Hansjakob Schweickhardt, hier vor einer Strauchrose in seinem Privatgarten, geht nach 27 Jahren als Ortsvorsteher von Hugsweier und 25 Jahren als Mitglied des Lahrer Gemeinderats in den kommunalpolitischen Ruhestand. Foto: Arbandt Foto: Lahrer Zeitung

Kommunalpolitik: Nach 27 Jahren als Ortsvorsteher hört Hansjakob Schweickhardt auf / Weitere Ehrenämter

Hansjakob Schweickhardt ist seit 1992 Ortsvorsteher von Hugsweier, doch jetzt gibt es eine Zäsur im Stadtteil. Der 76-Jährige ist bei der Kommunalwahl nicht mehr angetreten und beendet seine Arbeit in der Kommunalpolitik.

Hugsweier. Schweickhardt ist nicht nur seit 27 Jahren Ortsvorsteher, sondern vertritt sein Heimatdorf auch seit 1994 im Lahrer Gemeinderat. Von beiden Ämtern hat er sich nun aber verabschiedet.

Sein bürgerschaftliches Engagement wurde ihm in die Wiege gelegt. Sein über die Ortsgrenzen hinaus als Weinbaupionier bekannter Vater Karl war Gründungsmitglied im 100 Jahre alt gewordenen TuS Hugsweier, außerdem viele Jahre Kirchengemeinderat und Vorsitzender des Kirchenchors. Auch in zahlreichen weiteren Verbänden und Organisationen war sein Wort gefragt. Sein Sohn Hansjakob Schweickhardt, der durchaus auch die Schattenseiten eines solchen Engagements kennengelernt hat, konnte sich nicht verschließen, wenn seine Fähigkeiten, sein Rat und seine Integrität gefragt waren.

Schweickhardt wurde 1943 in Hugsweier geboren und wuchs mit zwei Schwestern im Haus im Kleinfeldeleweg auf, das von seinem Onkel nach amerikanischem Baustil entworfen worden war. Im humanistischem Scheffel-Gymnasium in Lahr wurde sein mathematisches Talent entdeckt. Nach dem Abitur und einer Bundeswehrzeit folgte ein Studium in Konstanz mit der Fachrichtung Programmierer.

Das Mathe-Talent wird Programmierer

In seinem Berufsleben spielten Firmen in den Orten Frankfurt, Düsseldorf und Offenburg eine bedeutende Rolle, ehe er in Lahr bei der AOK und schließlich beim Medizinischen Dienst seine Fähigkeiten einbringen konnte. 1968 heiratete er seine vom Niederrhein stammende Gisela; ein Sohn und eine Tochter wurden ihnen geboren.

1977 gründete Schweickhardt mit einem Dutzend Gleichgesinnter den TC Blau-Weiß und übernahm den Vorsitz. Gestützt auf die Euphorie des damaligen Tennisbooms und begeisterte Mitglieder wurden innerhalb weniger Jahre drei Tennisplätze und ein Tennishäuschen errichtet. Schweickhardt war nahezu 15 Jahre Vorsitzender und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch in der evangelischen Kirchengemeinde übernahm er 1986 für 29 Jahre den Vorsitz der Gemeindeversammlung.

Seine kommunalpolitische Karriere begann mit einem Fehlstart. Obwohl er 1984 in den Ortschaftsrat gewählt worden war, durfte das CDU-Mitglied durch das verwandtschaftliche Verhältnis zu seinem Schwager, Ortsvorsteher David Schieni, sein Mandat nicht annehmen. Nachdem dieser 1988 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr antrat, gelangte Schweickhardt 1989 ins Gremium – und nach dem Rücktritt von Otto Fischer übernahm er 1992 das Amt des Ortsvorstehers.

Als sich bei der Wahl 1994 eine Pattsituation im Hugsweierer Ortschaftsrat zwischen der SPD auf der einen Seite sowie der CDU und den Freien Wählern auf der anderen Seite ergab, hatte er mit Hans Kurz einen Gegenkandidaten. Nach einem gewonnenen Losentscheid erhielt aber der SPD-Kandidat im Lahrer Gemeinderat nicht die erforderliche Mehrheit – und so wurde schließlich Hansjakob Schweickhardt bis zu seinem freiwilligen Verzicht in diesem Jahr für insgesamt 27 Jahre Ortsoberhaupt.

Zahl der Einwohner wächst deutlich

In seinen 29 Jahren im Hugsweierer Rathaus gab es viele positive Ereignisse, zum Beispiel die Herausgabe der Ortschronik, die beeindruckende 1100-Jahr-Feier, bei der die Bürger ein einmaliges Wir-Gefühl erlebten, die Herausgabe der Ortschronik sowie die Einweihung des historischen Rundwegs in diesem Jahr. Hervorheben muss man auch das Wachstum des Stadtteils in dieser Zeit von 1200 auf inzwischen 1500 Einwohner, das Errichten einer Begegnungsstätte und die positive Entwicklung des Kindergartens.

Allerdings bedauert der Ortsvorsteher, dass die Infrastruktur des Stadtteils gelitten hat – Schweickhardt nennt die Auflösung der Grundschule, das Fehlen von Läden, Bankfilialen und Gasthäusern. Um so mehr freut er sich über das "Dorv"-Projekt als eine Zukunftsinvestition mit Modellcharakter, das vom Ortschaftsrat und der Stadt Lahr gleichermaßen unterstützt werde.

Hansjakob Schweickhardt, dem stets ein realistischer Blick für das Machbare ausgezeichnet hat, wünscht sich, dass sich das Dorf weiterentwickelt. Konkret sollen die Verkehrs- und Parkprobleme in der Haupt- und Kirchstraße gelöst werden, die Ausweisung eines neuen Wohngebiets soll vorankommen, Aktivitäten für eine intakte Dorfgemeinschaft sollen unterstützt werden.

Schweickhardt ist mit seiner Frau Gisela gern auf Flüssen und Meeren unterwegs. Das Paar hat auch schon eine Weltreise hinter sich, die es bis nach Neuseeland, Hawaii und Los Angeles führte. Häufig besuchen sie auch ihren Sohn, der in Singapur lebt. Näher ist der Weg zur Familie ihrer Tochter und ihrer beiden Enkel nach Teningen.

Nach seiner langen kommunalen Tätigkeit hat Schweickhardt jetzt auch wieder mehr Zeit, um in seinem gepflegten Garten tätig zu sein. Sein Resümee macht seine über Jahre praktizierte Einstellung deutlich: "Es hat mir stets Spaß gemacht, mich für Hugsweier einzusetzen und zu wirken."

Designierter Nachfolger von Schweickhardt ist Georg Bader. Der Stimmenkönig der Wahl zum Ortschaftsrat hat signalisiert, das Amt des Ortsvorstehers übernehmen zu wollen. Bader gehört den Freien Wähler an, die die größte Fraktion im Rat stellen (wir haben berichtet).