Okan Lülleci freut sich über seinen neuen Haarschnitt, auf den er monatelang warten musste. Frisör Cihan Türk schneidet ihm schon seit 40 Jahren die Haare. Foto: Köhler

Pandemie: Kunden und Betreiber von Friseursalons sowie Blumenläden freuen sich über Öffnungen

Lahr - Friseure, Blumenläden und Gartencenter dürfen seit Montag wieder öffnen, auch der Lahrer OBI hat die Tore seiner Gartenabteilung aufgesperrt. Nach der monatelangen verordneten Schließung atmen Kunden und Verkaufspersonal auf.

Zu den Profiteuren der neuen Corona-Verordnung zählen Blumenläden und Gartencenter. Vor allem beim Gartencenter Sauter herrschte reges Treiben. Auch die Friseure haben viel zu tun. Sie müssen aus Haaren, die seit Monaten keine Schere mehr gesehen haben, wieder eine Frisur zaubern.

Gartencenter

Marina und Harald Zipf aus Ottenheim haben ihren Einkaufswagen bei Sauter ordentlich mit bunten Frühlingsblühern beladen. "Das ist für den Friedhof und den Garten", sagt Marina Zipf und macht aus ihrer Freude keinen Hehl. "Endlich wieder Lebensqualität", so die Ottenheimerin, während sie sich nach den nächsten Blumenschätzen umsieht.

Kundin Marianne Maier aus Ettenheim sieht es genauso: Das Schlendern durch die Regalreihen und der Blick auf Osterglocken und Primeln sei Seelenbalsam nach so vielen Wochen, in denen nur Supermärkte und Drogerien Einkaufserlebnisse bieten konnten. Allerhöchste Eisenbahn sei das jetzt gewesen. Auch Verkäuferin Edith Schmidt ist erleichtert. Vor allem Frühblüher seien jetzt gefragt, außerdem Dekorationen für das Osterfest.

Überrannt wird der Gartencenter Sauter nicht gerade, das verhindern schon die Hygienebestimmungen. Damit Abstandhalten kein Problem ist, ist die Zahl der Einkaufswagen von 250 auf 120 reduziert worden. Der Besuch sei insgesamt aber sehr ordentlich, so Schmidt. Es sei mehr los als an einem normalen Montag.

Im Gartencenter Dehner zieht es die meisten Kunden in den umzäunten Freibereich, wo Primeln, Osterglocken und Co. warten. "Frühlingserwachen" steht auf einem Werbeplakat. Das könnte glatt als Motto des Tages dienen – und zwar auch in der Gartenabteilung von Obi, die im Fachmarktzentrum nicht weit entfernt ist.

In der Obi-Gartenabteilung ist die Zahl der Einkaufswagen auf 80 reduziert worden; man rechne mit 60 Quadratmeter pro Kunde, erzählt eine Verkäuferin. Gekauft werden könne das gesamte Sortiment der Gartenabteilung, also etwa auch Terrassendielen oder Rasenmäher. Der Baumarkt von Obi ist indes weiter geschlossen, bis auf einen auch diesem Montag rege gefragten Abholservice.

Floristen

Im Blumenhaus Griesbaum herrscht große Freude, dass der Laden wieder öffnen darf. Kundin Tatjana Gauk kauft einen bunten Blumenstrauß für ihre Oma zum 82. Geburtstag. "Ein richtiger Besuch ist ja nicht möglich, ich bringe ihr den Strauß an die Haustür. Sie freut sich sicher sehr."

Floristin Maika Aigner stellt ihr den Strauß zusammen. Sie arbeitet seit mehr als 30 Jahren in dem Blumengeschäft. "So etwas wie die Corona-Krise habe ich noch nie erlebt. Meine sechs Kollegen und ich sind immer noch in Kurzarbeit. Meistens sind wir nun zu zweit im Laden", sagt sie. Morgens und mittags seien wieder die ersten Lieferungen gekommen. Maximal fünf Kunden dürfen sich im Laden aufhalten, um die Mittagszeit standen bereits mehrere Blumenliebhaber vor der Tür und haben gewartet.

Bei "La Floristeria" in der Kirchstraße fehlt die Laufkundschaft, erzählt Inhaberin Manuela Gebert. Trotzdem ist sie sehr froh, dass sie nun keine Kunden mehr wegschicken muss: "Während des Lockdowns hat eine ältere Dame im Schaufenster Primeln gesehen, die sie kaufen wollte.

Leider durfte ich sie nicht bedienen, weil ich Bestellungen nur telefonisch annehmen durfte." Eine andere Kundin habe kurzentschlossen die Blumenverkäuferin angerufen und vor dem Schaufenster stehend ihre Bestellung durchgegeben.

Gebert hat die Dekorationstische mitsamt den Gestecken darauf in ihrem Geschäft so aufgestellt, dass ein Rundgang möglich ist und sich niemand in die Quere kommt. Einen Teil des Ladens hat sie abgesperrt, da dort Accessoires und Dekoartikel stehen und sie nur zu einem Anteil von 40 Prozent etwas anderes als Blumen verkaufen darf.

Sie kritisiert, dass Einkaufsmärkte auch Blumen verkaufen durften, wodurch nur wenige Click and Collect nutzten. Außerdem habe sie viele ältere Stammkunden, die nur wenig mit Computern anfangen könnten.

Frisöre

Bei "Haarmoden Krämer" herrscht Ausnahmezustand: Inhaber Jürgen Krämer und zwei Mitarbeiter retten fleißig die Frisuren ihrer Kunden und haben "gar keine Zeit" für ein Gespräch.

"Das Telefon steht nicht mehr still", berichtet Cihan Türk vom Barbershop in der Kirchstraße. Bärte und Augenbrauen darf er noch nicht schneiden, die Kunden müssen während des gesamten Besuchs ihre Maske tragen. Er ist dennoch sehr erleichtert, dass die Frisöre wieder öffnen dürfen. "Meine Kunden haben mir gefehlt. Außerdem gewöhnt man sich daran, nicht zu arbeiten".

Regina Schwendemann und ihre Kolleginnen von Bliss City haben vor zwei Wochen begonnen, ihre Kunden mit ausgefallenen Terminen anzurufen und neue zu vereinbaren. Bis in drei Wochen ist kein Termin mehr frei. Im Laden wuseln fünf Friseurinnen herum, es herrscht eine geschwätzige Atmosphäre. Nur noch die Plexiglasscheiben zwischen den Plätzen und die Masken erinnern daran, dass doch noch nicht alles so ist wie zuvor. "Einige, die zuvor immer eine Kurzhaarfrisur hatten, freunden sich vielleicht nun mit längeren Haaren an", sagt Schwendemann.

Die Kunden sind fröhlich und freuen sich, wieder schön auszusehen. Die Friseurinnen sind glücklich, wieder arbeiten zu dürfen.

Info

Dass auf den Straßen seit Montag etwas mehr los ist, liegt daran, dass Fahrschulen wieder in den Praxisunterricht einsteigen durften. "Wir sind mit wenigen Lücken auf Wochen ausgebucht", sagt Karin Leipner von der gleichnamigen Fahrschule in Lahr.

Ihre Tochter und ihr Sohn sind derzeit als Fahrlehrer unterwegs. Seit dem 18. Januar durften die Fahrschulautos nur für systemrelevanten Unterricht, etwa für Lkw- und Krankenwagenfahrer, aus der Garage. "Wir hatten bis dato einigermaßen aufgeholt, was sich im ersten Lockdown angestaut hatte", sagt Leipner.

"Jetzt geht das Spiel von vorne los." Zunächst sind die "Unterbrecher" dran, danach sollen die "unzähligen Neuanmeldungen" (Leipner) abgearbeitet werden. "Die Arbeit geht uns auf absehbarer Zeit jedenfalls nicht aus." Theorieunterricht ist in Fahrschulen weiterhin nur online erlaubt.