Offener Brief ist am Sonntag in den Gottesdiensten der Seelsorgeeinheit verlesen worden

Lahr - Erzbischof Stephan Burger hat sich am Wochenende wegen des Falls des verhafteten ehemaligen Dekans mit einem offenen Brief an die Katholiken gewandt.

In den Gottesdiensten der Seelsorgeeinheit "An der Schutter" ließ Burger seinen offenen Brief an die Kirchengemeinde vorlesen. Gleich zu Beginn des Gottesdienstes am Sonntagmorgen in St. Peter und Paul trug Diakon Christoph Franke das Schreiben aus Freiburg vor. Darin erklärt Burger, die Erzdiözese habe eine "bewegte Woche" hinter sich. Er bestätigte in seinem Brief erstmals öffentlich, dass der Fall des verhafteten Geistlichen in der Lahrer Seelsorgeeinheit spielt. Es sei "davon auszugehen", dass sich der Geistliche auf Kosten der Caritas, der Sozialstation, eines Frauenordens und der Kirchengemeinde persönlich bereichert habe, räumte der Bischof ein.

Mitte vergangener Woche war Markus Erhart, der Ex-Dekan aus Lahr, der sich seit dem Spätsommer im Krankenstand befindet, festgenommen und in Untersuchungshaft gesteckt worden. Er steht, wie berichtet, unter Verdacht, Kirchengelder in sechsstelliger Höhe veruntreut zu haben. Da Verdunklungs- und Fluchtgefahr bestanden habe, hatte das Amtsgericht Haftbefehl erlassen.

Im Schreiben des Erzbischofs an die Kirchenmitglieder wurde erneut von "mutmaßlich hoher krimineller Energie" gesprochen, mit der der Ex-Dekan zu Werke gegangen sei. Deshalb habe die Kirchenverwaltung die Sache an die weltliche Justiz übergeben. Burger hoffe, dass der Fall "schnell und restlos aufgeklärt" werde. "Kriminelles Fehlverhalten in unserer Kirche werde ich nicht dulden", hieß es im Schreiben weiter.

Weite Passagen des Freiburger Briefs an die Gläubigen entsprachen der Pressemitteilung, die, wie berichtet, in der vergangenen Woche herausgegeben worden war. Es wurde ebenfalls nochmals erklärt, dass Erzbischof Burger das mutmaßliche Verhalten seines Mitarbeiters "in der Seele weh" tue.

St. Peter und Paul war am Sonntagmorgen gut gefüllt. Direkt nach dem Vorlesen des Briefs von Erzbischof Burger folgte ein mehrfach gesungenes "Herr, erbarme Dich". Auch bei den Fürbitten klang der schlimme Fall indirekt nochmals an. Es wurde um Gottes Erbarmen für all’ jene gebeten, "die auf die schiefe Bahn geraten" seien und Fehlentscheidungen getroffen hätten.