahrzeug gerade auf dem Rückweg von einem Arbeitseinsatz, als sie von einem Passanten angehalten wurden. Der Mann hatte Rauch und Flammen am Heck des geparkten Audi bemerkt. "Wir haben einen Feuerlöscher im Auto, mit dem haben wir auf den Brand draufgehalten, das Feuer ist dann schnell ausgegangen", berichteten Enderle und Obert. Mittlerweile dürfte der Gesamtschaden, der bei der Brandserie entstand, bei deutlich über einer Viertelmillion Euro liegen.

> Was ist neu?

"Bislang wurden die Feuer ausschließlich nachts gelegt", erklärte Polizeisprecher Patrick Bergmann am Donnerstagnachmittag auf Nachfrage der Lahrer Zeitung. Nun brannte es am helllichten Tag. "Das ist jetzt eine andere Dimension." Ob und wie sich dadurch die Ermittlungsarbeit ändert, dazu konnte Bergmann noch nichts sagen. "Es werden weiterhin verstärkt Streifen unterwegs sein", erklärte der Beamte, machte aber auch einmal mehr auf die Schwierigkeiten bei den Ermittlungen aufmerksam: "Wir sprechen von einem Tatgebiet von 30 Quadratkilometern. Wir können nicht überall sein."

> Gibt es Zeugenhinweise?

Nein. Und das, obwohl die Tatorte in Lahr – vor allem der am Hallensportzentrum – stark bewohnt sind und zur Tatzeit bereits die Sonne schien. Nun heißt es für die Polizeibeamten Klinken putzen. "Wir werden natürlich die Anwohner befragen und hoffen, dass jemand etwas gesehen hat", erklärt Bergmann. Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 0781/21 28 20 bei der Kripo zu melden.

> War es wieder derselbe Täter?

Das ist anzunehmen, aber nicht sicher. Weil ein Zusammenhang mit den Bränden der vergangenen Monate laut Polizei "wahrscheinlich" ist, hat sich die Ermittlungsgruppe Mahlberg der Fälle angenommen. Doch weil die Brände in Lahr "aus dem Raster fallen, wird da ganz genau hingeschaut" (Bergmann). Es sei nicht auszuschließen, dass ein Trittbrettfahrer unterwegs ist, so der Polizeisprecher.

> Was kann die Bevölkerung tun?

Weiter wachsam sein. Die Polizei bittet dringend um Mithilfe. Verdächtige Personen oder Fahrzeuge sollten umgehend über den Notruf gemeldet werden. "Jedes Zögern verschafft dem oder den Tätern unnötigen Vorsprung", heben die Ermittler hervor.

Info: Wer zahlt den Schaden?

> Diese Versicherung zahlt: Dazu gibt es widersprüchliche Aussagen: "Brandstiftung an Autos ist nur über die Vollkaskoversicherung abgedeckt", sagt Michael König, Sprecher des Bezirks Freiburg im Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). Die Teilkasko ersetze zwar Brandschäden, etwa bei technischem Defekt, aber keine mut- oder böswilligen Beschädigungen. Dagegen teilte ein Sprecher von Allianz-Versicherungen auf Nachfrage mit, dass Brandstiftung an Autos bei ihnen auch durch die Teilkasko abgedeckt sei. Fest steht: Wer nur eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat, bleibt auf dem entstandenen Schaden sitzen.

> Das wird erstattet: Ist das Fahrzeug beim Brand nur zum Teil beschädigt worden, werden die Reparaturkosten übernommen – abzüglich der vertraglich vereinbarten Selbstbeteiligung. Wurde der Wagen komplett zerstört, "ersetzt die Kfz-Versicherung den Zeitwert des Fahrzeugs am Schadenstag", berichtet König. Wie hoch dieser war, stelle ein von der Versicherung beauftragter Sachverständiger fest. Es gibt aber auch Versicherungsverträge, gerade bei Neufahrzeugen, bei denen zeitlich begrenzt der vollständige Kaufpreis erstattet wird.

> Das gilt für Gegenstände im Auto: Für Gegenstände wie transportable Navigationsgeräte, Handys, Laptops oder Gepäck, die bei einem Brand zerstört wurden, kommen weder Teil- noch Vollkasko auf. Dafür ist die Hausratversicherung zuständig. "Es besteht Versicherungsschutz zum Neuwert, solange sich die Hausratsachen vorübergehend außerhalb der Wohnung befinden", sagt König.

> Das müssen Betroffene tun: Der Schaden muss der Versicherung unverzüglich, also "ohne schuldhaftes Verzögern", gemeldet und gleichzeitig Anzeige bei der Polizei erstattet werden, betont König. Kann das Auto noch instand gesetzt werden, läuft alles wie etwa bei Glas- oder Wildschäden ab. Sei der Wagen aber nicht mehr zu retten, können mehrere Wochen vergehen. Dann werde nicht nur ein Gutachten in Auftrag gegeben. Die Versicherung fordere zudem auch die Ermittlungsakte der Polizei an, sagt König. Erst bei klarer Sachlage werde reguliert.

(Veit Krämer)