Seit der Europa-Park wieder geöffnet hat, sinkt die Zahl der Arbeitslosen im Raum Lahr. Diese Aufnahme entstand Ende Mai – einen Tag vor dem verspäteten Saisonstart des Ruster Freizeitunternehmens. Foto: Wendling

Wirtschaft: Arbeitslosigkeit im Raum Lahr sinkt, Doch die Krise ist nicht überstanden

Lahr - Der Anstieg der Arbeits-losigkeit im Raum Lahr, der völlig saisonuntypisch im März eingesetzt hatte, ist gestoppt: Im vergangenen Monat ist die Zahl der Menschen ohne Job um 57 zurückgegangen.

Arbeitslosenquote um 0,5 Prozent zurückgegangen

Zu verdanken ist das vor allem dem Europa-Park. Für den Geschäftsstellenbereich Lahr, der den alten Landkreis umfasst, meldet die Agentur für Arbeit aktuell 3085 Arbeitslose. Die Quote liegt bei 4,5 Prozent – gegenüber 4,6 im Juni und sogar 5,0 im Mai.

Ein Blick in die Agenturdaten zeigt, wo für Menschen ohne Job etwas geht – nämlich vor allem in Rust. Dort ist die Zahl der Arbeitslosen im Vormonat von 141 auf 104 gesunken. Das hat natürlich etwas mit dem Europa-Park zu tun, der nach der pandemiebedingten Schließung mit massenhafter Kurzarbeit Schritt für Schritt zum Normalbetrieb zurückgekehrt ist. Saisonkräfte, die sich in Rust niedergelassen haben, finden dort wieder Beschäftigung.

Insgesamt sind rund 2000 Mitarbeiter des Freizeitunternehmens in den vergangenen Wochen nach Kurzarbeit wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Allein in seinen Hotellerie- und Gastronomiebetrieben hat der Park 1500 Beschäftigte.

Pandemie hat weiterhin Auswirkungen

"Der Europa-Park ist ein enorm wichtiger Arbeitgeber für den Raum Lahr und die gesamte Ortenau", hebt Horst Sahrbacher, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, im Gespräch mit unserer Redaktion hervor. In einem normalen Jahr – ohne Pandemie – würden viele Menschen mit dem regulären Saisonstart des Parks Ende März dort eine Anstellung finden. Dieser Effekt zeige sich in diesem Jahr zeitversetzt – mit dem verspäteten Saisonstart Ende Mai, so Sahrbacher. Von der Corona-Pandemie seien auch Hotellerie, Gastronomie und die Freizeitindustrie betroffen, die bei der Finanzkrise 2008 verschont wurden.

Auch wenn der Europa-Park seinen Jobmotor längst wieder angeworfen hat, so steckt die Wirtschaft insgesamt noch mitten in der Corona-Krise. Das unterstreichen die Daten aus der Stadt Lahr: hier ist die Zahl der Menschen ohne Job im Vormonat nach oben gegangen, von 1788 auf 1793. Deshalb wäre es völlig verfehlt, um von einer Trendumkehr zu sprechen. Zumal die Zahlen in allen anderen Geschäftsbereichen der Ortenauer Arbeitsagentur im Vormonat weiter gestiegen sind. Dabei ist die Quote im Raum Lahr ortenauweit nach wie vor am höchsten – trotz Europa-Park.

Vor allem die über 50-Jährigen betroffen

So hat die Pandemie weiter massive Auswirkungen auf den Jobmarkt, wie ein Vergleich zum Vorjahr unterstreicht – im Juli 2019 hatte es im Raum Lahr 786 Arbeitslose weniger als jetzt gegeben.

Vor allem die über 50-Jährigen sind betroffen, in dieser Alterskohorte ist der Anteil der Arbeitslosen am höchsten. Doch auch jüngere Menschen leiden unter den Folgen der Pandemie – auch, weil viele Ausbildungen im Frühjahr endeten. Bei den unter 25-Jährigen hat sich die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Juli 2019 praktisch verdreifacht – daamls waren 106 junge Menschen ohne Job, jetzt 304.

Info: Offene Stellen

Als Folge der Coronakrise ist auch die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften eingebrochen. In Lahr meldeten die Arbeitgeber seit Jahresbeginn 1148 neue Stellen, 544 weniger als im gleichen Zeitraum 2019. Dabei sieht es aber nicht in allen Branchen düster aus: Im Handwerk und in der Baubranche werden weiter Fachkräfte gesucht. Im Metall- und Maschinenbau, in der Gastronomie sowie in Gesundheit und Pflege werden wieder vereinzelt Stellen gemeldet, teilt die Arbeitsagentur Offenburg in ihrem Monatsbericht mit. Fachkräfte hätten weiter gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn sie der Branche gegenüber offen sind.