Joachim Geiger vom Bau- und Gartenbetrieb Lahr zementierte die Stoltersteine in das Pflaster. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Vier Stolpersteine auf dem Marktplatz verlegt / Caroli: Gedenken an Nazi-Opfer als moralische Aufgabe

Von Endrik Baublies

Lahr. Vier neue Stolpersteine auf dem Lahrer Marktplatz erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Dreyfuß, die im Haus Marktstraße 5 lebte. Karen und Geoffrey Elson, Nachfahren der Lore Dreyfuß, Vertreter der Stadtverwaltung, des Historischen Vereins und rund 50 Gäste gedachten gestern mit der Verlegung der Stolpersteine der Lahrer Familie.

Norbert Klein vom Historischen Verein erzählte das Schicksal der Familie: Ernst, Klara und Emma Dreyfuß starben durch die Verbrechen der Nazis in Konzentrationslagern. Klara unmittelbar nach der Deportation nach Gurs, die anderen wurden in Auschwitz ermordet. Lore, die von den Elten als 15-Jährige im Jahre 1936 nach England in Sicherheit gebracht wurde, überlebte und emigrierte später in die USA, wo sie heiratete. Karen, die Tochter, die dann den Rabbi Geoffrey Elson heiratete, lebt heute in Ohio. Lore starb 2008. Das Ehepaar Elson war bei der Verlegung der Stolpersteine anwesend. Der Rabbi mahnte, dass es keine Zukunft gebe, ohne das Wissen um die Vergangenheit. Es gelte, Schrecken, Verlust und Trauer zu bewahren. Stefan Zimmermann hat Kontakt zu Erna Backowies, ebenfalls eine Lahrerin, die Lore in den USA wiedergefunden hatte. Sie habe, erklärte Zimmermann, die Idee der Stolpersteine aus den Staaten beharrlich verfolgt. Ihre Botschaft war als Zeitzeugin der Verbrechen daher besonders eindringlich: "Die Geschichte hat Furchtbares hinterlassen." Aufgrund ihrer 97 Jahre sei es ihr aber nicht vergönnt, bei der Zeremonie anwesend zu sein.

Das Gedenken an die Opfer der Nazis sei heute eine Selbstverständlichkeit. Damit hatte Walter Caroli, ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters, die Zeremonie eröffnet. Er bezeichnete das Gedenken als eine moralische Aufgabe. Dieser Auftrag sorge für Schutz und bewahre Mitmenschlichkeit. Thorsten Mietzner, Vorsitzender des Historischen Vereins in Lahr, sprach von einem "Moment der Hoffnung". Die Steine würden nicht nur die Gegenwart oder die Vergangenheit darstellen, sondern auch an eine Zukunft mahnen. Mietzner sagte das, angesichts brennender Asylbewerberheime oder – ein Lahrer Thema – einer Debatte um den Bau einer Moschee. Es gehe um ein Recht auf Leben und um das der Freiheit. Die Zeremonie sei ein Signal einer solchen Wunschvorstellung. Der Historiker hatte zuletzt einen versöhnlichen Gedanken. Ein Prozess wie der dieser Stolpersteine sei heute auf eine breite Basis und ein entsprechendes zivilgesellschaftliches Engagements gestellt.

Einen kurzen Dank sprach Mietzner Doris Gerteis aus. Sie ist in Lahr maßgeblich an den Stolpersteinen beteiligt. Bettina Hakuis begleitete die Zeremonie auf der Querflöte. Joachim Geiger vom Bau- und Gartenbetrieb zementierte die Steine in das Pflaster. Er vertrat den Künstler Gunter Demnig, der die Idee der Stolpersteine gehabt hat.