Karl Klumpp Repro: Vögele Foto: Lahrer Zeitung

Ortsgeschichte: Vor 75 Jahren kam Karl Klumpp beim Beschuss von Reichenbach ums Leben

Reichenbach. Die Bürgerschaft, viele Vereine und kulturell Interessierte haben ihm viel zu verdanken: Am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren verlor Karl Klumpp beim Beschuss Reichenbachs durch die anrückende französische Armee auf tragische Weise sein Leben.

Klump war ein "Wahl-Reichenbacher". Der 1891 bei Freudenstadt geborene Werkmeister der Lederfabrik Waeldin heiratete 1917 die Reichenbacherin Luise Müller. Schnell wurde aus dem Fremden ein echter Reichenbacher, der sich ganz und gar in das dörfliche Geschehen einbrachte. Mit seinem Elan eröffnete er den Menschen in der schlechten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ganz neue Möglichkeiten. Sein Talent als Organisator und Initiator zahlreicher Feste und Ereignisse machte ihn bald unentbehrlich. In den Reihen des Turnvereins leistete Klumpp Großes, denn als Turnvater begeisterte er viele junger Leute für sportliche Ideale.

Impulse für das Theaterwesen

Der leutselige und talentierte Mann gab dem Theaterwesen der Vereine neue Impulse und sorgte viele Jahre lang für große Aufführungen, die den Horizont weiteten. Er bearbeitete Hansjakobs Novelle "Der Vogt auf Mühlstein" für die Bühne, wobei er werkge-treu den historischen Stoff aufbereitete. Dabei hatte er, wie Martin Luther sagen würde, "dem Volk aufs Maul geschaut".

Auch als Ortschronist machte er sich einen Namen. Vor allem ist sein Lebenswerk mit der Fastnacht verbunden. 1928, mitten in schweren wirtschaftlichen Zeiten, initiierte er zur Fastnacht den ersten Schergassen-Jahrmarkt. Für Furore sorgten seine "Geroldseckerspiele" in der Schergasse. Die folgenden schweren Jahre der Nazidik-tatur brachten dann die junge Tradition zum Erliegen. Aber aus der Initiative Klumpps entwickelte sich zu Anfang der 50er-Jahre die Reichenbacher Fastnacht mit dem in bestimmtem Rhythmus wiederkehrenden Schergassenjahrmarkt. Klumpp war auch ein Mann der sozialen Gerechtigkeit, und in seinen vielen Aufgaben unter den Vereinen erfuhr er von mancher Not und den Sorgen vieler Menschen. Er nahm dies nicht nur bedauernd zur Kenntnis, sondern versuchte, nach Kräften die Not zu lindern, wo es möglich war. Dies brachte Klumpp über die Grenzen des Dorfs hinaus großes Ansehen.

Beim Beschuss des Dorfs am 18. April 1945 suchte Klumpp mit seiner Familie Zuflucht im Keller seines Hauses in der Wittumstraße. Hier trafen ihn Granatsplitter so unglücklich, dass er an Ort und stelle verblutete. Zur selben Zeit verloren in der Giesenstraße die beiden Frauen Maria Decker und Irma Steidle sowie deren Kind ebenfalls durch Beschuss ihr Leben.

Auf Karl Klumpp, dem die Bürger Reichenbach so vieles verdankten, passt als Lebensmotto ein Wort des steirischen Schriftstellers Peter Rosegger: "Der hat sein Leben am besten verbracht, der anderen Menschen viel Freude gemacht."