Wenn die deutsche Elf am kommenden Dienstag bei ihrem ersten EM-Gruppenspiel auf Frankreich trifft, werden unsere Nachbarn nicht jubeln – zumindest nicht im Colosseo-Innenhof des Europa-Parks wie hier bei der WM 2018. Foto: Bender

Großveranstaltungen nicht möglich / Gaststätten zeigen Spiele

Lahr und Region - Seit Freitagabend rollt der Ball: Die Fußball-Europameisterschaft hat begonnen. Gemeinsam gucken geht wegen Corona nur im kleinen Rahmen. Den will die Lahrer Gastro-Szene aber voll ausnutzen – und die Stadt auch mal ein Auge zudrücken.

Das Bild ist von vergangenen Fußball-Großveranstaltungen bekannt: Hunderte, gar Tausende Fans, die auf öffentlichen Plätzen vor riesigen Leinwänden ihre Nationalteams anfeuern, mit ihnen jubeln, mit ihnen leiden. Bei der Euro 2020 – so heißt sie trotz der Verschiebung ins Jahr 2021 offiziell immer noch – wird es solche Kollektiv-Szenen nicht geben. Schuld hat wie zumeist in diesen Tage die Pandemie. Die LZ sagt, was bei der Europameisterschaft trotz Corona möglich ist und was nicht – und was in der Stadt geboten sein wird.

Die rechtliche Lage:  Das sogenannte Rudelgucken gilt laut Landes-Corona-Verordnung als "sonstige Veranstaltung" – und ist damit bislang nicht möglich, erklärt Stadt-Sprecher Nicolas Scherger. "Allerdings ist es zulässig, dass die Gastronomie Public Viewing anbietet, als Begleitprogramm und unter Beachtung der geltenden Regelungen für das Gastgewerbe."

Dank der niedrigen Inzidenz im Ortenaukreis dürfen Gaststätten bis 1 Uhr nachts öffnen und damit auch die späten Spiele zeigen. Das gilt aber nur für den Innenbereich. Im Freien ist in Lahr ab 23 Uhr Sperrstunde. "Wir werden bei geringfügen Überschreitungen aber sicher Nachsicht zeigen", sagt Scherger. Das ist bei den 21-Uhr-Partien wichtig. Sie enden – ohne Verlängerung – in der Regel gegen 23.15 Uhr. Kommende Woche will sich die Stadt zu einem Runden Tisch mit ihren Gastronomen treffen. "Da wird das sicher auch Thema sein", so Scherger.

Die (Groß-)Veranstalter: Mario Friese aus Wallburg hat bei vergangenen WMs und EMs regelmäßig Public Viewings in der südlichen Ortenau veranstaltet. "Dieses Jahr sieht es trüb aus", sagt der Veranstaltungstechniker. Zur Vorrunde werde es "definitiv nichts geben". Ab dem Halbfinale kann sich Friese vorstellen, seine Leinwand unter freiem Himmel oder in einer Halle aufzustellen, sollte die Corona-Verordnung die nötigen Freiheiten geben. "Da muss dann aber vieles zusammenpassen. Richtig lohnen wird es sich wohl nicht."

Mächtig was geboten war bei den vergangenen Fußballturnieren immer im Innenhof des Europa-Park-Hotels Colosseo. Weit mehr als 1000 Zuschauer, viele aus Frankreich, verfolgten dort die entscheidenden Partien. "Dies wird aufgrund der aktuellen Auflagen leider noch nicht möglich sein", erklärt Park-Sprecherin Diana Reichle. Man prüfe derzeit aber andere Locations, die in den gesetzlichen Rahmen passen.

Die Gaststätten: Im "Zarko" in der Schillerstraße hat Chef Zarko Juric auf der Terrasse einen großen Fernseher aufgestellt. Darauf werden alle EM-Spiele zu sehen sein, ebenso wie auf drei weiteren TV-Geräten im Lokal. Unter Corona-Bedingungen bietet sein Gasthaus Platz für etwas mehr als 100 Gäste – 50 draußen, knapp 60 drinnen, sagt Juric. Reservierungen fürs Fußballschauen werden im "Zarko" nicht angenommen. "Das haben wir noch nie gemacht: Wer zu uns kommt, ist willkommen."

Andrea Maurer vom "Platzhirsch" am Marktplatz zeigt alle Spiele der deutschen Elf – und zwar auf der Fläche vor dem Lokal. Dass es dabei auch mal etwas lauter und später werden kann, habe in der Vergangenheit zu keinen Problemen geführt, berichtet die Gastronomin. "Da haben sich alle sehr kulant gezeigt." Geht es nach der "Platzhirsch"-Chefin, kommen Jogis Jungs bis ins Finale. "Das wäre natürlich auch gut für unsere Branche."

Die Sportheime: "Wir werden nicht alle Spiele zeigen, aber auf jeden Fall die der Deutschen", sagt Sinan Demir, Inhaber des "Heimspiel" beim FV Dinglingen. Wer in der Club-Gaststätte schauen möchte, sollte im Vorfeld einen Platz reservieren. Drei Haushalte mit bis zu zehn Personen pro Tisch sind laut Corona-Verordnung erlaubt. Drinnen ist eine Leinwand aufgebaut, draußen steht ein zwei Meter breiter Fernseher.

Bei Susanne Schmidlin, Wirtin der Sportgaststätte auf der Klostermatte, sind alle Partien zu sehen. Dafür schließt sie extra ein Abo ab. 30 bis 40 Leute finden innen Platz, wo die Spiele auf einer Leinwand gezeigt werden, 45 können die EM draußen auf einem Fernseher verfolgen. "Ich habe eine große Stammkundschaft. Daher empfehle ich, die Plätze rechtzeitig zu reservieren", sagt Schmidlin, die sich über die EM auch aus wirtschaftlicher Sicht freut: "Es ist toll für den Umsatz, wenn mal wieder etwas geht."

Die deutschen Vorrundenspiele

Hat die deutsche Elf um bei der EM Grund zur Freude? Ernst wird es am Dienstag, 15. Juni, wenn die Nationalmannschaft ab 21 Uhr ihr erstes Spiel gegen Frankreich bestreitet. Am Samstag, 19. Juni, wartet dann ab 18 Uhr Portugal. Anpfiff des letzten Vorrundenspiels gegen Ungarn ist am Mittwoch, 23. Juni, um 21 Uhr. Alle Partien finden  in München statt. Um sich fürs Achtelfinale zu qualifizieren, muss das deutsche Team mindestens Gruppendritter werden.