"Engel"-Wirtin Monja Breig hat als Geschäftsfrau viel dazu gelernt. Ihre Reiseleidenschaft muss aufgrund der Arbeit im Gasthaus derzeit zurückstehen. Foto: privat

Gastronomie: "Engel"-Wirtin Monja Breig über Corona, Reiseträume und einen Auftritt im Fernsehen

Lahr - Monja Breig hat viel erlebt, bevor sie als Pächterin im Familiengasthof Engel in Sulz angefangen hat. Sie wanderte auf dem Jakobsweg, war in Thailand und in der SWR-Dokumentation "Freiheit oder Familientradition" zu sehen. Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung verrät sie ihren großen Wandertraum und erzählt, was sie als Geschäftsfrau gelernt hat.

Frau Breig, wie wirkt sich die Corona-Pandemie auf den "Engel" aus?

Aktuell müssen wir leider geschlossen bleiben. Wir haben uns auch gegen einen Abholservice entschieden, da vor unser Gaststätte eine große Baustelle ist und kein Gast bei uns halten oder parken kann. Sonst hätten wir das gern angeboten.

Die SWR-Doku dreht sich darum, ob Sie Besitzerin vom "Engel" werden. Wie ist Ihre Entscheidung?

Ich habe mich dazu entschieden, erst einmal Pächterin zu sein. Ich möchte schauen, wie sich das, auch finanziell, entwickelt. Für meinen Vater ist es auch vollkommen in Ordnung, dass er erst einmal Besitzer bleibt. Er arbeitet jetzt viel weniger und bekommt meine Pacht als Rente. Es gibt keinen Grund zur Eile.

Waren Sie nervös, als Sie bei den Dreharbeiten das erste Mal vor der Kamera standen?

Ja, war ich. Ich stand nicht nur das erste Mal vor der Kamera, sondern habe mich vorher auch noch gar nicht auf einem Video gesehen und wusste daher nicht, wie ich wirke. Außerdem konnte ich den Film nicht vorab sehen, war also selbst gespannt, was dabei rausgekommen ist. Das Ergebnis fand ich aber gut.

Bevor Sie im "Engel" angefangen haben, waren Sie lange auf Reisen. Hat der Anruf ihres Vaters, er müsse den "Engel" verkaufen, Sie zurückgeholt?

Nicht aus der ganz weiten Welt. Ich war zu der Zeit in der Schweiz, um Geld für eine neue, längere Reise zu sparen. Das wurde dann nichts, als mein Vater mich gefragt hat, ob ich im "Engel" mitmachen möchte, damit uns unser Familiengasthof erhalten bleibt. Da habe ich mich entschieden, nach Hause zu kommen.

Gibt es einen Lieblingsort, den Sie bereist haben?

Das wurde ich schon oft gefragt, aber den gibt es nicht. Mir gefiel es überall gut, weil jeder Ort seine Magie hat. Besonders gern denke ich an Thailand zurück. Da habe ich als Volonteer gearbeitet und viele Freunde kennengelernt. Einige haben mich auch schon in Sulz besucht.

Wie haben Sie Ihre Reise finanziert?

Zum Beispiel, indem ich auf einer Alb als Käserin gearbeitet habe. Auf einer zweiten Alb war ich auch in der Gastronomie tätig. Da habe ich für mich wiederentdeckt, wie viel Spaß es mir macht, in der Gastronomie zu arbeiten. Wie die Arbeit dort funktioniert, hat mir mein Vater schon als Kind beigebracht.

Was waren Ihre liebsten Aktivitäten auf Reisen?

Das Wandern. Meine lange Reisezeit begann 2018 mit dem Jakobsweg. Da hat mir die Verbindung zur Natur am meisten gefallen. Zudem schätze ich die Entschleunigung, wenn ich zu Fuß unterwegs bin.

Haben Sie noch einen Wandertraum?

Ja, ich möchte einmal den Fernwanderweg von Mexico bis Kanada gehen. Da wäre ich dann richtig in der Wildnis. Vor dem Jakobsweg hatte ich noch keine Fernwanderung gemacht. Daher bin ich den Weg gegangen, um auszuprobieren, ob mir so lange Touren überhaupt liegen. Ich habe extra eine Route gewählt, bei der ich nicht so häufig Menschen treffe. Ich kam damit sehr gut klar und es hat großen Spaß gemacht.

In der Dokumentation sprechen Sie davon, dass Ihnen die Arbeit als Geschäftsfrau nicht liegt. Hat sich das als "Engel"-Pächterin jetzt geändert?

Wenn ich wirklich will, könnte ich eine gute Geschäftsfrau sein. Nur manchmal frage ich mich, ob ich das wirklich möchte, dadurch scheitere ich noch daran. Wenn ich meine Anfangszeit im "Engel" aber mit jetzt vergleiche, habe ich schon einiges dazugelernt. Ich bin selbstbewusster und bleibe mir in meinen Entscheidungen treu. Was ich in dem Jahr auch gelernt habe, ist, mir nicht alles zu Herzen zu nehmen. Es geht auch darum, sich zu trauen und was Neues zu probieren.

Sie sind Vegetarierin. Konnten Sie im "Engel" auch neue vegetarische Gerichte durchsetzen?

Ein Rezept für Käsbergle, das sind kleine, Käseberge die außen knusprig sind und innen ist der geschmolzene Käse, habe ich aus der Schweiz mitgebracht und etwas abgeändert. Ich freue mich auch sehr darüber, dass bei uns einmal im Monat Veganer und Vegetarier zum Stammtisch vorbeikommen.

Da überlege ich mir neue Gerichte und mache auch mal etwas mehr. Das kommt dann auf die Tageskarte und ich kann ausprobieren, ob das von den anderen Gästen auch angenommen wird. Und von einigen Gästen habe ich schon gehört, dass sie auch kommen, weil es hier für Vegetarier nicht nur Käsespätzle gibt.  

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