Stephan Seizinger ist seit dem 1. August der neue Rektor der Friedrichschule. Foto: Kauffmann Foto: Lahrer Zeitung

Porträt: Rektor Stephan Seizinger will Schüler, Lehrer und Eltern einbinden / Neuer Leiter der Friedrichschule

Stephan Seizinger – so heißt der neue Rektor der Friedrichschule, der seit 1. August in Amt und Würden ist. "Mein Herz schlägt für die Schulleitung", sagt der 46-Jährige, der zuvor zwölf Jahre Konrektor in Herbolzheim war.

Lahr. "Selbstverständlich wird auch mal durchgegriffen", sagt der neue Rektor der Friedrichschule während des Pressegesprächs in seinem Büro eher beiläufig. Es gebe eben Grenzen, die Schüler einzuhalten haben. Ohne Kompromiss. An Regeln hat man sich zu halten. Seizinger meint das nicht mit dem erhobenen Zeigefinger des strengen Lehrmeisters. Er setzt auf Einsicht, erklärt, worauf Fehler gründen, will die Jugendlichen motivieren, besser zu werden: "Mir ist es wichtig, die Menschen nicht auf einer persönlichen, menschlichen Ebene anzugreifen." Lehrer sind für ihn nicht nur da, um Stoff mit den Schülern zu pauken, sie sollen den Kindern und Jugendlichen Werte zu vermitteln.

Zwölf Jahre Konrektor in Herbolzheim haben ihn geprägt

Der 46-Jährige berichtet von "ausschließlich positiven Begegnungen", von "umgänglichen und freundlichen Schülern" an der Friedrichschule. Ganz bewusst habe er sich für die Gesamtschule in Lahr entschieden: Nicht nur, weil ein "Wechsel auch mal wieder gut tut", der gebürtige Schwabe aus Heidenheim stehe "voll hinter der Schulart". Aber heißt es von Kritikern nicht, die Gemeinschaftsschule sei Gleichmacherei? Seizinger: "Das ist eine ganz anspruchsvolle Schulart. Natürlich muss der Unterricht anders sein. Man kann nicht alle im Gleichschritt unterrichten."

Alle Schüler arbeiteten auf ihrem Niveau gemeinsam in einem Klassenzimmer. Das sei der größte, aber auch wohltuende Unterschied, verglichen mit seiner vorigen Wirkungsstätte, der Emil-Dörle-Schule in Herbolzheim, eine Real- und Werkrealschule. Zwölf Jahre war Seizinger dort Konrektor – eine Zeit, die ihn geprägt hat. "Ich habe gemerkt, dass das ein Job ist, der mir viel Spaß macht." Als Chef hat er nun die Möglichkeit, ›seine‹ Schule zu gestalten, zumal die Gemeinschaftsschule eine Schulart "in Aufbruchstimmung" sei. Als Einzelkämpfer sieht er sich dabei nicht: Wichtig sei ihm, dass sich die Schüler einbringen können – ein Aspekt, den er während des Gesprächs im Rektorat mehrfach betont. "Die jungen Menschen sollen merken, dass sie etwas bewegen können." Auch der Draht zu den Eltern sei ihm sehr wichtig, damit Schule und Elternhaus eine "gemeinsame Haltung" vertreten: "Das liegt mir sehr am Herzen."

Und doch bleibt der Rektor sachlich, bedacht, nimmt sich auch mal kurze Pausen. Gibt es nicht doch etwas, das ihn auf die Palme bringt? Während er überlegt, fixiert sein Blick kurz die Deckenkante. "Eigentlich bin ich sehr ruhig und geerdet", um im nächsten Atemzug klarzustellen: Gar nicht haben kann er Unpünktlichkeit und "wenn jemand Absprachen nicht einhält", sagt Seizinger und klingt dabei ein wenig kämpferisch.

Kein Einzelkämpfer, der Projekte im Alleingang durchboxt

Projekte durchboxen will er dennoch nicht, zumal er die Gemeinschaftsschule buchstäblich als Gemeinschaftsprojekt sieht, als Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Schülern, Eltern und Lehrern. Ganz ohne Starthilfe hat er seine neue Aufgabe nicht begonnen: "Die Friedrichschule ist eine sehr gut aufgestellte Schule. Hut ab, was da geleistet wurde." So gebe mehr als ein Dutzend Arbeitsgemeinschaften, "ein unglaublich großes Angebot", auch der Ganztagsbetrieb sei "richtig toll geplant". Veränderungen will er auf organisatorischer Ebene anstoßen, zum Beispiel mit digitalen Vertretungsplänen, die auch von Zuhause aus per Smartphone-App abgerufen werden können, sagt der Mathelehrer. Sein Unterrichtsfach ist für ihn Kopfsache. Seizinger: "Manche Schüler sagen, sie können es nicht." Sie müssten den "Schritt im Kopf machen", dass der Lehrer ihnen helfen kann. Wenn dieser Schritt getan sei, könne jeder sein Bestes geben – auch während des Mathe-Unterrichts.

Schon seit Jahren ist die Sanierung Erweiterung der Friedrichschule im Gespräch, sogar ein entsprechender Beschluss des Gemeinderats liegt dazu vor – getan hat sich aber nichts. Unentschieden sei bislang nämlich die Frage, wie sich die Anmeldezahlen künftig entwickeln und wie groß dem entsprechend der neue Anbau werden soll, berichtet Rektor Stephan Seizinger auf Nachfrage unserer Zeitung. Er spricht von "angenehmen Planungsgesprächen" mit der Stadt. "Ich spüre, dass die Stadt voll hinter uns steht." Wann die Bagger rollen, sei hingegen noch unklar. "In diesem Schuljahr wird’s nichts mehr", sagt er. Aber Anfang des Jahres 2020 sei "realistisch".