Zwei Musiker die sich trotz Sprachbarriere verstehen: Herbie Wickertsheim (links) und Jean-Claude Chojcan Foto: Freundeskreis Flüchtlinge Lahr Foto: Lahrer Zeitung

Integration: "Famosik" wird mit 5000 Euro unterstützt / Lahrer Flüchtlingsband "The Worlderers" involviert

Das deutsch-französische Musik-Projekt "Famosik" hat einige Hürden zu überwinden: Sprachbarrieren, Alters- sowie Stilunterschiede. Davon lassen sich die Musiker jedoch nicht aufhalten.

Lahr (red/ma). Der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau hat das grenzüberschreitende Projekt "Famosik" mit 5000 Euro gefördert. Empfänger des Geldes – jeweils 2500 Euro – sind die Lahrer Flüchtlingsband The Worlderers und die Musikgruppe Ballade aus Straßburg. Der Begriff Famosik setzt sich aus den Wörtern famos und Musik zusammen.

Kommunikation klappt mit Händen und Füßen

Geprobt wird zweimal im Monat, abwechselnd in Lahr und Straßburg. Von einer Probe im evangelischen Gemeindesaal der Christuskirche in Lahr berichten die Musiker in einer Pressemitteilung. Die "Worlderers" hätten einen ganz anderen Stil als "Ballade", heißt es darin. Hinzu komme: "Wir arbeiten mit Technik", so Herbie Wickertsheim, Chef der Lahrer Gruppe, die Straßburger musizierten ohne technische Unterstützung. "Das Schwierige ist, beide Formationen so zu kombinieren, dass niemand beim gemeinsamen Musizieren unglücklich ist." Hinzu komme der Altersunterschied: "Ballade" setze sich überwiegend aus Jugendlichen zusammen, in erster Linie Mädchen. Bei den "Worlderers" seien Jugendliche eher die Ausnahme – die Geschlechter halten sich die Waage.

Eines sei allerdings allen Musikern gemein: Sie haben einen Migrationshintergrund. Das führe dazu, dass die Kommunikation oft mit Händen und Füßen stattfinde. Weder Herbie Wickertsheim noch Jean-Claude Chojcan, der Leiter von "Ballade", sprechen die Sprache des Nachbarn. Und wie funktioniert das konkret? "Die Musik ist das verbindende Element", erklärt Wickertsheim. Die sei ja auch so etwas wie eine Sprache. "Wenn Ballade spielt, hören wir uns in die Akkordfolge hinein und schließen uns dann an und umgekehrt."

Die 15 Musiker proben an zuallererst "Wenn die Sonne erwacht in den Bergen". Das Stück, das "Adam and Eve" 1971 gesungen haben, liege Wickertsheim besonders am Herzen. Denn der Song hat auch eine Strophe auf französisch. Andere Lieder sollen mit Strophen auf Arabisch, Kurdisch oder Farsi gesungen werden. Das Konzert solle rund eine Stunde dauern, jede Seite könne nur sechs Songs einbringen.

Da sei es dann verständlich, wenn Wickertsheim bei einem Lied andeute, dass der Instrumentalteil zu lang sei. In einem anderen Fall mag Chojcan die Schlusskadenz eines Liedes nicht. Statt das mit den anderen Musikern zu diskutieren, spiele er einfach auf der Gitarre vor, wie er es schöner fände. "Das wird gut, wenn wir weiter so üben", meint einer der "Worlderers" dazu.

"Ballade" und "The Worlderers" sind im vergangenen Jahr in der Städtischen Musikschule Lahr im Rahmen eines zweitägigen Workshops zum ersten Mal aufeinandergetroffen. Dort haben sie zusammen ein paar Lieder einstudiert, die sie dann auf der Chrysanthema präsentierten. Charlotte Wolf, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt, hatte auf die Fördermöglichkeiten des Eurodistrikts hingewiesen. Die Straßburger haben sich seitdem um die bürokratische Abwicklung gekümmert. Dort soll im November auch das gemeinsame Abschlusskonzert stattfinden.

Die "Worlderers" (ohne "Ballade") treten das nächste Mal am Freitag, 24. Mai, ab 11.30 Uhr, bei der "Fridays for Future"-Aktion auf dem Lahrer Rathausplatz auf. Weitere Informationen gibt es unter www.freundeskreis-flüchtlinge-lahr.de.