Ein Wanderfalke hat auf seinem Beutezug durch die Lahrer Innenstadt für große Aufmerksamkeit gesorgt. Am Montag und Dienstaghat er in der Mühlgasse und beim Treffpunkt Stadtmühle mindestens zwei Tauben erbeutet. Foto: Braun Foto: Braun

Greifvogel sorgt in Lahr für Aufsehen. Mehrere Tauben gefressen

Lahr - Ein Wanderfalke hat mit seiner Jagd in der Lahrer Innenstadt für Aufsehen gesorgt. Viele Fußgänger scharten sich um das Tier und schossen Fotos.

Was kann ich tun, wenn ich einen verletzten Falken finde und warum verlässt ein trainierter Falke seinen Besitzer? Die Lahrer Zeitung hat mit Axel Haas von der gleichnamigen Falknerei über Greifvögel gesprochen.

Was ist passiert?

Ein Wanderfalke hat am Montag in der Mühlgasse und am Dienstag am Treffpunkt bei der Stadtmühle mindestens zwei Tauben erbeutet. Ein Passant konnte das Tier am Dienstagabend mit einem Karton einfangen und verständigte das Tierheim. Dieses konnte den gekennzeichneten Wanderfalken noch am selben Tag seinen Besitzer übergeben.

Warum verlässt ein Greifvogel seinen Besitzer?

Das kann verschiedene Gründe haben, erläutert Axel Haas. Raubvögel können ihr vertrautes Heim verlassen, wenn Haltungsprobleme vorliegen oder der Vogel nicht richtig trainiert wurde und somit noch keine ausreichende Bindung zu seinem Besitzer aufgebaut hat. Manchmal erschrecken sich die Vögel aber auch durch plötzlichen Lärm und ergreifen die Flucht. "Dann ist er erstmal weg", sagt Haas.

Wie kann der Flucht vorgebeugt werden?

Um zu vermeiden, dass die Vögel aufgrund einer fehlenden Bindung die Flucht ergreifen, werden sie in der Falknerei von Haas durch Futter konditioniert. "Je länger sie beim Falkner sind, desto geringer ist das Risiko einer Flucht", sagt Haas. Wenn ein Vogel mit der Hand aufgezogen wurde, ist die Bindung noch mal enger als bei einem mit Futter konditionierten erwachsenen Tier. Ihm selbst sind in zehn Jahren nur zwei Falken abhanden gekommen, einer ist seit zwei Jahren verschwunden. Von befreundeten Falknern hat Haas aber gehört, dass manche Vögel nach einer Spanne von drei Jahren wieder zurückgekehrt seien.

Was macht ein Falkner, wenn er einen Greifvogel einfangen will?

Wenn ein Falke wieder gefunden wurde, kann er mit dem vertrauten Handschuh oder mit einem Federspiel, einer mit Federn besetzten Attrappe für Greifvögel, angelockt werden. In seltenen Fällen käme auch eine Lebendfalle zum Einsatz. Im Normalfall würden die Falken aber ihre Besitzer erkennen. Auch würden die Vögel ihren Standort wieder finden. "Die wissen schon, wo sie daheim sind. Die Tiere haben ein gutes Gedächtnis", berichtet Haas.

Müssen Greifvögel gekennzeichnet werden?

Für Besitzer von Greifvögeln ist es verpflichtend, ihre Tiere zu kennzeichnen. Meist geschieht das mit einem Ring am Gelenk, manche Vögel sind mit einem Chip markiert. Ein Großteil von Haas’ Vögeln ist zudem mit einem Sender ausgestattet, mit dem sie in einem Umkreis von 20 Kilometern geortet werden können.

Was können Passanten tun, wenn sie einen verletzten Greifvogel finden?

Man kann den Vogel eine Decke oder ähnliches überwerfen. "Wenn der Vogel im Dunkeln ist, dann bleibt er ruhig", sagt Haas. Aber: "Wenn man es sich nicht traut, dann sollte man es lieber sein lassen und jemanden verständigen." Dies könne beispielsweise die Polizei sein. Diese ist auch darüber informiert, wo Greifvögel abhanden gekommen sind. Wer einen verletzten Raubvogel findet, sollte ihn anschließend zum nächsten Tierarzt bringen.

Kostet mich der Tierarztbesuch etwas?

Der Gang dorthin sollte keine Kosten mit sich bringen, da Wildtiere Bund und Ländern unterliegen, sagt Haas.

Darf ich das Tier auch selbst pflegen?

Wer das Tier auf eigene Faust pflegt, ohne den zuständigen Jäger zu informieren, begeht eine Straftat. Die Tiere unterliegen dem Recht des Jägers und seiner Gemarkung. Haas rät zudem davon ab, die Tiere in fachfremde Hände zu geben. "Wenn der Vogel zum Beispiel in einem Kaninchenstall gepflegt wird, macht er sich das Gefieder kaputt."

Weitere Bilder von der Jagd des Falken gibt es in unserer Bildergalerie.(Achtung: Nichts für schwache Nerven!)

Info: Konditionierung

Mithilfe von regelmäßigen Fütterungen soll der Greifvogel eine Bindung zu seinem Besitzer aufbauen. "Die Vögel merken: Der Mensch bringt mir jeden Tag etwas zu essen", berichtet Axel Haas. Das Futter wird vom Falkner genutzt, um den Beizvogel beim Zurückkommen zu belohnen.