Per Videokonferenz debattieren angehende Abiturienten des Scheffel-Gymnasiums im Gemeinschaftskunde-Unterricht von Lehrer Philipp Freykowski über Auswirkungen der Migration. Foto: Köhler (Screenshot)

Pandemie: Homeschooling klappt bei älteren Jahrgängen / Scheffel setzt auf "Teams"

Lahr - Per Videokonferenz über die Plattform "Teams" bereitet Lehrer Philipp Freykowski seinen Gemeinschaftskunde-Leistungskurs am Scheffel-Gymnasium auf das Abitur vor. Die LZ-Redaktion hat zwei Stunden Homeschooling-Unterricht begleitet.

Um den Unterricht trotz geschlossener Schulen fortsetzen zu können, ist ein gutes Homeschooling-Konzept essenziell. Freykowski ist froh, dass sich das Scheffel-Gymnasium dabei gegen die Lösung des Landes, die Lernplattform Moodle, entschieden hat und stattdessen Microsoft Teams nutzt.

Mit Moodle gab es einige Probleme (wir berichteten), Microsoft habe jedoch "ganz andere Server-Kapazitäten", wodurch "70 bis 80 Prozent des Unterrichts" digital stattfinden können, sagt der Lehrer.

Freykowski sieht den digitalen Unterricht nicht als Einschränkung, sondern als Umstellung. Vieles, was den klassischen Unterricht ausmache, sei immer noch möglich. Er bedaure lediglich, dass Teile der sozialen Interaktion mit den Schülern wegfallen. Gerne würde er mehr Spiele und Wettbewerbe veranstalten. Dies sei digital nur bedingt möglich.

Positiv bewertet er die Möglichkeit, von zu Hause aus Unterricht halten zu können. Er erzählt, dass er sich beim Joggen verletzt habe und auf Krücken angewiesen sei. Nicht aus dem Haus gehen zu müssen, komme ihm daher sehr gelegen.

Anfangs sind einige Schüler noch verschlafen

Als Freykowski seine Schützlinge der zwölften Klasse um 7.45 Uhr zur ersten Stunde begrüßt, sind manche bereits voll da, andere wirken noch ein wenig verschlafen. Das ist in der Videokonferenz nicht anders als im Klassenzimmer. Die neun angehenden Abiturienten sehen und hören ihren Lehrer klar und deutlich. Die Internetverbindungen halten, der Unterricht kann beginnen.

Thema der Stunde: Migration und ihre Auswirkungen. Als Einstieg möchte Freykowski ein Meinungsbild seiner Schülern einholen. Hierzu erstellt er in "Teams" eine Umfrage, in der er seine Schüler nach verschiedenen Aspekten zum Thema Migration befragt. Die Umfrage bleibt anonym – durchaus ein Vorteil des Homeschoolings. Kein Schüler muss durch eine Meldung offenbaren, was er von dem Thema hält.

Freykowski zeigt den Schülern die automatisch ausgewerteten Ergebnisse per Bildschirmübertragung und fragt, wer seine Entscheidung begründen möchte. Einige Schüler heben die Hand – allerdings nicht im klassischen Sinne. Sie drücken auf die Schaltfläche "Hand heben", wodurch neben ihrem Namen eine kleine, gelbe Hand aufleuchtet, die der Lehrer registriert. Wie im Präsenzunterricht ruft er die Schüler, die sich gemeldet haben, nach und nach auf. Erst dann aktivieren sie ihr Mikrofon. Ihre Kameras schalten die Schüler nur gelegentlich aus und nur für kurze Zeit. Freykowski kann seine Schützlinge also fast immer sehen.

Der Lehrer wird zum Moderator

Nach der Diskussionsrunde stehen Gruppenarbeiten auf dem Programm. Hierfür werden die Schüler wiederum in kleinere Konferenzräume aufgeteilt. Die Aufgaben stellt ihnen Freykowski per PDF zur Verfügung. Ohne Aufsicht des Lehrers fallen in den Kleingruppen auch mal private Worte und es werden Späße gemacht.

Der Arbeitsauftrag wird dennoch erledigt. Die Ergebnisse werden anschließend im Plenum kurz besprochen und Freykowski gibt einen Ausblick auf die nächste Stunde. Alles in allem ergibt das eine ganz normale Schulstunde.

Frontalunterricht, Diskussionen, Gruppenarbeiten – das ist auch per Videochat möglich. Der Lehrer schlüpft noch etwas mehr in die Rolle eines Moderators, da im Plenum Interaktionen der Schüler untereinander fehlen. Das Homeschooling ist offenbar eine gut laufende Alternative für ältere Jahrgänge. Die nun anstehende Pause würden die Schüler dennoch lieber mit ihren Freunden auf dem Schulhof verbringen als alleine zu Hause.

Microsoft Teams bietet viele Funktionen, um den Lehr- und Lernprozess erfolgreich zu gestalten. In einem Aufgaben-Tool können die Schüler ihre erhaltenen Arbeitsaufträge hochladen und der Lehrer sie benoten. Mit der Whiteboard-Funktion lässt sich die Tafel simulieren. Per Bildschirmübertragung können die Schüler zum Beispiel auch Referate halten.